Dritter Auftritt

[513] Vorige. Wolf aus dem Kabinette rechts. Sein Betragen ist gegen Diener sehr nobel stolz, gegen Höhere sehr demütig.


WOLF hört die letzten Worte. Schon wieder Konferenz? Von wem war hier die Rede?

JOHANN. Von einem guten Freund.

WOLF. Nu ihr seid solcher Freundschaft wert! Ist alles besorgt? Die Gäste bedient?

JOHANN. Auf das pünktlichste!

WOLF. Der gnädge Herr läßt euch verbieten, von den Gästen Geschenke anzunehmen. Ihr habt sie von seiner Freigebigkeit zu fordern.

BEIDE. Dann haben wir dadurch gewonnen.

WOLF. Seid uneigennützig. Das ist eine große Tugend.

JOHANN. Aber eine sehr schwere – nicht wahr, Herr Kammerdiener?

WOLF. Wo ist der Valentin? Hat er die Quittung von der Sängerin gebracht?

FRITZ. Er ist noch nicht zurück, obwohl der gnädige Herr befohlen hat, er müßte bei der Jagd erscheinen, damit die Herren auf der Jagd etwas zu lachen hätten.

WOLF lächelnd. Ein wahrhaft unschädlicher Bursche.

JOHANN. Da sollten doch der Herr Kammerdiener ein Werk[513] der Barmherzigkeit ausüben und den gemeinen Kerl aus dem Hause bringen.

WOLF. Gott bewahre mich vor solcher Ungerechtigkeit. Das wäre gegen die Gesinnung meiner gnädgen Herrschaft. Der Bursche ist zwar plump und roh, doch gutmütig und treu. Dann steht er in der Gunst des Herrn, der seine Diener alle liebt wie eigne Kinder. Ja das ist wohl ein seltner Mann, der in der Welt nicht seinesgleichen findet. Und wollte man sein Lob in Büchern schreiben, man würde nie damit zu Ende kommen. Drum dankt dem Himmel, der euch in dies Haus geführt, denn wer ihm treu dient, der hat sich wahrlich selbst gedient. Das Frühstück für den gnädgen Herrn!

FRITZ. Sogleich!


Geht ab.


JOHANN im Abgehen. Die Moralität dieses Menschen wird mich noch unter die Erde bringen. Ab.

WOLF. Das sind ein Paar feine durchgetriebne Schufte. Die muß ich mir vom Halse schaffen.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 513-514.
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