Vierzehnter Auftritt

[562] Vorige. Betti.


BETTI. Zu Hülfe! Ach Herr Doktor, der Baron ist schwer verwundet. Man suchet Sie!

KLUGHEIM. Heilger Gott, mein Freund! Bleib Sie bei meiner Tochter hier! Kommen Sie, Herr Doktor! Ach, ich bin an allem schuld.


Eilt mit dem Doktor ab.


AMALIE. Was ist vorgegangen?

BETTI. Sie haben duelliert! der gnädge Herr und der Baron.

AMALIE. Ist Julius auch verwundet?


Flottwell tritt aus einer Tapetentür. Er ist bleich und spricht halblaut und schnell.


FLOTTWELL. Nein, er ist es nicht. Zu Betti. Geh auf die Lauer!


Betti geht vor die Tür.


AMALIE. Gott, wie siehst du aus!

FLOTTWELL. Wie ein Mann, der seinem Schicksal trotzt. Doch noch ist nicht mein Glück von mir gewichen, weil ich dich nur sprechen kann. Jede Minute droht. Du mußt mit mir noch diese Nacht entfliehn.

AMALIE. Unmöglich, nein! ich kann den Vater nicht verlassen.

FLOTTWELL. Du hasts geschworen. Denk an deinen Eid.

AMALIE. Doch heute, und so plötzlich –

FLOTTWELL. Heute oder nie! Schon lang ist deine Dienerschaft von mir gewonnen. Nimm Laura mit und nichts von deinem Eigentum. Dein Vater ist erschöpft, er wird sich bald zur Ruhe legen, und wenn auch nicht, verbotne Liebe ist erfinderisch. Ich harr auf dich, nah an der Stadt, bei der verfallenen Kapelle, wo wir uns oft getroffen haben.

AMALIE. Wird sich mein Vater je versöhnen?

FLOTTWELL. Er wirds. Das weite Meer, das seiner Rache trotzt, wird seinem Stolz gebieten. Entschließe dich.

AMALIE. Oh, könnt ich leben ohne dich –

FLOTTWELL. Wenn dus nicht kannst, so sind wir ja schon einig.[562]

AMALIE. Und doch –

FLOTTWELL. Ja! oder Nein! Nein! ist ein Dolch, den du ins Herz mir drückst. Ja! eine Sonn, die uns nach England leuchtet.

AMALIE. Nur eine Frage noch!


Betti schnell.


BETTI. Der Präsident!

FLOTTWELL. Sprich schnell!

AMALIE. Erwarte mich.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 562-563.
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