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[570] Vorige. Flottwell. Amalie.
FLOTTWELL. Ha, seid ihr da? Nun laßt uns schnell von hinnen!
THOMAS. Was fällt Euch ein, wer wird in solchem Wetter fahren!
FLOTTWELL. Wir müssen fort. Ich hab euch ja gedungen!
MAX. Zum Überschiffen. Ja! Allein was zahlt Ihr uns denn fürs Ertrinken?
THOMAS. Der Sturm schmeißt uns den leichten Kahn ja zehnmal um.
MAX. Wir segeln nicht!
FLOTTWELL verzweiflungsvoll. Ihr müßt.
THOMAS UND MAX. Wir wollen nicht!
AMALIE für sich. O Gott, du strafst mich schon in dieser Stunde.
FLOTTWELL. Ich brenn dir diese Kugel durch den Kopf.
Hält ihm ein Terzerol vor.
THOMAS schlägt ihm das Pistol mit dem Ruder aus der Hand. Laßt doch das dumme Zeug. Das Wetter wird schon knallen lassen.[570]
MAX. Da müßt Ihr uns auf andre Weise zwingen.
FLOTTWELL. Wohlan, ich gebe euch zweihundert Louisdor, wenn wir den See im Rücken haben.
THOMAS. Das ist ein Wort! Zu Max. Willst du dein Leben wagen?
MAX. Warum nicht? Wenn ich hin bin, bin ichs nicht allein.
Schlägt ein.
THOMAS schlägt in Flottwells Hand. Potz Sturm und Klippen denn, es gilt. Doch hört, daß uns das Frauenzimmer da nicht etwa schreit. Die See ist wie mein böses Weib, wenn man sich fürchtet, treibt sies immer ärger, doch schlägt man mit dem Ruder tüchtig sie aufs Maul, da gibt sie nach. Nun kommt!
FLOTTWELL. Nun auf gut Glück!
Sie gehen alle vier nach dem Schiff.
Musik beginnt. Nach einigem Herumwerfen des Kahns steuern sie fort. Das Gewitter wütet. Es schlägt ein. Dies drückt die Musik aus. Seemöven fliegen über die Bühne. Doch plötzlich läßt der Sturm nach, die Wogen gehen niedrer. Der Mond wird zur Hälfte zwischen den Wolken sichtbar und wirft seinen Schein auf den Bettler, welcher auf einem kleinen kaum bemerkbaren Kahn mit einem vom Sturme zerrissenen Segel gebeugt sitzend sachte vorüberfährt. Die Musik spielt die Melodie seines Bettlerliedes. Wenn er fort ist, vermehrt sich der Sturm, und die Kortine fällt.
Ende des zweiten Aufzugs.
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