Dritter Auftritt


[424] Musik.

Lucina sinkt schnell auf Rosenschleiern, die auf weißen Wolken ruhen, auf die Erde nieder. Angst beflügelt ihre Worte.


LUCINA.

Was hört ich für Flüche im Hain hier ertönen?

Es beben die Lüfte, die Felsen erdröhnen.

Hin brauset der Frevler durch waldige Nacht,

Zu liefern die gräßliche Höllenschlacht.

So mußte auf Erde ein Bösewicht reifen,

Ders wagt, nach der schrecklichen Krone zu greifen.

Agrigent ist verloren, es jammert die Welt,

Wenn ihn nicht die Macht der Erinnyen fällt.

Was soll ich beginnen, ihr blutigen Stunden,

Zu strafen den Frevel, zu heilen die Wunden?[424]

Er muß ja die grausige Tat erst vollstrecken,

Will ich hier die rächenden Furien wecken.

Nur Tod sprengt des Fatums gewaltige Ketten.

Drum muß ich das Leben des Königs erretten.

Schon rennt durch die Straßen der gierige Troß.

Es werde die Wolke zum flüchtigen Roß!


Die Wolke verwandelt sich in ein schwarzes Roß mit

goldnem Zaum, im gestreckten Galopp. Lucina setzt sich schnell auf selbes.


Nun Rappe, nun magst du die Lüfte durchschnauben,

Wir wollen den Mörder der Beute berauben!


Das Roß fliegt pfeilschnell ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 424-425.
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Die unheilbringende Zauberkrone
Raimundalmanach / Die unheilbringende Zauberkrone: Oder König ohne Reich, Held ohne Mut, Schönheit ohne Jugend