Zweiter Auftritt


[301] Voriger. Gluthahn. Alzinde.


GLUTHAHN hat Alzinden an der Hand und sieht zur Tür herein. Euer Gstreng verzeihen, ich möcht – Zu Alzinde. So geh herein, mein liebe Alte, laß dich nicht so ziehen, es nutzt dir nichts. Er zieht Alzinden herein.

ALZINDE. Sklavin bin ich eines Sklaven.

HÄNFLING. Nun, was ist das für ein Auftritt, was will das Lumpenpack herin?

GLUTHAHN. Sein Euer Gstreng nicht gar so ungnädig, ich bin der alte Gluthahn von der Windalm hint, ich möcht gern mit den gnädigen Herrn von Haus reden, er kennt mich schon, ich bin sein Holzlieferant, und wenn er unser Alm besteigt, so bleibt er bei mir über Nacht.

HÄNFLING für sich. Das ist eine Bettelei. Laut. Er ist nicht hier.

GLUTHAHN. Ah, ich hab ihn ja am Fenster gsehen.

HÄNFLING. Er ist doch nicht hier, und wenn Er ihn an allen Fenstern zugleich gesehen hat.

GLUTHAHN. Ah so. Heuchlerisch. Bitt gar schön, Euer Gstreng, erlauben S' ihms, daß er hier sein darf.[301]

HÄNFLING. In solchem Aufzug laß ich niemand vor. Was hast du mit dem Weib da, was drückst du ihr die Hände so zusammen?

ALZINDE welcher Gluthahn mit der linken Hand beide Hände zusammenklammert und sie so hält, spricht unruhig. O Fremdling, nimm dich meiner an!

GLUTHAHN heimlich zu ihr. Wanns du was sagst zu ihm, ich bring dich um.

ALZINDE reißt sich los von ihm und stürmt zu Hänflings Füßen und umklammert sie. Laß mich! Zu Hänfling. Fremdling, höre mich –

HÄNFLING stößt sie von sich. Was willst du, schmutzge Bettlerin?

ALZINDE steht plötzlich stolz auf. Nichts von dir, gar nichts, Freund, ich habe dich verkannt. Setzt sich in einen Stuhl und seufzt tief. Ach! Und verhüllt ihr Antlitz.

GLUTHAHN schadenfroh. Jetzt hat sie ihms gegeben. Das ist ihn gsund.

HÄNFLING. Was will das Weib?

GLUTHAHN. Mit Ihren gnädigen Herrn möcht s' reden.

HÄNFLING. Das kann nicht sein, packt euch jetzt fort, er ist nicht hier.

GLUTHAHN. Er wird gleich kommen. Euer Gstreng haben halt ein kaltes Gemüt, ich sehs schon, ich werd Euer Gstreng morgen ein sechs Stoß harts Holz hereinführen. Das gibt ein rechte Glut, da taut der Mensch schon auf. Euer Gstreng, mir scheint, ich höre ihn reden drin, auf die Letzt ist er doch zu Haus.

HÄNFLING. Das ist nicht möglich. Geht an die Tür und sieht hinein. Meiner Seel, er ist zu Haus! wie man sich irren kann. Ich will jetzt für Ihn sprechen. Doch daß Er sich nicht untersteht und schickt mir einen Splitter Holz, ich laß mich nicht bestechen. Wenn Er es morgen bringen will, so laß er sich den Keller zeigen und leg Er es hinein, mich gehts nichts an, ich will nichts davon wissen. Abgehend. Das ging' mir ab, das wär nicht schlecht. Ab.

GLUTHAHN. Ah, ist ein Ehrenmann der Herr Hänfling, er meld kein Menschen an, aber so sechs tüchtige Stöße, die[302] bringen einem schon vorwärts bei ihm. Zu Alzinde. Nu, was machst denn, du mein altes Kapital? Beiseite. Wenn ich s' nur zum weinen bringen könnt.

ALZINDE. Mensch, was hast du mit mir vor, welch böser Geist bestimmt dich, so an mir zu handeln?

GLUTHAHN. So sei nur nicht so kindisch, liebe Alte, du verkennst mein Herz, ich meins ja gut mit dir, du kriegst das schönste Leben. Sei still – der gnädge Herr.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 301-303.
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