|
[296] Courage, Grete.
COURAGE. Bist du da, Gretchen?
GRETE. Je, sieh da, Courage, kömmst du?
COURAGE. Wie du wohl siehest.
GRETE. Du herzer Courage du, du kannst mir's nicht gläuben, wie mir so bange nach dir gewesen ist. Ich dachte, du würdest gar nicht wiederkommen.
COURAGE. Je, wenn's meinem Herrn seinen Kopfe hätte nachgehen sollen, so würdest du mich wohl schwerlich wieder bei dir gesehen haben.
GRETE. Warum aber?
COURAGE. Mein Herr, der will's durchaus nicht haben, daß ich dich heiraten soll.
GRETE. Was ist aber die Ursache?
COURAGE. Ja, du herzes Kind, das kann ich dir selbst nicht sagen.
GRETE. Was wird aber nun draus?
COURAGE. Je, was wird draus werden?
GRETE. Das wäre eine schöne Sache, und ich habe meines Grafens seinen Konsens schon weg. Er hat mir auch schon Glücke darzu gewünscht und ein Hochzeitsgeschenke versprochen.
COURAGE. Ja, wenn ich dieses auch von meinem Herrn hätte bringen können. So aber will er durch aus nicht.
GRETE. Je, wenn er nicht wollte, so wüßte ich schon, was ich im Sinne hätte.
COURAGE. Je, was denn?[296]
GRETE. Wenn ich an deiner Stelle wäre und mein Herr, der wollte nicht zugeben, daß ich sollte eine Frau nehmen, so wollte ich ihm gleich den Stuhl für die Türe setzen, denn es gibet Herrendienste genug bei Hofe.
COURAGE. Das ist alle wahr, Gretchen, alleine wenn ich dieses auch täte und liefe hernachmals die ganze Welt durch und durch, so bekäme ich doch keinen solchen guten Herrn wieder, als ich jetzo habe.
GRETE. Das wäre viel.
COURAGE. Ja, Gretchen, das ist wahr. Ich habe solche Tage bei ihm, die ich mir nicht besser wünschen könnte, und ich mag ihn ansprechen um was ich will, so gibt er mir's; nur eine Frau will er mich nicht nehmen lassen.
GRETE. Was wäre mir aber das!
COURAGE. Weißt du was, Gretchen, ich bin diesen Abend bei einem Advokaten gewesen und erzählte ihm meine Sache. Der Mann aber hatte sich so bestialisch vollgesoffen, daß er nicht einmal wußte, was er mir antworten sollte. Ich soll aber morgen früh wieder zu ihm kommen.
GRETE. Ach, du herzer Courage! Wenn du die Sache unter die Advokaten spielen willst, so werden sie einen Prozeß aus dem Konsense machen, der in zwanzig Jahren nicht aus wird.
COURAGE. Ich kann ja leichte mit ihm reden, damit ich nur höre, ob er's vor ratsam hält, daß ich meinen Herrn wegen des Konsenses bei dem Könige verklagen soll.
GRETE. Das wollte ich dir nun auch nicht raten.
COURAGE. Warum aber nicht?
GRETE. Man sieht, wie es geht, wenn man seinen eigenen Herrn bei der hohen Obrigkeit verklagt. Man habe auch recht, wie man will, so wird einem armen Diener doch nicht geholfen. Mein Rat wäre, du gäbest ihm gute Wort. Vielleicht läßt er's noch geschehen, dann zu einem Advokaten zu gehen, rate ich dir durchaus nicht.
COURAGE. Ich will her sein und morgen früh nüchtern noch einmal mit meinem Herrn aus der Sache reden. Will[297] er, wohl gut, will er aber nicht, so will ich mir ein Klageschreiben machen lassen und ihn ordentlicherweise bei dem Könige dieserwegen verklagen.
GRETE. Je nu, nu, meinen Willen hast du. Wenn du aber dadurch dir deinen Herrn zum Feinde machest, so gib mir die Schuld hernach nur nicht.
COURAGE. Ich will das Ding schon machen. Bekümmere dich nur um nichts. Aber höre, Gretchen, um welche Zeit mag es jetzo wohl sein?
GRETE. Der Wächter hat, deucht mich, elfe gerufen.
COURAGE. Ist es denn schon so spät?
GRETE. Es war ja bald zehn Uhr, wie der Herr Graf mit seinen Leuten nach Hause kam, und das verzog sich auch wohl eine halbe Stunde. Nun, wie lange sind wir denn wohl hier?
COURAGE. Schläft denn dein Herr schon?
GRETE. Ach ja, es ist alles zu Bette.
COURAGE. Liegen sie denn nun alle auf einer Streu?
GRETE. Alle miteinander.
COURAGE. Ich möchte das Nachtlager doch gerne sehen.
GRETE. Verzieh, ich will dir's öffnen. Gehet ab.
COURAGE. Ei ja, Gretchen, ich will dir ein andermal wieder was zu Gefallen tun.
Graf Ehrenfrieds Schlafzimmer wird eröffnet und zeiget eine Straputzke, worauf der Graf mitten unter seinen Leuten auf der Erde liegt, und haben sich alle mit ihren Röcken zugedeckt.
Ausgewählte Ausgaben von
Graf Ehrenfried
|
Buchempfehlung
Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«
74 Seiten, 4.80 Euro