Elfter Auftritt

[322] Leonore.


LEONORE. Je, daß doch solchen Praktikenmachern flugs die Hälse gebrochen wären mit ihren vermaledeiten Intrüschen. Man denke nur, da ließ ich mir gestern bei dem sogennanten Fleckschreiber ein Supplik machen wegen meines Grafens und sagte ihm doch alles vor, wie er's machen sollte. So hat der Mann Zeug hineingesetzt und den Grafen so heruntergemacht, daß es die Schweine nicht einmal gefressen hätten. Und wenn der König nicht so allergnädigst[322] gewesen wäre und Mitleiden mit meinem Zustande gehabt, ich würde fein viel damit ausgerichtet haben. So aber hat er mir versprochen, der Graf sollte und müßte mich heiraten. Er wollte gleich zu ihm schicken und ihm bei seiner höchsten Ungnade ansagen lassen, wofern er's nicht tun wollte, sollte ihm von Stund an der Hof verboten sein. Ich denke, Graf Ehrenfriedchen wird sich auch solches nicht weigern; bin ich ihm zuvor gut genug gewesen, so kann er jetzo auch mit mir zufrieden sein und mich zu seiner Frau Gemahlin machen. Ihro Majestät haben mir auch auf das Beilager 4000 Rthlr. Hochzeitgeschenke zugesagt, und wenn der Graf das hören wird, daß ich soviel Geld bekommen werde, so wird er sich wohl nicht lange sperren. Drum will ich geschwinde, geschwinde gehen, vielleicht kann heute noch gar Hochzeit werden.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 322-323.
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