Neunzehnter Auftritt

[328] Herr Johannes zu den Vorigen.


JOHANNES. Topp! Es lebe!

EHRENFRIED. Sieh da, Bruder Poltermatz, wo kömmst du her?

JOHANNES. Ein Schelm heißt mich so, Ihro Gnaden.

EHRENFRIED. Du Narr, du wirst nicht böse werden.

JOHANNES. In deinen Namen, ja.

EHRENFRIED. Ei, du bist ein brav Mann.

JOHANNES. Ehrlich, gottlob, das bin ich auch.

EHRENFRIED. Du bist mein lieber Bruder, ein Schelm müßte dich tadeln.

JOHANNES. Das war ein Wort.

EHRENFRIED. Was bringst du denn Guts, Bruder?

JOHANNES. Ihro Gnaden, ein klein Restchen. Langet einen Auszug aus den Schubsacke.

EHRENFRIED. Wieviel ist es denn?

JOHANNES. Sechzehn, gottlob. Gibt ihn den Zettel.

EHRENFRIED. Sechzehn Kannen?

JOHANNES. Ja, Ihro Gnaden, nicht mehr als sechzehn.

EHRENFRIED. Höre Bruder, ich werde morgen Beilager haben, und darzu muß ich ohndem noch mehr Wein bei dir holen lassen. Nimm den Zettel nur so lange wieder zu dir und bring's hernach in eine Summa.

JOHANNES. Was du sagst!

EHRENFRIED. Auf mein Wort, dieses hier soll meine Gemahlin werden.

JOHANNES. Ei nee!

EHRENFRIED. Es ist nicht anders; wie gefällt dir denn meine Braut?

JOHANNES. Ein wacker Mensch, schöne, wohl gewachsen und auch fein quappelich, gottlob.

EHRENFRIED. Du wirst ja auch zu mir zur Hochzeit kommen?[329]

JOHANNES. Topp! Mache nur, daß es bald wird, ich will schon kommen.

EHRENFRIED. Aber guten Wein mußt du mir zukommen lassen.

JOHANNES. Momflere, ich will dir einen Wein lassen, desgleichen du dein Lebtag nicht getrunken hast.

EHRENFRIED. Das wäre ja brav.

JOHANNES. Und wenn's nicht wahr ist, so bin ich ein Schelm.

FORTUNATUS. Das bist du auch.

JOHANNES. In deinen Namen, ja!

FORTUNATUS. Nein, Bruder, in deinen Namen.

JOHANNES. Ja, du schierst mich wohl.

FORTUNATUS. Nein, Bruder, es ist so böse nicht gemeinet, du bist ein brav Mann.

JOHANNES. Was bin ich, he?

FORTUNATUS. Ein brav Mann bist du.

JOHANNES. Das war ein Wort.

EHRENFRIED.

Kommt, lasset uns fein bald zum Hochzeitschmause schicken.

Denn morgen ist der Tag, da neues Glücke lacht.

COURAGE.

Je, Gretchen, wie will ich dich an mein Herze drücken.

GRETE.

Ein Schelm, der es auch nicht fein appetitlich macht.

LEONORE.

Mein allerliebster Graf, wie halten wir's denn morgen?

An welchem Ort soll denn das Hochzeitfest geschehn?

EHRENFRIED.

Dafür laß ich allhier die Hochzeitbitter sorgen,

dieselben werden schon auf das Logis mit sehn.

JOHANNES.

Momflere, komm du zu mir und schlaf bei meiner Dicke,

laß deine Braut mit mir in deinen Namen gehn.

EHRENFRIED.

Nein, Bruder Poltermatz, ich danke für das Glücke.

JOHANNES. Ein Schelm, der heißt mich so.[330]

EHRENFRIED. Du wirst a Scherz verstehn.

JOHANNES. In deinen Namen, ja.

EHRENFRIED.

Du bist mein lieber Bruder,

ich halte viel auf dich, ich will nicht ehrlich sein.

JOHANNNES.

Momflere, und leb ich gleich bisweilen mit in Luder,

hab ich doch bei der Stadt, gottlob, den besten Wein.

EHRENFRIED.

Auf, Hochzeitbitter auf, schickt euch zum Grand-Ballette

und exerzieret noch einmal den neuen Tanz!

LEONORE.

Hernach, mein werter Graf, so gehen wir zu Bette.

GRETE.

Und morgen setz ich auf den schönsten Blumenkranz.


Ballett von des Grafens Hochzeitbittern.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962.
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