An mine letzten Landslüd',
de Laitdlüd' in Meckelnborg un Pommern
Seiht, wenn ji jug hewwt suer warden laten
Un hewwt de Saat ok schön bestellt,
Un't fehlt jug grad de Regen för de Saaten,
Denn is dat weggesmäten Geld.
Ja, Vadder, dat's sihr argerlich!
Indessen doch ... denn helpt dat nich!
Un wenn ji jug so'n schönes brunes Fahlen
So in de Hand heww't rinne fött,
Un't will nich trecken, mag't de Düwel halen!
Taumal wenn't Spatt noch rute trett.
Ja, Vadder, dat's sihr argerlich!
Indessen doch ... denn helpt dat nich!
So is dat just ok mit min Bäukerwesen:
Gew ick mi ok noch so vel Mäuh,
Un't fehlt de Häg', wenn ji dat lesen,
Denn is de ganze Pott entwei;
Un, mine Herrn, dat's argerlich!
Indessen doch ... denn helpt dat nich!
[7]
Un wenn nu just dit letzte von min Bäuker,
Wat ok bi Lütten ran is fött,
Nich trecken wull, denn hal dat ok der Deuker,
Denn bün ick ok üm all min Pött.
Un, Herrn, dat wir doch argerlich,
Indessen doch ... denn helpt dat nich!
Un wenn von jug nu einer gor süll meinen,
Ick hadd em meint un sinen Stand,
Denn, mein ick, meint hei falsch; ick mein hir keinen,
Un sine Meinung is en Unverstand.
Ja, äwer 't wir doch argerlich,
Indessen doch ... denn helpt dat nich!
Nigen-Bramborg, den 7. November 1862
Fritz Reuter
[8]
Ja, ja! So was't nich ümmer. – Wer up Stun'ns mit 'ne witte Lin tau Stadt führt un sin por Buddeln Schampagner drinkt, den sin Vader satt mäglicher Wis' bi Lüttjedünn, un sinen Lintägel bünn Mutter mit en Strumpenband tausam. As de Schepel Weiten, grot Maat, virtwis up de Landstrat för sößteihn Gröschen an de Daglöhners tau Swinfauder uthäkert un 'ne ganze Fuhr Hawern tau Rostock gegen en Haut Zucker ümtuscht würd – ach! dunn was't slimm in Land Meckelnborg.
Meckelnborg is en schön Land, 't is en rik Land, un för allen kann't den Landmann woll gefallen; äwer dunntaumalen gung de Not in den Lan'n üm, un deLandrider kloppte an de Dören, dat hei Pacht halen wull, un wer s' noch gewen kunn, de gaww sin Letzt, un wer s' nich mihr gewen kunn, de würd afmeiert.
Äwer dorüm brukt keiner tau glöwen, dat tau jennen Tiden uns' Landlüd' as de Swekspöhn in'n Lan'n rümmer wankt sünd un dat einer ehr dat Vaderuns' dörch de Backen hett lesen kunnt – ne! – 't wiren grad so'ne richtigen Kinner as up Stun'ns, blot dat sei dunn annersüm reken müßten. –[9] Nu heit dat: »Dat Pund Botter kost't teihn Gröschen, makt up en Zentner so un so vel, un wenn ick so un so vel Zentner verköp, denn kann ick mi allein ut luter Botter 'ne Glaskutsch un vir einkalürige Mähren anschaffen.« – Dunn heit dat: »Wat, Mutter? de Botter kost't twei Gröschen? Dorför känen wi s' allein upeten. – Wat, Mutter? – De Slachter will fiw Daler för dat Fettswin gewen? Snid em den Hals af, Mutter, smit em in uns' eigen Päk.« – Un dorbi wiren de ollen Burßen ganz gesund, un wat de forschen Bük anbedrapen deiht, de sick hüt tau Dag' äwer den Damm wöltern, de wiren dunnmals, in de twintiger Johren, ebenso begäng' as up Stun'ns; blot mit Schauster- un Sniderreknungen stunn't slichter, un wat bor Geld heiten ded, kregen de ollen Knawen irst tau weiten, wenn s' Pacht betahlen süllen.
Ja, 't is beter worden in de Welt, un wenn de Preisters ok dusendmal seggen, dat de Welt slichter ward, in de Welt ward't äwer beter.
»Gun Morgen, Herr Amtmann Wilbrandt!« – »Gun Morgen, oll Fründ, kamen S' her, will'n beten frühstücken.« – »Gun Morgen, Vader Hellwig!« – »Ach, gahn S' mi von den Liw', ick bün verdreitlich.« – »Na, wat is Sei?« – »Wat mi is? Vel is mi. Binah up dat Duwwelte hewwen sei mi up de Pacht set't, un dit Johr hett Zirzow dat Sinige dahn, un nu sitt ick dor mit twintigdusend Daler un weit nich, wo ick s' unnerbringen sall. De Rostocker Bank nimmt kein Geld mihr an, un wat denn? Ne, Wilbrandt, de Welt is tau slicht!« – »Ja, sei is slicht«, seggt de Herr Amtmann, un ick segg ok: »Ja, slicht is sei« un denk dorbi gor noch nich mal an dat vele Geld, wat ick in den negsten Termin unnerbringen sall. – »Ja«, seggt Wilbrandt, »wer Deuwel dacht vördem an Hypotheken?« – »Nich wohr, Brauder?« seggt Vader Hellwig, »dor dacht kein Minsch an. Süh mal, wenn ick mit min Gesicht nah den ollen Salomon in Stemhagen kamm un wull Geld hewwen, denn säd hei tau mi: ›Hellwigching, Sei hewwen en ihrlich Gesicht, Sei hewwen en Pockengesicht – schadt em nich, Geld sälen Sei doch hewwen.‹ Un denn müßt ick[10] bi em de Nacht bliwen un müßt bi em in eine Stuw' slapen, un wil dat ick de slichte Gewohnheit an mi heww, mi in den Slap tau roken un mit 'ne frisch angebren'nte Pip tau Bedd tau gahn, un hei 'ne grote Angst vör Füer hadd, rep hei ümmer von Tid tau Tid: ›Hellwigching, roken Sei noch?‹ – Ja, 't was 'ne schöne Tid!« – »Ja«, seggt de Herr Amtmann, »un wat was't för 'ne Lust, wenn wi so'n lütten Posten Schulden afbetahlen kunnen! – Mine beste Tid is eigentlich mit mine letzten Schulden fläuten gahn. – Ja, 't was doch 'ne schöne Tid.« – »Ne«, segg ick, »de Tid was slicht. Ji hewwt jug dörch de Tid dörchslagen, un dorför hürt jug allen Ihr un Respekt; äwer männigein hett't nich kunnt, un't was doch ok en braven Kirl.« – Dünn kamm de Herr Gaudsbesitter, Herr XYZ, an den Disch un slog mit de ollen dicken Knäwel vör uns up, dat de Buddeln up den Disch danzen deden, un säd: »De sick dunn nich dörchfunnen hadden, dat wiren Lumpenhun'n.« – »Wat?« säd de Amtmann. »Hewwen Sei hir wat tau reden?« – Un de oll Vader Hellwig stunn up un kek em mit sin oll ihrliches, isengrages Gesicht an: »Sie sünd ein Jüngling, Sie haben das schöne Gut von Ihre Herrn Eltern geerbt; was mit der Zeit vermacht ist, davon haben Sie keine Ahnung. Sei weiten't, oll Fründ«, säd hei tau mi, »un nu vertellen S'.« – »Ja«, säd ick, »vertellen will ick't.«[11]
Ausgewählte Ausgaben von
Olle Kamellen
|
Buchempfehlung
Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.
98 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro