55. Mutter hett ümmer recht

[162] As Anno achtunvirtig jedermann

So'n beten ut en Hüschen kamen was,

Dunn was ok unsen Eddelmann

Di de Geschicht nich recht tau Paß:

Hei smet sick äwer Kopp verlangst

Ganz in de Poletik herin

Un kreg dat glik mit so 'ne Angst,

As wenn em dat an't Lewen güng,

As wenn wi em all köppen wullen;

Un dorbi satt hei stiw vull Schullen.

Na, as hei glöwen ded, de Sak, de güng verdwas,

Un as em 'n beten huddlig was,

Dunn schickt hei uns en grotes Schriwen:

Wi süll'n sin trugen Buren bliwen,

Mit em in eine Karw rin hau'n;

Hei wull uns ok wer weit wat dauhn;

Un süll'n uns nich uphitzen laten,

Vör allen nich von Juden und Avkaten,

De hadden all so vel verführt,

Sei wiren nich dat Pulver wirt.

De Breiw was an min'n Nahwer Brümmer,

So heit dormals de Schult mit Namen.[162]

De Schult schickt nu den Knüppel rümmer

Un lett dat Dörp tausamen kamen.

Na, ick güng hen. Tausam was all de Klunker

Von all de Bur'n. Doch Gott erbarm!

Wat hadden s' för en Düwelslarm!

»Wat will de Kirl, wat will de Junker?

Wat? Hei will lang' uns noch befehlen?

Dat Stück, dat sall nich länger spelen!

De Ritterschaft, de möt dat liden!

Wi hewwen nu ganz ann're Tiden.

Wat? Hei will uns noch kaschelieren

Un is doch sülwst so'n groten Snurrer?

För all sin schönen glatten Würden

Geww ick nich desen Pipenpurrer!«

Un so gung't ümmer düller furt,

Kein Minsch verstunn sin eigen Wurd.

Na, as sei nu so rümmer streden

Un up den Eddelmann so rümmer reden

Un doch nich kemen tau en richt'gen Zweck,

Dunn krop uns' Schultenmutter ut de Eck

Bi'n warmen Aben rut un säd:

»Nu holl't dat Mul, wenn ick hir red!

Dat is nu so, so as dat is.

Dat ein is äwer ganz gewiß:

Hei seggt, ji sälen jug von Juden un Avkaten

Nich in de Fingern krigen laten,

Un dat möt ick verstännig heiten,

Un dorin hett hei seker recht:

Dat möt hei sülwst am besten weiten,

De heww'n em in sin Schullen bröcht.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 162-163.
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