Dritter Auftritt

[16] Die Vorigen. Drei Diener. Später Sir Tristan.

Nr. 3. Rezitativ und Terzett


ERSTER DIENER meldend.

Gnaden Tristan Mickleford –

ZWEITER DIENER.

Parlamentes edler Lord –

DRITTER DIENER.

Stallpräfekt und Pagenleiter –

LADY.

Und so weiter und so weiter!

SIR TRISTAN tritt gravitätisch ein.

Schöne Lady und Cousine,

Fräulein Ihrer Majestät,

Voll Respekt ich mich erkühne –

LADY ungeduldig.

Weiter, Mylord, es wird spät.

NANCY.

Weiter, Mylord, es wird spät.

TRISTAN.

Wollte fragen –

LADY.

Nun, so fraget!

TRISTAN.

Ob Sie sanft zu ruhn geruht?

Ob der Tag zur Freude taget?

LADY zu Nancy.

Gib ihm Antwort!

NANCY.

Leidlich gut.

TRISTAN.

Nach Belieben Lustbarkeiten

Vorzuschlagen bin so frei:

Hahnenkampf und Eselreiten –

NANCY.

Mylord sind doch auch dabei?

TRISTAN zärtlich.

Ein Spaziergang –

LADY.

Ich verzichte!

TRISTAN.

Pferderennen –

LADY.

Oh, ich weiß,

Wie gering Sie von Gewichte

Und wie sicher drum der Preis.

TRISTAN.

Ha, sie lächelt! Gutes Zeichen,[16]

Meine Liebe rühret sie.

Sprödes Herz, dich zu erweichen,

Fordert Klugheit und Genie.

LADY UND NANCY.

Ha, der Narrheit ohnegleichen!

Solche Einfalt sah man nie.

Liebe will der Tor erreichen

Träumt von Seelenharmonie.

TRISTAN.

Ha, sie lächelt! Gutes Zeichen,

Meine Liebe rühret sie.

NANCY.

Solche Einfalt sah man nie.

TRISTAN.

Ha, sie lächelt! Gutes Zeichen,

Meine Liebe rühret sie.

Sprödes Herz, dich zu erweichen,

Fordert Klugheit und Genie.

LADY UND NANCY.

Ha, der Narrheit ohnegleichen!

Solche Einfalt sah man nie.

Liebe will der Tor erreichen,

Träumt von Seelenharmonie.

TRISTAN.

Karussell!

LADY.

Sir, meinen Fächer!

TRISTAN nachdem er den Fächer geholt.

Wasserfahrt!

LADY.

Sir, mein Flacon!

TRISTAN erschöpft.

Oh!

NANCY beiseite.

Die Liebe wird schon schwächer.

LADY.

's ist so kalt im Pavillon,

Schließen Sie das Fenster eilig!

TRISTAN schließt das Fenster.

Hetzjagd!

LADY.

Oh, wie wird es heiß.

Luft! Das Fenster!

TRISTAN.

Öffnen?

LADY.

Freilich!

NANCY beiseite.

Mylord läuft um den Preis.

TRISTAN.

Ha, sie lächelt! Gutes Zeichen,

Meine Liebe rühret sie.

Sprödes Herz, dich zu erweichen,

Fordert Klugheit und Genie.

LADY UND NANCY.

Ha, der Narrheit ohnegleichen!

Solche Einfalt sah man nie.

Liebe will der Tor erreichen,

Träumt von Seelenharmonie.

[17] MÄGDE hinter der Szene.

Wohlgemut,

Junges Blut,

Über Weg,

Über Steg,

Munter fort,

Hin zum Ort,

Wo uns Ruh

Winker zu!


Immer reg',

Nimmer träg'

Wandern wir mit lust'gem Sang.

Guter Ding,'

Froh erkling

Unser Lied den Pfad entlang.

LADY.

Was ist das?

NANCY.

Wie froh das klinget.

TRISTAN.

Froh? Bah! Ungemein gemein!

LADY.

Wie froh das klinget.

TRISTAN.

Kann solch Volk so glücklich sein?

LADY.

Glücklich, wer so harmlos singet.

NANCY die ans Fenster getreten.

Oh, nun weiß ich! Markt ist heute,

Wo die Mägde sich vermieten.

Hin nach Richmond ziehn die Leute,

Sich den Pächtern anzubieten.

MÄGDE.

Wohlgemut,

Junges Blut,

Über Weg,

Über Steg,

Munter fort,

Hin zum Ort,

Wo uns Ruh

Winket zu!


Immer reg',

Nimmer träg'

Wandern wir mit lust'gem Sang.

Guter Ding',[18]

Froh erkling

Unser Lied den Pfad entlang.

NANCY.

Mit dem Ränzel unterm Arm

Und dem Strauße auf dem Hut

Erst zum Tanze zieht der Schwarm,

Dann zum Werk mit frohem Mut.

TRISTAN.

Dummer Brauch!

NANCY.

Gar alte Sitte!

LADY.

Ach, wie hübsch, das möcht' ich sehn,

Unerkannt dort in der Mitte

Der vergnügten Menschen stehn.

TRISTAN.

Albernheiten!

LADY beleidigt.

Sehr verbunden!

Nun gerade will ich's tun,

Weil Sie albern es gefunden.

TRISTAN entsetzt.

Euer Gnaden will geruhn?

LADY zu Nancy.

Nancy! Her die Bauernmieder

Von der letzten Maskerade.

TRISTAN.

Wie? Sie lassen sich hernieder?

LADY lächelnd.

Das, Mylord, erhöht gerade!

Hin zum lustigen Galopp

Martha, Nancy und


lachend


Sir Bob!

TRISTAN.

Wer ist Bob?

LADY UND NANCY ihm einen Bauernhut aufstülpend.

Ei! Das sind Sie!

TRISTAN.

Nimmermehr! Ich tu's nicht.

LADY.

Wie? Tristan, ist das Ihre Liebe?

TRISTAN.

Ach!

LADY.

Ist das Ihre Liebe? Sie bitten, ich verzeihe!


Kokett ihm einen Strauß reichend.


Sieh, Freund Bob, was ich dir weihe!

Und jetzt, muntre Nancy, übe

Ihn zum plumpen Bauerntanz.

TRISTAN.

Nimmer werd' ich mich verstehen.

LADY.

Bob, hübsch plump, es wird schon gehen.

Was man sein will, sei man ganz.

NANCY vortanzend.

So recht kräftig, derb und heftig,

Linkisch einwärts auf und ab –

Hut im Nacken, mit den Hacken

Stampfend wie im kurzen Trab.[19]

TRISTAN versucht.

Was? Ich sollte –

LADY streng.

Wie ich's wollte!

TRISTAN.

Nimmermehr!

LADY.

Nun hin und her!

TRISTAN.

Ich, ein Lord!

NANCY.

Nur hübsch so fort.

TRISTAN.

Ich, ein Lord!

NANCY.

Denn Übung ist die beste Lehr'.

LADY UND NANCY.

Lalala.


Tristan tanzt.


LADY.

So wird's gehen.

NANCY.

Brav sich drehen!

TRISTAN.

Ach, auf Ehr', ich kann nicht mehr.

LADY.

Nicht so zierlich!

NANCY.

Mehr natürlich.

TRISTAN.

Ach, wie ist Natur so schwer.


Er fällt erschöpft auf einen Sessel.


LADY UND NANCY.

Bob, hübsch plump, es wird schon gehen.

Ja, gewiß, es wird schon gehn.

Verwandlung

Der Marktplatz zu Richmond


Quelle:
Friedrich von Flotow: Martha oder Der Markt zu Richmond. Stuttgart 1961, S. 16-20.
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