Fünfter Auftritt

[21] Chor der Mägde. Später Plumkett und Lyonel.


MÄGDE.

Wohlgemut, junges Blut,

Über Weg,

Über Steg,

Munter fort

Ging's zum Ort,

Wo uns Ruh'

Winket zu.


Immer reg',

Nimmer träg'

Auf dem Weg mit lust'gem Sang,

Froh erscholl,

Hoffnungsvoll,

Unser Lied den Pfad entlang.


Wenn nur Lust

In der Brust

Für die Arbeit froh sich regt,

Die voll Mut[21]

Hab und Gut,

Sack und Pack weiterträgt.

PÄCHTER.

Mädchen, brav und treu, nur herbei, der

Markt ist frei!

MÄGDE.

Ist's nicht hier, ist es dorten, daß uns winkt

Ruh und Rast.

ALLE.

Herbei, herbei,

Der Markt ist frei!

PÄCHTER.

Mädchen, brav und treu, herbei, der

Markt ist frei!

MÄGDE.

Schnell, wer brav und treu, herbei, der

Markt ist frei!


Das Volk zerstreut sich, Lyonel und Plumkett bleiben zurück.


Nr. 5. Duett


PLUMKETT.

Wie das schnattert, wie das plappert,

Wie das durcheinander spricht!

Gelt! Wenn's bei den Mädels hapert,

Ist's fürwahr das Mundwerk nicht.

Nun, Herr Bruder, will doch hoffen,

Hast schon eine Wahl getroffen?

LYONEL.

Ach, wozu?

PLUMKETT.

Wozu? Zum Dienen

In der Wirtschaft, die vereint

Wir im Pachthof neu beginnen,

Wie's der Mutter Wille meint.

LYONEL.

Segen, ja Segen ihrem Angedenken.

PLUMKETT.

Ja, sie war ein braves Weib,

Wußte alles recht zu lenken,

Hielt uns gut an Seel' und Leib.

Dir, dem Pflegling, ward die Pflege,

Deinem frommen Sinn zum Lohn;

Ich, der Tölpel, kriegte Schläge –

Na, ich war der eigne Sohn!

LYONEL.

Guter Bruder!

PLUMKETT.

Was ist's weiter?

Ständest sonst ja ganz allein

Ohne Eltern, Freund, Geleiter;

Muß ich nicht dein Bruder sein?[22]

LYONEL.

Ja! Seit früher Kindheit Tagen

Wart ihr des Verlaßnen Heil,

Lehrtet ihn das Dasein tragen,

Gabt ihm eurer Herzen Teil.

Deiner braven Eltern Hütte

Naht' mein Vater einst, verbannt.

Er fand Schutz in eurer Mitte –

Ach! und starb dort unbekannt.

PLUMKETT.

Nimmer haben wir erfahren

Seinen Namen, seinen Stand.

Nur den Ring dort – zu bewahren,

Zog er fest an deine Hand.

»Dräuen«, sprach er, »dir Gefahren,

Zeige ihn der Königin,

Und sie wird dein Recht dir wahren –

Doch in Drangsal nur zieh hin«.

LYONEL fortfahrend.

Denn so lang du froh, zufrieden

Weilest in der Demut Schoß,

Strebe nie nach Glanz hienieden,

Glück wohnt nur im schlichten Los.

BEIDE.

Ja, geheiliget sei sein Wille,

Nicht nach Schimmer strebt mein Sinn,

Nicht nach Schimmer strebt sein Sinn,

Und in ländlich frommer Stille

Heiter fließ mein Leben hin.

Heiter fließ sein Leben hin.


Glockenläuten.


Quelle:
Friedrich von Flotow: Martha oder Der Markt zu Richmond. Stuttgart 1961, S. 21-23.
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