|
[82] SIVERT. Dat dachte ick wol / dat de Galge dat nich wedder halede / Ja ja / he woll wedderkamen! süe dar Meves kumpstu ock?
MEVES. Ja ick Sivert: ick moste jo affschedt hoelen; wo istd istr de Quarteersman wedder wesn?
SIVERT. Wat? menstu dat de wedder kumpt / ydt schal enen alle so gahn / wanner welcke kamet:
MEVES. Auerst Sivert so möte wy ydt anners anfangen / vnd schlan de Deeue flucks tho dot / so könet se ydt nich na seggen:
JOISTKEN. Ja Sivert Vaer / wenn ickr wat aff hebben scholl / so wolle ickr ock wol tho helpen / vn woll se wol begrauen / wolld ock wol nich na seggen:
SIVERT. Einen Dreck vp dyne Näse schostu hebben / doe du de täne tho / efft ick geue deck wat vp dyne Flabben: Süe dar ick wolt ock wol nich na seggen: Dar scheer hen na Marten vsem Buwrmester / dat he hier flucks herkäme / vn bringe dat mee / alse he wol weet.
JOISTKEN. Wat ys dat denn Sivert Vaer?
SIVERT. Ein Hunnesdreck ist / dy schal de Störten Schiete int dem Halse fahren / wo du nich de keke tho deyst / vn[82] geyst dyner wege / wultu allenthaluen besched van weten / süe dar: Jungens vth der rege:
Joistken abit.
MEVES. Wat düncket deck Sivert / wat schol de Büte wol werth syn?
SIVERT. Jck wet nich Meves / ick dencke ydt schol einem ydern wol ein Thaler teyn / twintig tho synem deel bringen / vn de Zeche kandt ock noch wol affdregen.
MEVES. Meinstu dat / Marten Mörkoke gehet ein. Süe dar kumpt vse Buwrmester her:
MARTEN. Goien dag Sivert vn Meves / ja gy hebbet yuw innestellet / de Schrobber istr nich weer nakomen / wy möget ydt man tho hope deylen.
Jäckel gehet ein.
SIVERT. Sü dar / wat ys dat vor einer?
JAECKEL. Glück zu jhr Herren / glück zu / ich bitt vmb verzeihung / daß ich sie vberlauffe / müget jhr mich nicht zu rechte weisen?
SIVERT. Wor hen?
JAECKEL. Ey nach der Kolen Katten quiten:
MEVES. Datn vorstah ick nich / datn weet ick nich wor dat ys:
JAECKEL. Ey ja es wohnet ein Schuster darinne.
MEVES. Wo heet he denn?[83]
JAECKEL. Ey er machet mir allezeit meine Schue:
MEVES. Wete gy synen nahmen nich?
JAECKEL. Ey was er weiß meine maß wol / er arbeit mir allzeit für meinen Leib; er sol mir ein par Stiffel machen / die sollen fertig seyn / denn ich habe sie hochnötig / ich sol reisen / vnnd kan den Mann nicht finden / ich komme vbel zu recht:
MEVES saget zu Marten. Wenn ehme disse gerecht wehren / so woll wy ehme de wol vorköpen:
MARTEN. Lasskt em einmal anstellen / Sivert frage du ehn einmahl:
SIVERT. Hyr goye Fründt / wy hedden wol ein par Steuel / wenn se yuw gerecht weren / de wolwe yuw wol vorköpen:
JAECKEL. Ja habt jhr ein par? seyn sie fertig? sind auch Galoschen daran?
SIVERT. Gy köndt yo wol dencken / dat se fardich sindt / vn dater Scho an syn mötet / wor wolle gy suß de Vöte instecken?
JAECKEL. Ey jhr dummen Leute: was? last sie mir einmal sehen.
SIVERT. Joistken lange de Steuel einmal vthm Sacke.
JOISTKEN. Ey Sivert Vaer / de Steuel weren my wol gerecht / de woll ick wol anteen.[84]
SIVERT. Eine Kolappen vp dyne Näse schastu teen / kum wilt dick Steuel anteen / süe wo meck de Junge brüet. Hei giff se hyr vort / Ad Jäkeln. hyr gode fründ dat synt se / se schölet yuw wol passen:
JAECKEL. Meynet jhr das? Wie thewer halt jhr sie?
SIVERT. Wenn gy se köpen wilt / dar wille wy vs wol vmme vorlyken. Wil gy wat mee hyr na vsem Kröger gahn / dar wilwe wol einig wehren:
JAECKEL. Jch thue mich bedancken jhr Herrn / ich habe nicht lange zeit:
MEVES. Ey ja passeiret doch met so lange als ydt yuw lustet vpn Drunck:
JAECKEL. Warlich jhr Herren / ich hette wol nicht viel zuverrichten / dennoch weil jhr mich so sehr bittet / mag ich eine halbe Stunde mit gehen / es were aber vnnötig:
MEVES zu Joistken. Joistken nim den Sack mee: ys hyr ock ein Werth vorhannen? Jck sehe hyr wedder Kannen edder Kröse:
SIVERT. Lasken ropen: Herr Werht Gäste: Herr Werht?
Nickel Stabi kumpt herauf.
Goien Dag Herr Werht / hebbe gy godt Beir inne.
NICKEL. Biers genug / hastu Geldt?
SIVERT. Geldt? Geldt? Beir her / vor reede Geldt dörue gy nich sorgen:[85]
NICKEL. Jch borge dir grober Knoll auch nicht / ich weiß du bist ein Droch / das wahrestu vorm Jahr / vnd bist es auch noch.
JAECKEL ad Nickeln. Jch thue mich bedancken Herr Wirth / daß ich hie herein komme / ich habe etwas mit jhnen zu thun / sie haben mich hieher gebeten; stehe auch mit jhnen im Handel.
NICKEL. Jch sage von euch nicht guter Freund / sitzet jhr nur nieder:
JAECKEL. Ey ja / ja / gar gern:
MARTEN. Höret Naber Nickel Stabi / gy möget nu wol intappen / ick wil yuw bethalen:
NICKEL. Ja Bawrmeister / wenn jhrs bezahlen wolt / so wil ich euch was langen.
SIVERT. Dat deck kale Kröger de knüuel hale / meinstu dat ick mick wil de Huet vul supen / vn darna mitm Schelm darvan gahn / ick woll leeuerst dat ick nich maket wehr / eer ick dat Vatbeir vorlopen scholle: ick wil deck bethaln / bin ick deck wat schullig:
NICKEL. Bist du so fertig mit deinem bezahlen / so bezahle mich / vnd gehe an den Galgen / warumb lestu es an die Wend mahlen? du vngeschliffener Esel: Der Krüger gehet weg.
SIVERT. Vieff wunnien segge my nich veel.
MARTEN. Sivert Schwalgebütte / ick vorbede yuw by vses G. Heren högsten straffe / dat gy vsen Kröger Nickel Stabi[86] gewehren lathet / vn doht ehme neen gewalt in synem Huse / scheme gy yuw nich / vor dyssen frembden Gesellen de hier sitt?
JAECKEL. Ey ja es ist nicht nötig / es ist nicht nötig.
SIVERT. Menstu datet meck nichen vordrüt?
MARTEN. Nu still darvan / Joistken lange den Sacke her / dat wy de Büte deelet:
JOISTKEN. Ja / ja Marten:
SIVERT. Wo deyle wyt nu am besten / dat de eine so veel krigt als de anner?
JAECKEL. Jhr Herren das wil ich euch wol weissen / daß einer so viel kriegt als der ander:
MARTEN. Ey ja / wenn gy dat dohn wollen goi Fründ / so bleue wy einer bym anneren vnvordacht:
JAECKEL. Ja / ja / gar gern / gar gern / wie viel stücke habt jhr zu theilen / gebt mir sie her.
Jäckel theilet die Beute vngleich.
SIVERT. De Düuel / wat ys dat vorn deilent / einer krigt jo dat beste tho hope:
JAECKEL. Wolt jhrs so nicht haben:
SIVERT. Neen / wy hörter tho lyke tho / de eine so wol als de anner / darümme möte gy ydt in dre lyke deile deelen.[87]
JAECKEL. Ja / ja / wenn ichs nur weiß.
Jäckel ziehet das Messer auß / vnd wil den Koller zerschneiden / vnd spricht.
Hier guter Freund halt jhr mir diß einmahl.
SIVERT. Wo nu tho / wat wultu anfangen? rith deck de grothe Vhle / wultu den Köller entwey schnieden?
JAECKEL. Es muß ja einer so viel haben als der ander / es muß ja gleich getheilet seyn / ich wil einen jeden einen Schoß geben.
SIVERT. Ein Hunnesdreck vp dyne Näse / so meyne wiedt nich.
JAECKEL. Lecket jhr mich im Leibe / ich meyn es so / so krieget jhr ja alle gleiche viel.
SIVERT. Wo wolle wy lyke veel kriegen / de erste krege denn jo dat beste.
JAECKEL. Jhr könnet ja darumb spielen / wer der erste seyn sol.
MEVES. Ey neen einer moth so veel kriegen als de anner.
JAECKEL. Ey es ist genug vorhanden / jhr könnet alle drey gleiche viel kriegen.
MARTEN. Nu so legt gydt vnner dessen tho rechte / wy willen allen handt drumme speelen / wol dat erste hebben schal:[88]
JAECKEL. Ja / ja / ich wil mich bald zu recht legen / spielet jhr nur / ich muß erstlich so viel sincken lassen / daß der erste gnug hat / vnd daß die andern zwee eben so viel bekommen.
Jäckel machet sich loß vnd spricht.
Nun jhr Herrn / wer gewonnen hat / der komme her / er muß sich aber etwas bucken.
SIVERT. Watn Kuck kuck wil he anfangen?
JAECKEL. Jhr wolt mich alle drey lecken.
SIVERT. Lecke deck de Bödel.
JAECKEL. Habt jhr doch darumb gespielet wer der erste seyn sol.
MARTEN. Hebbet deck den Galgen spelet.
JAECKEL. Horcht / horcht jhr Herrn / vorn wie ich euch die Wahre theilen wolte / da sagtet jhr: ein Hundesdreck auff deine Nase / so meynen wirs nicht / da sagte ich lecket jhr mich im Leibe / ich meyn es so! so kriegt jhr alle gleiche viel / da wolte ja einer vor dem andern der erste sein / vnd köntet euch ja nicht darumb vertragen / wer das erste vnd das beste haben solte.
MEVES. Wo de Kerl de brüet vs wat;
JAECKEL. Behüte mich Gott dafür jhr Herrn / habt jhrs doch von mir begehret / wenn jhrs ja nicht gerne thun wollet / so ist es auch nicht nötig / ich meynete / ich thäte euch einen grossen gefallen daran / vnnd solt mir die Stieffel desto[89] geringer geben / aber als ich mercke / so vexiret jhr mich was für die lange weile / jhr wollet mich lecken / vnnd wollet es auch nicht thun / meynet jhr daß ichs gestohlen habe / vnd daß es mir so wolfeile ist; es wird mir wol so sawr herauß zu bringen / als euch das nicht geworden ist:
SIVERT. Wat ys dat; wat ys vs nich suwr worren? meenstu dat wydt stalen hebbet?
JAECKEL. Ja / was meynet jhr daß ichs gestolen habe? wer weiß wo jhrs gekriegt habt? jhr habts eher gestohlen als gekaufft:
MARTEN. MEVES. SIVERT zugleich. Hebben deck den Knüuel stahlen / de deck vp dynen Kop fahren schal.
MEVES. Wat segstu / hebbe wy ydt gestahlen?
JAECKEL wird geschlagen vnd spricht. A / A / behüte mich Gott jhr Herrn / das sage ich nicht / Ach nein / Ach nein.
MARTEN. Bistu darümme kamen / dat du vs wat brüen wolst?
JAECKEL. Ach nein / Ach nein / ich euch ja nur die Stieffel abkauffen / Ach jhr Herrn / jhr seydt ja ehrliche vnnd auffrichtige Leute / mehr kan ich von euch nicht sagen / nun genug / genug.
Jäckel abit vnd spricht.
Das heist auffn Trunck geladen / daß dich der Hencker hole.
MARTEN. Kompt heer / ick wilt vsk deelen:[90]
SIVERT. Ja dat ys am besten / de Kerl brüde vs doch men wat vor de lange wile / kanst ydt man in drey deele leggen / so wil wy darümme schmieten.
MEVES. De de högesten Ogen wirpt / de schal dat erste nehmen.
MARTEN. Jck bindt tho freden.
SIVERT wirfft erst vnd spricht. De Köller ys myne / den hebbe ick wunnen.
MARTEN. So nehme ick dat hen.
MEVES. So ys dat myn deel / dat ys recht:
SIVERT. Nu / dar sin wy jo nu tho hope mee tho frede?
MARTEN. MEVES. Ja / ja.
SIVERT. Nu dar schmecket ein Drunck vp Naber Marten / dat geldt hen vp eine frische Büte / wanner welcke mehr kamet.
MARTEN. Dat segen Godt / ydt schal ehnen alle so gahn.
MEVES. Dat vorsteyt sick / auerst höret / wenn se ydt wor eföhren / dat wydt dahn hebben / so möthen wy allthomahlen neen seggen / vnd möthen standt vaste blyuen / wy hebbent nicht dahn / dat leegen se.
SIVERT. Dat ys recht Meves / dat du dat segst / hier her wilt instippen / dat wy einer vam anneren nichts seggen vnd vorraen willen.
[91] Sie machen einen Krinck vnd stippen ein, Sivert nimpt die Kannen mit Bier vom Krüger vnd spricht.
Dat segen Godt Marten Mörkoke.
Sieht in die Kannen vnd spricht.
Süe du kale Kröger / ys dat recht tappet? ys de kanne doch kum halff vull / du wult dyn vulle Geldt hebben / so tappe de Kannen ock vull / vnd hebbe den Galgen an den Halß.
NICKEL. Du magst warlich wol heissen Sivert Schwalgebütte / der jmmer gleiche vnnütze ist / auch wol von den rechten Wragen einer / denen man nimmer den Kragen füllen kan:
MARTEN. Nu / nu / stille darvan / dat gelt einmal Sivert / dyner Fruwen Sundtniß / so veel als darinne ys.
SIVERT. Van Harten gern / ick wil yuw bescheedt dohn / wenn ydt ock Bickelstene wehren / dar mag ydt vor raden / hedde wy den Deeff man rein dodt schlagen / ydt wehre dar wol by bleuen.
Sivert trincket vnd hüppet das Bier auß dem Barte: Plonnie. Siverts Weib gehet ein vnd spricht.
Heffstu noch nich hüppet / heffst Huß vn Hoff vorhüppet / dy schal dusent knüuel in dyn hüppen fahren.
SIVERT. wo nu Plonnie.
PLONNIE. Ja wo nu Schwalgebütte / ysd noch neen tydt / dat du Beerflege tho Huß geyst?[92]
SIVERT. Do see tho Plonnie / ein wordt' so godt alse twee / du weest wol dat Pumpes de lose ys / Plonnie Plonnie!
PLONNIE. Ja Schwalgebütte / Schwalgebütte / dy schal noch dalli de Störten Süke röhrn; du vorsopen Ridder / sitt deck de Supknüuel in der Huet?
SIVERT. Plonni ick segget / gahe dyner wege / Plonni ick segget / vn do see tho / vn doh es.
PLONNIE. Jck woldt dat du Balckenschlucker tho Huß gingest / ick wolles:
Plonnie gehet weg vnd spricht.
Ja du brüest my gnoech / hefft meck de Knüuel by dy vorsopen Schwalgebütten föhret / Godt geue dat du supest / dat deck dremahl dör den Halß gae / du magst wol den nahmen mit der dadt hebben.
Die Bawren steigen alle auff den Tisch.
SIVERT fänget an zu singen. Lath Taleken fry gahn / ydt istr wol eer im Schlape gedahn. Lath Liesken frye krisken Lath Trinen frye grinen Lath Plönnien fry stönen. Hoppas filias / vieff Finger im Soldtfatt / vieff vn twintig Kannen Beer maken den Halß natt.
MARTEN. Ha sa / he! lustig auer vn dauer / vn wedder herauer / dar nichts ys / dar blyfft nichts auer / yuch hoska hey!
JAECKEL kuckt vmb den Ort vnd spricht.[93] Ja sie seyn vorhanden / es ist die rechte zeit.
Quartiermeister gehet ein mit drey Leibschützen /vnd mit Jäckeln / schiessen lustig auff die Bawren.
QUARTIERMEISTER. Sa / sa / sa / lustig lustig jhr Herrn / seydt jhr hie beysammen?
Die Bawren erschrecken sehr / lassen alles auß der Hand fallen / vnd seichen in die Hosen.
He Burse daß vns keiner entkomme / wir wollen jhnen die Beute versauffen helffen. Sivert wil entlauffen.
Halte den Dieb der wil entlauffen.
Sivert wird gehalten.
SIVERT. Och neen höret doch / hört doch / wat ick yuw seggen wil / ick höre nich tho den Kerls / ick hebbe myn pot Beer allene druncken / auerst ick wilt yuw wol seggen / wat se secht hebbet: Se hebbet löueck yuw wat nahmen / vn dat hebbet se nu deilet.
MARTEN. Nu hale dy de Sücke!
SIVERT. Ho wo möyede ydt ehne / dat se yuw nich hadden tho doi schlagen Her Böveste / wo schüllen se yuw vor einen Galgen / vor einen Deeff / vor einen Schrobber / vor einen bösewicht / vor einen Buwrenschinner / Ay ydt was tho schrecklyck / ick kondt so nich alle beholen. Vn dat möste yuw yo gellen / wyl dat gy se fangen nehmen wilt.
QUARTIERMEISTER. Das sol mich wunder nehmen / ist mir recht / so wahrest du der rechten Gäste einer.[94]
SIVERT. Neen / neen / hale my de Knüuel / höret / höret / Her Böueste.
QUARTIERMEISTER. Wor hast du denn meinen Köller gekrigt?
SIVERT. Höret Her Böueste / ys he yuw / datn weet ick nich / seidt de Buwren de wollen en meck men anpassen / vn wollen thosehen / efft he ehne so sitten wolle / alse he meck sitt / ick willen yuw wol weer dohn.
QUARTIERMEISTER. Geschwindt vom Leibe herunder / vnnd alles wider her / was jhr Schelm mir genommen.
SIVERT. Ja / ja van Harten gerne / Godt loff Here Böueste / nu krige gy yo yuwen Köller weer / dat ys meck leeff / dat he weer an synen rechten Heren kümpt / dencket hen vmme de Schelmisken Buwren / wo se meck lycke wol bedröuen wollen / wenn gy all wahrs meenen.
MARTEN. wanne / wanne / dat dy yo nu de knüuel hale; dencke Meves vmme Sivert Schwaigebütten! man mit vorlöue her böveste / seet gi en doch einmal recht an / was he nich de sede Air in de Pannen / so kametr nene Kücken vth / wilten in der Huet begrauen als einen Bisschop? sede he nicht dencke vp Jess? süe hier sette deck heer? möste gy nich vor ehme schweren?
SIVERT. Lüg nu vor den Knüuel / lüg nu.
QUARTIERMEISTER. Ein Schelm so gut wie der ander: bindet sie feste jhr Herrn / vnd führet sie zu meinem Quartier / ich wil dieweil zum Profoeß gehn / der sol die Diebe alle hencken.
[95] Quartiermeister abit.
JAECKEL. Ja / ja / gar gern / sa hey! hie her mehr Lunten vnd Strick.
Die Bawren werden gebunden.
SIVERT. Och wo kame ick arme Kerl hyr tho!
JAECKEL. Ach wie kompstu armer Schelm dazu / als ich dir die Stieffel abkauffen wolle / daß du mich damit vmb die Ohren schlugest?
MARTEN. Ja goi Fründt / was he dat nich? lickewol wil heder nich mee wesen syn.
SIVERT zu Jäckeln. Hört goi Fründt / ick woll yuw wol eine Vorehringe geuen / wann gy meck darvan helpen wollen?
JAECKEL. Was wolt jhr mir wol geben?
SIVERT. Ein par glodtnyer Steuel.
JAECKEL. Harrt / harrt / ich wil mich bedencken:
JAECKEL gehet zum andern Bawren / vnd spricht. Hört guter Freundt / es hat mir ewer Nachber zwantzig Reichsthaler gebotten / wenn ich jhm könte darvon helffen / wolt jhr mir dreissig geben / so wil ich euch davon helffen?
MARTEN. wenn gy dat dohn wollen / so woll ick yuw noch wol ein par nyer Steuel dartho geuen.[96]
JAECKEL. Jch wil mich darauff bedencken.
Gehet zum dritten Bawren vnd spricht.
Wöllt jhr mir 40 Reichsthaler geben / so sollen sie hencken / vnd jhr davon kommen.
SIVERT. Van Harten gern / ya wol twintich.
JAECKEL zu Siverten. Guter Freund ich hab mich bedacht / vnd so ich die Warheit bekenne / kan ich dasselbe mit guten Gewissen nicht thun / Demnach wil ich sehen / daß ich mich dahin bewege / es hat mir ewer Naber 40 Reichsthaler vnd ein par newer Stieffel gebotten / wenn ich jhn davon helffen konte; aber wolt jhr mir dasselbe geben / so sol er hencken / vnd euch wil ich davon helffen. Ad Spectatores. vom Leben zum Todt.
SIVERT. Ja sedt dar / ick wil se yuw geuen; auerst höret / höret / wat ick yuw seggen wil / he wil quanßwieß vse Buwrmester syn / nehmet gy ehne man dichte by der Näse / he kandt wol dohn / segget gy will ehme helpen / vnde lathet yuw dat Geldt erst geuen / gy könet ehne darna lykesehr wol hangen.
JAECKEL. Das war recht / aber wor hastu das Geldt / das du mir geben wilt?
SIVERT. Jck hebbet by meck.
JAECKEL. So gibs her / so soltu frey seyn:
Sivert gibt Jäckeln das Geldt.
[97]
JAECKEL. Ey was meynet jhr anders / sehet jhr mich davor an?
SIVERT. Ay ja huit so maket meck allenhandt loß / so wil ick quanßwieß entlopen:
JAECKEL. Ja / ja / jetzund / jetzund:
CLAUS ein Leibschütze gehet ein vnd spricht. Jhr sollet die Gefangen geschwind zu meinem Herrn bringen; der Profœß wartet schon jhrer / hat die Bäwme schon außgesehen / daran sie hencken sollen / die Soldatesca stehet auch schon in guter Order / warten nur auff die Gefangne / es begehret sie aber der General erstlich zu sehen / vnnd die verwegen Gäste zu sprechen:
JAECKEL. Allo lustig fort jhr Herrn:
SIVERT. Hier gy wil gy meck nich lösen?
JAECKEL. Guter Freund ich habe nicht die weil jetzund / Clauß nimb du den Gast / ich wil diese zwey nehmen.
CLAUS. Ja / ja / so fort du Dieb:
SIVERT. O ick arme Kerl / ick arme Kerl. Abeunt.
JOISTKEN laufft nach vnd rufft. O Gott / O Gott / lathet my doch mynen Vaer / ick hebbe yo men den einen Vaer. Abit.
Musica.
Finis.
Buchempfehlung
Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro