Danklied

[263] Eines Buhßfertigen Sünders, Wenn Ihn Gott durch seinen Verordenten Diener von Sünden entbunden und zu Gnaden wiederümb auff- und angenommen.


1.

Herr Jesu Christ, Mein Trost und Licht,

Ich dancke dir von Hertzen,

Daß du Mich hast verstossen nicht,

Als Mich der Sünden Schmertzen

Gequählet aus der mahssen hart

Durch Satan, der als wiederpart

Nicht lässet mit sich schertzen.


2.

Du hast gehöret Meine Beicht

Und gnädig Mir vergeben

Die Sünde, die so schwerlich weicht

Von uns im gantzen Leben:

Du hast an deinen Knecht gedacht,

Den nunmehr deiner Libe Macht

Zum Himmel wil erheben.


3.

Du niebeflektes Gottes Lamm

Bist ja für Mich gestorben;

Ach Du Mein Seelen-Bräutigam

Hast selber Mir erworben

Durch deinen Tod die Seligkeit.

Dir dank' Ich, daß ich so befreit

Bleib' ewig unverdorben.


4.

Herr, gib Mir deinen guhten Geist,

Das der Mich unterrichte,

Was solche Lib und wolthat heist,

Damit Ich Mich verpflichte,

Zu preisen Dich mit Hand und Mund',

Auch Dir aus Meines Hertzen Grund'

Hier vor ein Dancklied dichte.


5.

Herr, laß Mich alle Sünd' und Schand'

Hinführo gantz ablegen

Und thun den Lüsten Widerstand,

Die Mich von deinen Wegen

Oft führen auf den Sündenpfad.

Ich weis, wie Jede Missethat

Vertreibt des höchsten Segen!


6.

Steur endlich Meinem Fleisch' und Bluht

Und laß Mich deinen Willen,

Der alles Mir zum besten thut,

Gehohrsamlich erfüllen.

Mein Seelichen flieg' Himmel an,

Da weiß Ich, das Ich freüdig kan

All Mein Verlangen stillen.
[263]

7.

Herr Jesu, laß Mich Dich allein

Stets suchen und bald finden,

Laß Mich der Welt entrissen sein,

So kan Ich recht verbinden

Mein Hertz mit Dir und alle Noht,

Welt, Sünde, Teuffel, Höll' und Tod

Gantz siegreich überwinden.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 263-264.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Vögel. (Orinthes)

Die Vögel. (Orinthes)

Zwei weise Athener sind die Streitsucht in ihrer Stadt leid und wollen sich von einem Wiedehopf den Weg in die Emigration zu einem friedlichen Ort weisen lassen, doch keiner der Vorschläge findet ihr Gefallen. So entsteht die Idee eines Vogelstaates zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Götter. Uraufgeführt während der Dionysien des Jahres 414 v. Chr. gelten »Die Vögel« aufgrund ihrer Geschlossenheit und der konsequenten Konzentration auf das Motiv der Suche nach einer besseren als dieser Welt als das kompositorisch herausragende Werk des attischen Komikers. »Eulen nach Athen tragen« und »Wolkenkuckucksheim« sind heute noch geläufige Redewendungen aus Aristophanes' Vögeln.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon