Scena XIIII.

[106] Porphyrius. Dæmones. Byssinus. Mnemon.


PORPHYRIUS.

Es hett sich zwar nicht besser kund

Jn zehn Jahrn schicken denn jetzund.[106]

Juch hoh, friesch auff, laß fahren hin,

Nu wolln wir erst recht frölich sein.

Wolan, so rücket nu zusammn!

Knecht, heiß mein Son auch heran kommn,

Das jm die Frewd auch kom zu best!

Denn diß sein doch mein teglich Gest.

DÆMONES.

Gott lob, der Pfaffen sein wir ab,

Zu solchen Leutn ich kein lust hab.

BYSSINUS.

Es soll eitel Heiligkeit sein,

Vnd viel Narrheit leuffet mit ein.

DÆMONES.

Was, viel Narrheit? Alle jr stück

Sein Büberey vnd eitel tück.

Ich mein, das waren lose Zotn,

Die er erzehlt von jrn Gebotn,

Das man kein Knochn würff hinter sich,

Kein Messer auff dem Rücken lig,

Das sie jr Engel nicht versiern.

Dem Teufel mögen sie hofiern,

Wo anders Teufl sein in der Welt,

Das ich noch in ein zweiffel gstelt,

Wie sie auch selbst zweiffelten dran,

Da sie vntrander redtn dauon.

Denn einer saget vnter jn,

Es wird kein ewigs Leben sein.

MNEMON.

Das sag ich auch, das sie bißweiln

Auch selbs der Warheit etwas feiln.

Allein das gleub ich dennoch ebn,

Das da wird sein ein ewigs Lebn,

Das vns Messias thut erwerbn,

Ob wir schon einmal müssen sterbn,

Wie vns Moses in seinr Geschicht

Vnd die Propheten thun bericht.[107]

PORPHYRIUS.

Was dienet vns solch vnnütz klaffn?

Laß Mosen vnd Propheten schlaffn!

Ich meint, die Pfaffen weren hin,

Nu wiltu noch vnsr Rabbi sein.

Wir sein hie, das wir sauffen wolln

Vnd nicht bekümmern mit der Helln

Oder wer in dem Himmel ist.

Drümb trinck herümmer, ist das best.

Mein Dæmones, sich da, es gilt

Die grosse Kandl, so dirs gefellt!

DÆMONES.

Ich schlags nicht aus, wers noch so groß.

PORPHYRIUS ebibit.

So wird man ja der sorgen loß.

DÆMONES.

Es gelt also bey Nachbar lang.

BYSSINUS.

Ich nehm es an zu gutem danck.


Quelle:
Georg Rollenhagen: Spiel vom reichen Manne und armen Lazaro. Halle a.d.S. 1929, S. 106-108.
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