[106] PETRUS allein.
Fließt nur, ach fließt ihr heiße thrennen,
Jezt kan ich erst mein schwachheit kennen.
Kaumb hat mich Jesus angeblickt,
Hat er mir weh ins herz geschikt.
Ach! wie vill gros, und schware sinden,
Thun meinen meineyd mir verkündten!
Mein reue ist zu schwach, o herr!
Und weinn ich gleich ein ganzes meer.
Dein blickh war zwahr ein blickh der liebe,
Doch nur damit ich mich betrüebe,
Und durch sein gnad erkennen soll,
Wie schwach ich bin, und bosheit voll.[106]
Dich, der du warst mein einzigs leben,
Der du dich mir zur speis gegeben,
Der du mein liebster herr und gott,
Vor mich nun gehest in den todt.
Dich zu verlaugnen? dich nur suchen,
Und dannoch dich in mir verfluchen,
Ist disß der danckh vor deine gnad
Die nichts als lieb verdienet hat?
Flüeßt also nur ihr heiße thrennen,
Dan ihr müßt mich mit gott versöhnen.
Flüßt hauffig, bis ich immerhinn
Aufs neu von euch gewaschen bin.
Nun will in einer rauhen höllen,
Beständig mir mein sind vorstellen,
Und durch ein zäher volle buß
Abbüßen, was ich büßen mus.
Ich will ein steiffen Vorsaz fassen,
Dich mein gott nicht mehr zu verlassen,
Weill auch in sinden deine gnadt
Mich annoch angesehen hat.
Flüßt also nur ihr heiße thrennen,
Dan ihr müßt mich mit gott versöhnen.
Gehet traurig ab.
Dritter Chor