[101] Petrus. Joannes. 2 Mägd. Kriegs volck.
JOANNES.
Diß ist der vorhoff zu den zimmern,
Wo noch beym Caiphas liechter schimmern,
Ich habs gesagt, und zweifle nicht,
Das er noch mit dem meister spricht.
PETRUS.
O das ich ihn nur baldt ansehe,
Darum Joannes mach, und gehe,
JOANNES.
Nimm dich allhier nur wohl in acht,
Damit man nichtes schlimmer macht.
Hier ist kein orth zu großen streichen,
Wür müssen nur der menge weichen,
Weill jeder schritt den wür gethan,
Uns höchst verdächtig machen kan.
PETRUS.
Lasß dich an mir nur nichts bekränken
Ich weis mich nach der zeith zu lenken,
Dringt aber doch was widrigs ein,
So werd ich unerschroken sein.
Wie? wie Joannes? lasse sehen,
Ich hör schon jemandt auf uns gehen.
AGAR.
Was wollt ihr leuth? wohin? wo aus?
JOANNES.
Bin ja bekannt in disem haus.
AGAR.
Thuest du dich nicht Joannes nennen?
JOANNES.
Ja Caiphas wird mich selbsten kennen.
AGAR zum Petrus.
Komm nur herein, – Du bleibe stehn
Weil ich dein lüst gar wohl erkenn.
Du stehst nur deines meisters wegen
Allhier in disen haus zugegen,[102]
Weil er bey uns gefangen ist,
Und du führwahr sein Jünger bist.
PETRUS ganz verwirrt.
Wie? ich? der meister? kan nicht fassen,
Was du dich jezt vernehmen lassen,
Ich ken den man von weithen nicht,
Auf was ich dir mein ehr verpflicht.
AGAR.
Wan dises ist, kanst du schon gehen,
Und dorthen zu dem feyer stehen.
Petrus gehet hinein.
OFFICIER.
Pursch! greiffe hurtig zum gewehr.
Dan hier kommt jemand frembder her.
PETRUS.
Ich bin gut freund will nichts zerstören,
Und komm nur etwas neus zu hörn, (!)
OFFICIER.
Umsonsten machst du hier dein glükh,
Durch dein und deines meisters dikh.
Ich glaub, und werde mich nicht irren,
Du denkest selben zu entführen.
Weill du als Jünger ihm verpflicht.
PETRUS.
Den menschen, glaub es, kenne nicht.
SARA.
Wie offt hab ich dich nicht gesehen
Mit ihme dise statt durchgehen?
Sag, wan du anderst wahrhafft bist,
Ob Christus nicht dein meister ist?
NEPHTALI.
Was braucht es hier so villes fragen?
Du mußt uns wohl die wahrheit sagn, (!)
Weill dich doch selbst in diser sach
Verrathet deine muttersprach.
Ja deine klaydung, die wür kennen,
Thuet dich auch seinen Jünger nennen
Indem sie uns ganz klar erweist,
Das du ein Galliläer seyst.[103]
PETRUS.
Hier soll bey meiner treu, und leben
Gott selbsten mir die zeugnus geben,
Das ich mit wahrheit thue gestehn,
Ich hab den menschen nie gesehn.
Wan es soll anderst sein beschaffen,
So solle mich der himmel straffen,
Bin ja schon ein betagter mann,
Dem endlich jemand glauben kan.
Buchempfehlung
Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro