Erste Vorstellung

[173] Isaac tragt ein büschlein holz gebundtner auf den Rükhen, haltet die eine handt auf die brust, und machet seinen affect gegen dem himmel. Abraham sicht ihm mit weinenden Augen an, und haltet ein schnupfduech in der handt, als wan er sich die thränen abtroknen wollte.


Jsaac ist hier zu betrachten,

Den sein Vatter gott will schlachten,

Wie er selbst das holz zu tragt,

Und bey disem opfer sagt,

Er sterb gern von herzen.

Nur das diser todt betrüebet,

Seinen Vatter, der ihn liebet,

Und das diser sich zur pein

Selbsten müß der Priester sein

Dises will ihn schmerzen.


Auch Christus wird sein Creuz auf eignen schultern tragen,

Auch diser Jsaac wird des todts sich nicht beklagen.

Wan man ihn vor die sind zum bluthign opfer führt,

Das an den stamm des Creuz vor euch geschlachtet wird.

Doch sinder! führe diß, führ dises wohl zu herzen,

Dein heylandt stürbt alldorth nicht ohne große schmerzen.

Warumb? weill er vorsicht das manch verharrter Christ

Mehr in die sindt verliebt, als ihme danckhbar ist.

Er opfert sich zwahr selbst, doch kommts nur dem zu statten,

Der sich theilhafftig macht durch eigne helden thatten.

Der sich stätts überwindt, und würket selbsten mit,

Als ein von disem haubt abhangendts Christen glidt.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 173.
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