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1881
12. Juli: Ludwig Rubiner wird in Berlin als Sohn eines jüdischen Journalisten und Unterhaltungsschriftstellers geboren.
1902
Studium der Medizin, später der Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin (bis 1906).
Vorsitzender der literarischen Abteilung der Berliner Freien Studentenschaft.
Rubiner wendet sich der naturalistischen »Neuen Gemeinschaft« der Brüder Heinrich und Julius Hart zu, wo er mit Erich Mühsam, Franz Pfemfert und Gustav Landauer bekannt wird.
1905
Erste Gedichte erscheinen in der von Rudolph Pannwitz herausgegebenen Zeitschrift »Charon«.
1906
Literatur- und kunstkritische Arbeiten für verschiedene Zeitschriften, u.a. »Die Gegenwart«, »Pan«, »Die Aktion«, »Der Demokrat«.
1908
Aufenthalt in Italien.
Im »Morgen« erscheinen Rubiners Thesen zur »Politisierung des Theaters«.
1909
Als Mitarbeiter der Zeitschrift »Theater« schreibt Rubiner theaterkritische Artikel.
Aufenthalt in Rußland. Übersetzungen russischer Literatur.
1910
»Ferruggio Busonis Musikästhetik« (in »Der Demokrat«).
1911
»Die indischen Opale« (Kriminalroman unter dem Pseudonym Ernst Ludwig Grombeck).
1912
Rubiner verlegt gemeinsam mit Carl Einstein seinen Wohnsitz nach Paris (bis 1915).
Der Aufsatz »Der Dichter greift in die Politik« erscheint in der »Aktion«.
»Die Anonymen« (in der Monatsschrift »Der lose Vogel«).
1913
»Kriminalsonnette« (zusammen mit Friedrich Eisenlohr und Livingstone Hahn).
1914
Der Aufsatz »Maler bauen Barrikaden« erscheint in der Zeitschrift »Die Aktion«.
1915
Rubiner muß Frankreich verlassen und emigriert als radikaler Kriegsgegner in die Schweiz.
Mitarbeit an der »Neuen Zürcher Zeitung«, an René Schickeles »Die weißen Blätter« und an Pfemferts »Aktion« (bis 1918).
Bekanntschaft mit Romain Rolland, Henri Gouilbeaux, Pierre Jean Jouve und Alexander Lunatscharski.
1916
Die Sammlung seiner Gedichte »Das himmlische Licht« erscheint in Kurt Wolffs Reihe »Der jüngste Tag« (Band 33).
1917
»Der Mensch in der Mitte« (Abhandlungen).
Rubiner gibt die Exil-Zeitschrift »Zeit-Echo« heraus (bis 1918), die er zur Plattform seiner emphatischen Vorstellung einer Geistesrevolution, getragen von einer »Verantwortlichkeit aller«, macht.
1918
Wegen publizistischer Parteinahme für die russische Revolution wird Rubiner aus der Schweiz ausgewiesen.
Rückkehr nach Deutschland.
Rubiner gibt das »Tagebuch 1895–1899« von Leo Tolstoi heraus. Seine Ehefrau, die Schriftstellerin und Pazifistin Frieda Ichak-Rubiner, unterstützt ihn bei den Übersetzungen aus dem Russischen.
1919
Rubiner wird Lektor im Gustav Kiepenheuer-Verlag in Potsdam und prägt maßgeblich dessen Profil.
Bei Kiepenheuer gibt er die programmatische Anthologie »Kameraden der Menschheit. Dichtungen der Weltrevolution« heraus, in der er die führenden Köpfe des politisch engagierten, »linken« Expressionismus versammelt.
Rubiners Drama »Die Gewaltlosen« (Uraufführung postum 1920) erscheint als erster Band der von ihm bei Kiepenheuer edierten Reihe »Der dramatische Wille«, die sich auf aktuelle Theaterstücke konzentriert.
Rubiner wird Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Er gründet das »Proletarische Theater« in Berlin, eine Art Wanderbühne für Arbeiter.
Zusammen mit Arthur Holitscher, Rudolf Leonhard, Franz Jung und Alfons Goldschmidt gründet Rubiner den »Bund für proletarische Kultur«.
1920
27. Februar: Ludwig Rubiner stirbt in Berlin.
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