Ludwig Rubiner

Die Erneuerung

Jetzt bist du so weit. Es dauert nicht mehr lang. Jetzt beginnt deine wahre Arbeit, du Freund, Kamerad, Genosse – oder Feind. Jetzt hast du dich zu bewähren, jetzt beginnt dein wirklicher Kampf, und du kannst nicht vorhersagen, wie du aus ihm gehen wirst. Nur entziehen kannst du dich nicht, und würdest du Turmgebirge der Einsamkeit entdecken. Du weißt – Mensch, dem ich die Hand drücke –, daß jetzt deine ganze Kraft hervorbrechen wird. Die Kraft, ganz, die sonst nur Strahlentrümmer von sich schleuderte in plötzlichem Zorn oder jäher Hingabe. Jetzt wird sie dich in unseren Kampf werfen. Und es wird dir dann sogar nebensächlich erscheinen müssen, wie sich dein Charakter enthüllt: Vielleicht wirst du dir selbst als Feind entgegentreten, vielleicht kannst du nicht mehr bekennen, was du so lange gefordert hast. Vielleicht zeigt sich, daß du nur eine Rolle spielen wolltest und schnell in die letzte Führerparole hineingeschlüpft bist; jetzt gehst du schon vor dir als hohler Kadaver herum. Vielleicht, daß du nur ein Unzufriedener warst, ein bloßes Gegenstück des Vereinsbegeisterten. Oder vielleicht merkst du – und dein Herzschlag richtet sich gegen dich selbst –, daß du überhaupt nur ein Kläffer warst, ein Oppositionspinscher; oder zuletzt nur ein unablässig wuterfüllter, beamtenhafter Registrator von Dokumenten, Briefen, Meinungen, Taten – Anderer! –, der in stillen Zeiten den Amüsiereindruck wünschte, mit seiner drohenden Geheimsammlung von Abhub könne man dereinst die große Stunde der neuen Zukunft beschleunigen. Vielleicht auch erscheinst du in dem ungeheuren Licht, das nun wieder die Menschen erhellt, als ein gestaltloser Klumpen, den die Menschheit ausgeschieden hat. Gleichviel. Du bist noch nicht fertig. Du hast den Weg der Gerechtigkeit, den du einmal beschritten hast – und selbst wenn dein Schritt geschauspielert war! –, bis ans Ende zu gehen. Du darfst uns nicht verlassen.

Nur eines kannst du nicht mehr. Du kannst nicht mehr[311] spielen. Spielst du heute noch einmal, dann bist du schnell ein Schatten; vielleicht gilt es dann sogar dein Leben. Du kannst nicht mehr spielen, nicht mehr bloß so tun als ob; nicht mehr zwischen den Meinungen und den Taten schlendern; nicht mehr zwischen deiner Hingabe und der tötendsten Ablenkung sitzen; nicht mehr Freund sagen und Feind tun. Das ist aus! Der Dualismus ist aus. Der Dualismus zwischen deiner ungeheuer vorgeschrittenen Erkenntnis und deiner ungeheuer vergangenheitshaften Sympathie. Dieser Dualismus, der dir alle Hintertüren der Passivität aufschloß. Dieser Dualismus, der dir erlaubte, dich allen Taten zu entziehen und die Taten anderer schlau und gerissen zu begutachten. Diese ganze hochmütige Schwindelei ist aus, die sich selbst gern Rebellion nennen hört, aber die ganze Arbeit andern überlassen will, die Arbeit stets andern überlassen hat. Aus! – Heute mußt du dein Leben mit der großen Sache, die du dachtest und aussprachst, identifizieren. Mit unserer Sache. Du mußt mit uns gehen. Mit wem? Mit der Masse.

Wir werden es schwerer haben als andere Völker: Wir werden vielleicht in ganz kurzer Zeit den Freiheitsweg durchrasen müssen, den die anderen in einer geschichtlich größeren Bahn zurücklegen konnten. Das wird uns nicht mehr erspart bleiben können, den gesetzmäßigen Weg der Geschichte der Freiheit zu gehen, denn wir haben bis heute jede Gelegenheit versäumt, außerhalb unserer Entwicklung, außerhalb der Geschichte, den großen Sprung zu machen, den Sprung in die Freiheit, den Sprung in das neue Reich. Unser Weg, unser langsamer, schwerer Weg, hat schon begonnen: Conventikel flüstern im Lande, die den Individualismus lehren. Einzelaktion, reißende Klugheit, Rettung der Person vor der Auflösung. Gut – für die Phase, die autoritätsfrei machen wird. Unterlassen sei der Vorwurf: Kleinbürgertum! Nur dies ist nicht zu vergessen, daß wir in solchem Zustande anderen Völkern (die ihn längst los sind) genauso novellistisch komisch erscheinen wie uns selbst unser halb vergessener individueller Ahn im Schlaf rock mit langer Pfeife. Aber dieser Weg der Selbstvervollkommnung, der kleine Weg, hat nur dann ein Recht, wenn wir nicht auf ihm bleiben. Wenn wir in der Masse landen.

Der Augenblick, da ganz ernstlich auf der Welt die große[312] Erneuerung beginnt, wird an einer Schein-Enttäuschung zu erkennen sein. Daran, daß die großen Köpfe, die großen Sprecher, die großen Propheten und die unerbittlichen Richter – nicht mehr mitmachen werden. Die Führer werden nicht mehr mitmachen. Die Führer werden zur Gegenbewegung laufen, sie werden den Stillstand beschwören, die alte zusammengerammte Welt zu halten suchen. Ein Friedenstönen wird laut, die Schar der Führer rückt auf Hand in Hand mit ihren ältesten, härtesten Feinden, und ihre Versöhnungsflöten schrillen zum Kampf gegen diese neue Welt, an deren Schöpfung anonyme, besitzlose Massen in stetester Gefahr des Zusammengehauenwerdens arbeiten.

Es ist eine Schein-Enttäuschung. Alte Gewöhnung aus stillen Zeiten fragt immer noch bei jeder Krise: sind die Männer da, die die Ordnung der Zukunft lenken können? Aber die Männer sind immer da, diese Beauftragten, Denker, Genies, Volksvertreter, diese Führer. Nur ihr Volk ist nicht da. Warum das Volk nicht da sei? Weil sie es nicht wollen. – Der Führer tritt auf, er erklärt, er fordert. Aber er erklärt, daß eine mechanisch und passiv heraufrollende Welle die Ereignisse gebracht hätte: die »Umstände«. Und er fordert: Abwarten. Wer hört ihn? Publikum, nicht Volk. Das Volk, noch eine Millionenzahl von einzelnen, unverbundenen, stecknadelgroßen Individuen, strömt aus unendlich vielen Flußläufen seine Willenskräfte zusammen, mächtig steigt sein Wille auf, ein riesenhafter griffbereiter Arm aus zahllosen Menschenleibern. Die Führer sind verstört: Hier will etwas, das mehr ist als sie, höher, sicherer und drängender ungeduldig nach vorwärts. Weiß nicht dieser Schrei der Masse, der in die Welt auffliegt, unendlich genau das Ohr, zu dem er stößt: das Ohr der Masse irgendwo auf Erden, der Brüder, Kameraden, Helfer? Weiß nicht der Riesenfuß der Masse, der über die Straßen stampft, warum er Häuser zertritt, die Hindernis zum Ziel sind? Weiß nicht die gespannte Riesenhand so sicher, wohin sie greift, was sie zerdrückt und was sie bewahrt, um es über ihre Menschen auszuschütten? Hier ist das Volk, und der strahlende lebendige Gigantenkörper seines Willens ist unendlich mehr als das Geschöpf eines einzigen, zufälligen Moments: Ein Wesen ist dieser Wille, aufgebaut aus allen Willensgeschöpfen der unvollendet versunkenen Geschlechter.[313] Ein Geschöpf, gebildet aus allen Willensgeschöpfen, die seit dem Tage der letzten großen Erhebung des Massenwillens in die leere, unfruchtbare Welt hineinwachsen mußten. Ein Organismus, in dem wie Adern, Blut und Muskeln alle Willensorganismen leben, die seit der letzten großen Willensspannung man nicht leben lassen wollte. Und das ist das Ziel der Masse: die endliche Lösung dort zu bringen, wo der Tag der letzten großen Volksbewegung ahnend mächtig Gewolltes abgebrochen und ungelöst liegenlassen mußte.

Aber wo ist da der Führer? Der Führer war in der langen Zwischenzeit der erzwungenen Ruhe, der Niederhaltung des Volkes, jenem Fackelläufer gleich in antiken Spielen, der im Wettlauf die Fackel brennend dem nächsten Läufer reichen mußte. Der Führer sah atemlos nur den nächsten Führer, er rannte, gebannt ganz im Gedanken an das Brennen seiner Fackel; keiner wußte mehr, warum der Fackellauf war; ein Rennen gab es um die Führerehre. – Der Führer denkt und lebt noch mit seiner Vergangenheit. Zur Zeit, da er längst schon vorstoßen müßte, wie einer der kleinen Namenlosen neben ihm, steht er noch in bloßer Opposition. Seht diesen großen Ringelreihen der Erde. Die Mitspieler das Gesicht unablässig einander zugewandt im innern Kreis: die Führer! Draußen wanken schon die Berge von Menschen auf und ab. Der Führer ist gestört vom Draußen. – Ah, es wurde ernst? Der Führer ist zum Gegner geworden. Denn der Gegner das ist der Autoritätsmensch. – Eine Schein-Ent täuschung. Er konnte nie wirklich enttäuschen. Das Volk beging die Sünde, sich blind auf ihn zu verlassen – was sollte es machen, wenn er sprach? Es war noch wirr zerspalten in ein Millionenfeld einzelner Würmer. Notgedrungen dem trauen, der sich selbst für ehrlich hielt. Schlimmer: notgedrungen ihm folgen! – Aber es wird ernst? Es gibt keine Führer mehr. Auf kein fremdes Einzelwesen hat man jemals mehr sich zu verlassen. Auf kein fremdes Einzelwesen hat das Volk jemals mehr sein Leben zu stellen. Es gibt keine Führer! –

Du würdest dies nicht lesen, mein Freund, wenn du nicht die Erneuerung wolltest: die Erneuerung der ganzen Welt, die Austreibung des bösen Giftblutes aus den Adern und die Durchströmung mit neuem Lebensfluß. Die Erneuerung[314] kommt aus dem Volk, wo es wirkendes Volk ist. Wirkendes Volk ist die Masse. Die Masse baut auf. Wo die Masse ihre Aktion entfaltet, wird ein neuer Menschheitsbegriff aus der Vorstellung in die Wirklichkeit hinein gestaltet. Wie langsam das oft geht, und oft wie schnell! Den Querschnitt dessen, was zustande kommt, muß man anblicken:

In abgelegenen Provinzen kämpfen kleine Sondergruppen zäh; in den.großen Knotenstationen entladet alles sich plötzlich in einem Augenblick. Zusammen gesehen gingen alle aufs selbe Ziel los. Und die Massenaktionen des Volkes unterscheiden sich von allen befehlsmäßig kommandierten politischen und kriegerischen Zügen ganz scharf dadurch, daß bei ihnen die höchste, gerechteste, geistigste, menschheitliche Ideen-Forderung mit der allerdringendsten, allerunkompliziertesten, allerlebensbrennendsten Interessen-Forderung zusammenfällt. Hier hört die Diskussion auf: Wo in der Welt, in der Geschichte, die Masse den Schritt tat, der zur Lösung der unmittelbarsten Lebensfrage des Menschen ging, wo ein Versuch zur Verwirklichung des Sozialismus begonnen wurde, da ist Ungeheures geschehen, auf rohestem Bauplatze menschheitlich Göttlich-Geistiges. Und es kann sogar kommen, daß die Tat in die höchsten Stufen der Erkenntnis und des menschlichen Willens reicht, doch jenes rein theoretische Denkprogramm, das Agitationshilfe zu dieser Tat war, auf ganz unfreiem, mechanistisch-fatalistischem Denkgebiet blieb. In unserer Zeit haben die ersten Verwirklicher des Kommunismus einer materialistischen Philosophie angehört, die nichts anderes als das längst Abgetane veralteter Naturwissenschaft sagte, der Mensch sei ohne freien Willen und das Produkt der Verhältnisse, und eben sie haben mit dem mächtigsten Griff des freien Willens in der unbeschreiblich kurzen Spanne eines Jahres die neuen Verhältnisse der kommenden Welt geschaffen und vorgeformt. Denn nicht das Agitationsprogramm ist die Idee, die die Massen zum Handeln treibt, sondern jener große Denk- und Willenskreis, der aus der bloßen Tatsache der Existenz des Menschen entspringt und in dem die Interessen-Agitation (also der materialistische Unterbau) nur den kleinen Abschnitt des Aktuellen bildet. Die Menschen tun ihre Taten nach den Ideen. Die Menschen setzen die Ideen in die Welt; lauter Einzelpersönlichkeiten der[315] Masse setzen die Ideen in die Welt. Aber die Idee ist weder etwas ausgedacht Konstruiertes noch an das bestimmte Individuum gebunden, sondern die größte Schöpfung des Menschen, eine über ihn hinaus: ein Organismus, der gleichzeitig jener Mensch ist, der ihn mitschuf, und das Lebensverhältnis, die Welt dieses Menschen. Das große Reich der Ewigkeit des Handelns, schon losgelöst von ihrem Urheber, doch rückwirkend auf ihn. –

Die wir an den Weg des Geistes glauben, wir sehen: Vor der Erneuerung wird eine große Bekehrung kommen müssen. Aber Bekehrung, das kann man nicht mit Jammern machen, nicht passiv, nicht mit Abwarten, Zusehen und Abwälzen der drohenden Dinge auf die anderen. Bekehrung ist bewußtes und willentliches Hindurchgehen durch ein Leben, das wir für niedriger halten als jenes, das vermeintlich unserer würdig wäre. Abstieg auf ein Niveau, das scheinbar tiefer als das unsrige ist. Nämlich genau zu dem Leben und zu dem Niveau, das unsere erfüllte Wirklichkeit ist, das uns nicht mehr den Schutz des Sich-erhaben-Dünkens gewährt, den Schutz nicht mehr des geistigen Reservates; nicht mehr den tödlich Weltschwindel zuläßt, in dem System des Intellektes durchaus menschlich zu denken, aber sich mit dem bloßen System zufriedenzugeben; mit Hochmut auf den Handelnden zu sehen – also noch selbst: außermenschlich zu handeln. – Hindurchgehen durch unser tiefstes Niveau – und das geistige Ziel? Das Ziel ist ewig und absolut – wir selbst sind endlich und unsere Mittel endlich. Bekehrung ist der Weg des Handelns mit allen, mit allen unseren endlichen Mitteln zum ewigen Ziel. Der Weg der Bekehrung: Untertauchen in die Masse. Masse sein. Masse sein, heißt nicht: hinter dem Rücken des Vorderen verschwinden. Es heißt: Verantwortlich mit der brennendsten Spannung deines Willens in den Willen deiner zahllosen Kameraden stürzen.

Ein Augenblick kommt, da bist du nicht mehr Klasse: nicht mehr Bürger. Wer führt die Massenaktionen aus? Die Arbeitenden. Das Proletariat. Sie handeln, die andern schauen zu. Es gibt aber keine Zuschauer mehr. Du sympathisierst mit den Handelnden, den Arbeitern, dem Proletariat? Man braucht keine bloßen Sympathiekundgeber mehr. Du hast heute zu handeln. Mein Freund, dein Weg[316] geht zum Proletariat. Proletariat! darum kommt kein Gehirn von morgen mehr herum. Klammere dich nicht an den albernen Einwurf vom gut verdienenden Munitions-Vorarbeiter. Auch du warst ja in deinem Leben nicht jeden Augenblick tätiger Demokrat. Morgen gibt es keine Konjunktur mehr, keine neuen Kleinbürger mehr, und nicht einmal Kriegsgewinner gibt es morgen mehr. Morgen gibt es nur noch: die Weltgeschwüre, die Seuchenträger, den Versuch zur endgültigen Ausbeutung der Menschheit – oder die Arbeitenden; oder jene, die endlich das große Werk der Abdankung des Überflüssigen beginnen; die Neubauenden; das Proletariat. Das Proletariat also sei heilig, und wir nur Schund? Nein, der Proletarier ist nicht heilig, weil er zu einer Klasse gehört. Aber heilig ist, wer zu den Handelnden gehört. Du, Zuschauer, hast nicht einmal sein Vertrauen. Du hast sein Vertrauen erst, wenn er in dein Leben blickt, wenn er sieht, daß du nicht ihm schöntust und anderwärts mit den Augen zwinkerst. Du kannst ihn nicht belehren, du kannst ihm keine Weisheit von oben bringen (um dich dann ruhevoll in die Gemütlichkeit zurückzuziehen). Du kannst nur mit ihm arbeiten. – Aber das Ende des Klassenkampfes? die Gewaltlosigkeit? das dritte Reich der Menschheit? Beginne, der die Forderung erhebt! Der Weg geht durch die Solidarität. Du kannst nur noch Masse sein. Hier ist die Erneuerung. Hier wirfst du aus deiner Brust eine neue Erde in den Raum, die in unserem menschengezeugten Kosmos als millionste in Sternenbahnen und Sternenzusammenprall fliegt und unter einer Staubwolke von Trümmern dir deinen neuen Boden unter die Füße breitet.

Quelle:
Ludwig Rubiner: Der Dichter greift in die Politik. Leipzig 1976, S. 311-317.
Lizenz:

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon