[33] DES TÜFELS BOTTSCHAFFT loufft mit grosser ungestüme für die hell, klopfet an mit sinem schäfenlin und spricht.
Mordjo! mordjo! ir tüfel all!
thuond uf d' hellthür mit grossem schall
und louffend druss mit grossem g'schrey,
so wil ich üch sagen mengerley.
LUCIFER redt zum posten.
Botz lungken, läber und botz darm!
post! fast bist g'louffen, dir ist warm,
dann du fast schwitz'st, das kan ich mercken.
was machet gott? thuo uns entdecken,
es sey, was's weil, grad's oder krumb's,
das sag uns all's in Einer summ.
DES TÜFELS BOTTSCHAFFT.
Herr Lucifer! was sol ich sagen?
ich han nun gar ein lären magen
und bin mer g'louffen in der yl
ungessen dann vierhundert mil;
darzuo ich bab ouch wenig truncken;
mir ist schier 's hertz im lyb versuncken:
so angsthafft bin ich g'loffen umb,
hoch, nider, straassen grad und krumb,
damit ich min empfälch uss richten
recht künde, wol üch des berichten,
wie ir dann mir hand all befohlen,
uff das ich reden unverholen;
nach dem und gott die himmel, d' erden,
den menschen g'macht, daruss liess werden;[33]
hat er in g'setzt ins Paradyss,
in ziert, gemacht vernünfftig, wyss,
ouch alles, was hat g'han das läben,
hat er dem mensch all's übergäben;
thier, vögel, fisch, d' frücht, loub und grass,
wie es von gott alls b'schaffen was:
das b'sitzt der mensch uff dise stund,
wie's uss hat g'sprochen gottes mund.
zuo dem er hat mit grossem flyss
ein boum in d' mitte 's Paradyss
verordnet, g'setzt, gar lustig, schön,
damit der mensch sich dran verhön,
und äss die frucht wider 's verbott;
den dann verbannet selb hat gott.
in disen boum hat gott selbs gäben,
den tod verordnet und das läben;
also wo der mensch sicht uff gott,
ouch fürcht in und halt sin gebott:
so wirt er mügen nit verderben,
sälig blyben, niemer stärben.
darumb, ir tüfel, stond hie z'sammen,
und ratend darzuo allgotzsammen,
wie wir in abfürind von gott,
das er d' frucht äss, nit halt sin bott,
darmit in gott hab g'macht vergäben,
nit sälig werd, und müg nit läben.
nit machend's lang, herr Lucifer;
dann gott, der herr, ist äben der,
grad uff der stett, in schnäller yl
in siner gnad in b'stäten wil,
den menschen lieben, d' unschuld gäben,
demnach er wirt g'wüss allwäg läben.
so dann der mensch nit köndte sünden,
kein g'walt wir mochtind an im finden.
darumb ee gott in heilig mach,
so radtend schnell yetz zur sach,
damit wir gott all widersträben,
ouch der mensch nit müg ewig läben.[34]
LUCIFER redt zur sach und spricht.
Botz hüenersädel und botz mist!
ich weiss darzuo schon einen list.
diewyl gott hat 's wyb g'non vom mann,
es g'wüss in überreden kan.
zuo dem wir d' schlangen wend anstifften,
in sy ouch schlüffen und vergifften,
das sy das wyb falschlich berede,
die frucht zuo ässen sy bewege,
ouch gottes wort grad umbkeere,
und wider gott ein anders leere.
so wirt das wyb, wiewol's ist g'fierdt,
fry b'schissen, trogen und verfüert.
die schlang das wyb muoss stifften an,
das s' d' frucht gäb z' ässen irem mann.
nit wirt der mann so handfest syn,
d' frucht wirt er nemmen, byssen dryn:
dann muoss er, wie wir, verdampt ouch syn.
SATAN.
Botz knobloch, böllen und botz reben!
ein radt darzuo ouch wil ich gäben.
hat gott erschaffen und verordnet
in unser statt heimlich, verborgen
ein menschen on prästen und fäl,
gantz untödtlich mit geist und seel;
und wil in gott nit lassen sünden,
in heilig machen, zuo im fründen:
so schweer ich by dem milben zan,
das ich im wil kein ruow nit lon
mit aller krafft und mi'm vermügen;
es sey mit b'schissen ald mit lügen,
im wil ich allzyt widersträben,
damit er nit müg ewig läben,
den schlangen wil ich reitzen an,
das er bered beid, wyb und mann,
fälschlich mit list, das sy durch's ässen
gar gottes bott, sins worts vergässen,
damit s' mit straaff ir sünden büessen,[35]
verdampt belybind, sterben müessen.
so hat dann gott g'fält sin anschlag,
wie bald er stirbt, nit läben mag.
ERST TÜFEL.
Botz hosenlatz und nestelglimpff!
es wirt alls g'redt in ernst und schimpff.
bat gott uss lätzem, krumbem ding
das wyb gemachet also ring,
vom ripp des manns und siner syten:
g'wüsslich wirt's den wol überstryten,
bereden in, das er d' frucht ässe,
der botten gottes gar vergässe.
darumb so radt ich uff der stett:
das wyb von ersten werd beredt;
dann ist der mann an's wyb gebunden,
bald wirt er von ir überwunden,
die im die frucht wol bieten kan;
und wie bald sy d' frucht nemmend an,
so sind s' verdampt in unser pyn:
dann müend s' uns glych verdampt ouch syn.
ANDER TÜFEL.
Botz ofengabel und botz magen!
min haar mir thuot gen himmel ragen,
dann gott der herr gar listig ist.
wol weisst er, was in'n beiden prist.
hat er sy g'nommen uss der erden,
nach si'm willen lon läbendig werden:
er kan sy heiligen und begnaden,
das mit kein'r sünd nit werdind b'laden.
er weisst ouch all unser radtschlag,
sy b'schächind nachts ald by dem tag;
vor im man nit kan heimlichs radten,
er weisst den grund vor allen thaten.
darumb er kan wol unsere sachen
verhinderen und zenüte machen;
dann d' sach an im alleinig stat,
er unnütz machet unseren radt.
drumb wend ir d' sach zuo guotem bringen,
so gond nit lang umb mit den dingen:[36]
den schlangen reitzend schnäll, bald an,
das er sich rüst, wie bald er kan;
dann wie bald's wyb wirt überlist':
der mann mit ir verdorben ist.
DRITT TÜFEL.
Botz fuchss und hass, ouch bären dräck!
das mir nit d' nass und mund drinn b'steck!
soi diser mensch von kaat und erden
im rych gotts unser erben werden;
sönd wir durch sy verstossen syn,
belyben in der hell'schen pyn:
so möcht's ein buwren morn verdriessen.
dryn möcht' ich trätten mit den füessen,
das gott, der herr, erd, träck und kaat
in sines rych verordnet hat.
was fröwt nun in ein sölche mass',
do er wott schaffen loub und grass,
das die sin bildtnuss füeren sott?
mich wundret, was nun sinnet gott.
wil er sin rych also versuwen,
das selbig mit kaat und erd usbuwen?
fürwar! es wirt ein kleiner lust,
es ist schier b'schaffen alls umb sust.
darumb ich wil min radt ouch gäben:
uff das der mensch nit möge läben,
so werd ufg'mützt also der schlang,
das gäbner radt schnäll für sich gang,
es b'schäch mit trug ald sunst mit b'schiss,
nun das er werde überlist':
so ist d' verdamnuss im bereit
als wol wie uns, nach billigkeit.
DER VIERD TÜFEL.
Botz rinderzan und ochsenhorn!
nit einist hett ich darumb zorn.
d' sach wend wir gott on not verspeeren,
nit muoss der mensch sich an in keeren.
hat er in g'nommen von der erden,
die dann nit b'stat, muoss z'nüti werden;[37]
so muoss er ouch nit heilig blyben,
von si'm gebott wol wend wir'n tryben.
hat er das wyb uss krumben dingen
erschaffen müessen, z'wägen bringen,
von einem ripp uss sinem g'walt,
das nit hat g'hept kein form noch g'stalt:
so wirt's nüt grad's, noch darzuo schlächt's,
verbringen künden etwas rechts.
darumb sind frölich, one sorgen:
d' sach besser syn wirt, ee's wirt morgen.
dann d' schlang listiger ist und g'fierdt
uff allem väld, dann alle thier.
die wil ich reitzen, hetzen an,
dem menschen gar kein ruow nit lon,
wie g'radten ist grad uff der stett,
das' falschlich werdind überredt.
werdend s' dann trogen uss ir'm list,
so sind s' verloren, wie im ist,
das inen nümmen z' helffen ist.
DER FÜNFFT TÜFEL.
Ich schweer ouch by dem rinderschwantz:
wider gott ich syn wil gar und gantz;
ouch wil ich, das wir gschöpfften all,
bezwingind die in unsren stall,
uff dass verdampt g'wüss, sicherlich
belybind all; das radten ich.
ERST JUNG TÜFEL.
Ich bin ein kleiner junger tüfel;
noch sönd ir all han keinen zwyfel:
wo ich mich kan gott wider stellen,
gern wil ich's thuon, ir lieben g'sellen!
ANDER JUNG TÜFEL.
Nit darff's vil red; ist 's wyb gemacht
uss einem ripp, so ist d' ursach
gnuogsam erzellt von 'n alten tüfeln;
den wil ich folgen gern, on zwyfel.
DRITT JUNG TÜFEL.
Ich folgen der vile und der menge,
wie abg'redt ist nach aller lenge.[38]
LUCIFER.
Uss minem schlächten unverstand
wäm das wol g'fall, heb uf sin hand,
der juchtzg, ouch schry mit lutem g'schrey
hoch und nider, mengerley.
Louffend all in die hell. – Musica.
Adam und Heva gond umb spacieren im Paradyss; in dem redt Adam zuo Heva.
Wolan, min Heva! liebstes wyb!
damit ich all wäg by dir blyb,
dir wonen by mit rächtem läben,
gott kündind darumb rechnung gäben:
dich wil ich früntlich bätten han,
du wellist allwäg by mir ston
in frommkeit eeren, lieben mich,
derglychen wil ich halten dich
in minem hertzen lieb und werd,
diewyl ich läben hie uff erd.
hat gott uns g'ordnet, zsammen gäben,
so wend wir früntlich, lieblich läben
mit einanderen so in gott,
das wir ouch haltind sin gebott.
die früchten, darzuo alle spyss
gott b'schaffen hat im Paradyss,
erloubt die selben uns zuo ässen.
die wend wir niessen nit vermässen,
mit danckbarkeit die nemmen an;
ouch diser frucht gar müessig gon,
die gott uns hert verbotten hat,
d'wyl uns d' verdamnus daruff stat.
HEVA.
Ach, allerliebster g'mahel min!
füruss allwäg lieb solt mir syn
für alle g'schöpfft im Paradyss
ankeeren wil ich ernst und flyss,
das ich dich lieb, in huiden b'halt,
allwägen thüeye, was dir g'fallt,
diewyl ich läb, und gotts will ist;
dann du nach gott min hoffnung bist.[39]
gott wil ich allwäg trüwlich bätten,
das er mich nit lass überträtten
sin geholt, das ich vermässen
von diser frucht nit thüeye ässen,
darinn verborgen angst und not,
ligt 's läben und der ewig tod,
ouch wir nit fallind hüt ald morn
in g'faar und in den gottes zorn.
DER SCHLANG gibt antwurt dem wyb und spricht.
Ae, früntlichs wyb! ä, keer dich har!
ich kan dir radten guots on g'far.
nit sond ir d' red und 's herren wort
also verston an disem ort,
das er's hab g'meint, wie ir's verstond.
g'wüss, g'wüss ir hie ein abweg gond.
wie kündt' es syn, das ein frucht schüed,
die ander üch, vil guots uflüed?
schow! luog! wie sind s' doch nun so glych,
hüpsch, schön und lustig, wäsenlich!
erkenn das war und gloub mir, das
dir gott hab b'schaffen loub und grass,
die böum und d' frücht sampt allen thieren,
uff das üch die in tod nit füeren,
üch hat's alls gott (merck!) hie erschaffen,
nit das ir standind sy angaffen;
was gott hat g'macht, sol üch syn gmein,
ja nutzlich, guot und nit unrein,
drumb mügend ir die sicher niessen,
und üwers hertzen lust wol büessen.
wyb! gloub mir nun! ä, fürcht dir nit!
kumm här, see hin, nit abwerts tritt!
HEVA gibt der schlangen antwurt und spricht.
Du b'redst mich nit, drumb denck sy nit,
das ich d' frucht werde ässen hüt
uss kluogheit diner red und wort
ich weiss ouch, was gott an dem ort
zuo mir hat gesagt und minem mann;[40]
er sprach: »ir sond ir müessig gan!
von andren böumen und ir früchten,
die ich vorg'macht hab üwern g'sichten,
darvon sönd ir onforchtsam ässen,
und miner worten nit vergässen.«
gott hat den boum in d' mitte g'setzt,
uff das keins werde dran verletzt,
hat pflantzet uns drumb disen garten,
das wir in trüwen sinen warten,
ouch habind in früchten underscheid.
gott verbot die uns in sunderheit;
er sprach: »nun rüerend sy nit an;
dann glouben sönd ir an mich han:
wie bald ir's thuond, sol üch syn kund,
ir sterben werdend zuo der stund.«
DIE SCHLANG gibt antwort dem wyb und spricht.
Nit, nit das gloub! dann ich weiss wol,
das üwer keins nit stärben sol.
es förcht im gott, ir werdind im glych,
verbunt üch d' eer im himmelrych.
ich sag üch gwüss; gott hat bereit
üch dise frucht von ewigkeit,
das, welcher stund ir ässend darvon,
üwer ougen uf werdend gon,
gantz wachbar, luter also werden,
das ir gott glychend hie uff erden,
ouch wüssind z'mal das böss und guot.
g'wüss machet s' üch vil fröud und muot!
doch g'schowend d' frucht! was schücht üch dran?
kein bessre man nit wünschen kan.
wär sy versuocht, wirt ewig läben.
gott hat ir drumb den namen gäben.
drumb nimm sy an, zäch sy dahin:
von stund an wirst ein göttin syn.
ist dir dann lieb din eelich mann:
solt du das guot nit heimlich han
und gib im ouch! dann uss dem bott
üch b'gegnet weder schand noch spott;[41]
und b'schäch das nit, so b'schilt mich drumb:
du find'st mich im garten umb und umb.
DAS WYB schouwet den boum an, wie lustig er was, und spricht.
O schlang! o schlang! uff diser stett
wol halber hast mich überredt
mit diner kluogen red und sag.
so kei'm die frucht nüt schaden mag,
wie du hast g'redt und selber sprichst;
so bin ich so vil underricht,
das ich vor d' frucht wil recht beschouwen,
ee ich sy äss, mich dran verhouwen.
Luoget sy an.
Ich reden das in der warheit,
das gott nit gmacht hat, zuobereit
in aller wyte 's Paradyss
kein bessre frucht mit sölchem flyss,
als dise ist: drumb, lieber mann,
schnäll gang härzuo, ouch g'schouw sy an!
Sy schouwend sy beide an.
Was gilts, min Adam, sy ist guot?
mir zittret drüber all min bluot;
zuo dem min hertz ist darzuo g'rüsrt',
zuo ässen d' frucht mit allem lust.
ich mag nit mer sy sähen an,
ouch kan ich mich nit überhan:
ich muoss sy gon ein klein versuochen,
lon d' schlangen sorgen, sy drumb ruochen;
dann machet sy uns wyss und kluog,
wie d' schlang hat g'sagt mit guotem fuog:
mag ich sy brechen und sy ässen.
ADAM.
Nit solt du 's herren wort vergässen,
min liebe Heva, umb kein sach!
's bott gotts und 's grösser hie betracht:
sölt uns der tod grad folgen, druss:
vil besser ist's, du lassist's huss!
mit anderen früchten wend wir büessen
unseren hunger und die niessen,[42]
was gott uns b'schaffen hat, gemacht,
damit er gloubt werd, nit veracht.
HEVA bricht ein öpffel ab und spricht.
Den öpffel han ich brochen ab,
zuo ässen den ein lust ich hab.
hat der boum in im d' klugheit, 's läben:
so kan er mir die wyssheit gäben.
HEVA isst in und spricht.
Er ist so süess, ouch milt und guot,
das drab erkickt ist all min bluot,
all mine krefft', ouch all min sinn
die ligend mir vil scherpffer inn,
dann vor, ee ich sy gässen han;
drumb iss sy ouch, min lieber mann!
ADAM nimpt die frucht von Heva und isst sy ouch.
Die frucht ist guot, das ich min tag
nie bessers versuocht, noch gässen hab;
min krefft der seel, ouch die verstentnuss
hand sy in mir gsterck überuss.
wie gat es zuo, min liebe Heva,
dasst' vor mir stast so nackend da,
so unverschampt vor minen ougen?
der schlang hat g'wüss uns beide trogen!
HEVA.
Ich fürcht mir warlich selber drumb.
wol g'seen ich, das ich nackend kumm,
ouch dasst' vor mir stast unverschampt.
ADAM.
Mir ist min sünd schon wol bekant.
wir wend uns decken, ouch uns schämen,
und est von disen böumen nemmen;
damit wend wir uns also b'kleiden;
verbergen ouch, von dannen scheiden:
wie bald gott kumpt und uns hie suocht,
das wir nit standind so verruocht.[43]
TOD gut härfür uss der erden, stellt sich in das Paradyss und spricht.
Ich bin der Tod, in d' wält erboren,
g'macht von der Sünd und usserkoren;
von ytel bein, ouch ungestalt,
ich bin ein geist: noch han ich g'walt
über das fleisch in diser wält,
was läbt und strebt, wenn's mir gefellt,
so muoss der mensch des tods erstärben,
zuo erden werden und verderben.
wie bald ich ei'm glych, morn ald hüt,
die stund mit miner hand erschütt;
wie bald ich ei'm winck oder düten,
ald puncten stell zuo der minuten:
so ist kein mensch, der on verzug
vor'm tod sich nit erretten müg:
sterben muoss er im ougenblick,
wenn ich im ruoff, und 's stündle schick.
dann ich ein herr bin über d' sünd,
ouch g'artet glych und schnäll dem wind.
kein g'walt wider mich hilfft, noch kein ding;
wenn 's zyt hie ist, ich aus durchtring.
wo d' sünd regiert, da bin ich herr,
sy herrsche wyt, ald b'schehe ferr.
verbergen vor mir sich niemand kan.
ich bin der Tod: aus fall ich an.
umb der sünd die wält ich töd;
es sey einr starck, g'sund oder blöd:
wenn 's stündle uss g'loufft: mir gilt's glych,
ich töd in, er sey arm ald rych.
das hand ir g'seen uff diser stett,
wie d' schlang das wyb hat überredt,
das sy d' frucht ass: im ougenblick
sind s' g'fallen in des herren g'richt;
der hat mir krafft zuo inen gäben,
das in mi'm g'walt stat ires läben
und müend des tods syn eigen gar,
wie's gott dann selbs macht offenbar.[44]
drumb gon ich hin zuo diser stund,
gott lon ich's machen inen kund.
Musica.
GOTT der herr, gieng zuo abend im garten umb spacieren mit im selb allein und sprach.
By der küele zuo abendszyt
wil ich selb, gott, im garten wyt
nach lust ergon spacieren mich;
ouch schouwen, ob ich d' menschen sich,
die ich all beide b'schaffen han,
ob s' wellind by min worten b'ston,
in unschuld blyben, darinn läben,
denen wil ich gnad, krafft darzuo gäben,
sy b'stäten, also heilig machen,
das s' mich, sunst niemand, müend betrachten,
sälig, unstärblich ewig blyben,
all fröud in mir und d' wyl vertryben,
ja hand s' gehalten min gebott,
und mich erkennt für iren gott.
die suoch ich hie on alls gefar,
ich luog und sich, ir nimme war:
so g'seen ich s' nit, war sind sy kun.
das wundret sicherlich mich nun.
ich merck wol, das s' sind g'syn verruocht,
beyde d' frucht hand gässen, versuocht.
ich wil grad yetzdann rüeffen in'n.
Adam! Adam! hörst du min stimm,
so kumm härfür und zöug dich an!
Adam und Heva gond härfür, und spricht Adam.
O herr! dich g'sach ich umbhär gan,
din stimm ich hort, und forcht mir seer;
ich meint, ich wette niemermer
für dich mee kommen und dich flühen,
din göttlich wäsen allwäg schühen;
dann ich bin nackend, schamhafft worden:
drumb ich mich han vor dir verborgen.[45]
GOTT der herr, spricht.
Wär hat dir's g'sagt, dasst' nackend bist?
ADAM.
Ich weiss nit, wie's zuogangen ist.
GOTT.
Gelt, du bist g'syn so vermässen:
du hast vom boum des läbens gässen,
den ich dir ernstlich, hoch verbot?
luog, wie d' vor mir stast, so gar schamrot!
sagt ich dir nit: iss nit darvon?
darzuo ouch: rüer sy nienen an?
du soltest mich han bass betracht,
und mich, min bott nit han veracht.
Do sprach.
ADAM.
Das wyb, herr, das da by mir stat,
ouch das zuo'r ee mir gäben hast,
dich hat zum ersten dich veracht,
d' frucht gässen, und die für mich bracht,
die selb mir botten so vermässen,
das ich sy hab versuocht und gässen.
darumb, herr gott, wol b'ken ich mich,
gesündet hab ich wider dich.
Do sprach gott, der herr, zum wyb.
Wie hast du dörffen underston,
min bott zum ersten übergon?
warumb bist du so fräfen gwäsen,
das du hast d' frucht gnon, z'erst abg'lesen,
die selben gässen so verruocht,
ouch g'macht, das din mann sy verfluocht,
sy gässen hat und min verbott
überseen hat, ouch mich, din gott?
DAS WYB sprach.
O herr! der schlang uff diser stett
hat mich verfüert und falschlich b'redt,[46]
mit kluogen worten dahin bracht,
das ich d' frucht ass und d' sünd verbracht,
darumb, herr gott, biss gnädig mir,
erzeig uns din gnad für und für!
Do sprach gott, der herr, zuo der schlangen.
Diewyl, du schlang, hast fräfenlich
mine geschöpfft beredt, falschlich,
mit trug, beschiss wider mich, ir'n gott;
von mir die straaff du haben sott:
vor allem vych, vor allen thieren,
die uff dem väld umbgond spacieren,
soll du verfluocht sin all din tag!
dich sol angon grad dise plag!
din art, natur wirst du verlon,
uff dinem buch solt kriechend gon,
ouch erden ässen all din tag
und ich, gott selbs, der's alls vermag,
wil fyndtschafft setzen zwüschend dir
und disem wyb (schlang, hab's darfür!),
ouch zwüschend üwer beiden somen.
doch wirt der mensch nit gar umbkommen;
der selbig stamm soll dir zerträtten,
din kopff, mit gwalt dich underwätten,
also das din g'walt und herrschafft
gen disem nit wirt han kein krafft.
du wirst im aber d' fersen hecken,
zum tod in stifften, das volstrecken,
also das du din hassz und nyd
erzeigen wirst, der in dir lyt.
darumb far hin, du öder schlang,
schlych, krüch darvon din läbenlang!
Der schlang krücht uff dem buch hinweg; in dem spricht gott, der herr, zum wyb.
Wyb! drumb das' die sünd hast begangen,
din'n mann darzuo g'reitzt und gefangen,
mich gar veracht, hie dinen gott:[47]
von mir die straaff uffnen du sott:
wenn du wirst schwanger von dinem mann,
gross kummer, lyden wirst du han;
din kinder solt mit schmertzen g'bären:
das sol dir yemer, ewig wären.
din g'lust, begird, die d' hast zum mann:
dir werdend s' ruow noch rast nit lon;
din mann sol dich also bezwingen,
das er dich b'herrsch in allen dingen!
Und gott sprach zum Adam.
Adam! diewyl du g'loset hast
der stimm dins wybs, und gässen hast
vom boum, darvon ich dir gebot,
ich sprach, darvon nit ässen sott:
so sol verflüecht sin alle erd
umb dinent willen! war das werd:
dorn und distel sol d' erd lassen
wachsen im väld und allen straassen!
mit kummer solt du von der erden
ässen und erhalten werden!
's krut uff dem väld zur spyss solt niessen
und in dem schweyss din hunger büessen,
mit übelzyt, biss z' erden wirst,
darvon du kon und g'nommen bist;
dann du bist nüt, dann kaat und erden:
zu kaat und erd solt wider werden!
uff das hie wartend! sey üch kund:
ich wil üch b'kleiden zuo der stund.
GOTT gut hinwäg, und Adam gab sinem wyb den nammen und sprach.
Zuo'r müeg und arbeit sind wir worden,
ouch hat uns gott usg'leit den orden
von wägen unser grossen sünd.
doch wil noch gott syn unser fründ;
drumb, wyb, wie du stast vor mir da,
solt mir heissen allwäg Heva.[48]
din namm wirt zöugen, wie im ist,
dasst' muoter aller läbendigen bist,
Musica.
GOTT kam wider zuo Adam und Heva mit den röcken und fälen und sprach.
Die fäl hab ich üch beiden b'reit',
zuo'r b'kleidung g'macht mit dem bescheid,
das ir hie beide, wyb und mann,
scham habind und die legind an.
Und wie sy gott ang'leit hatt, spricht er zum Adam.
Mich merck nun, Adam, und nimm war!
das du bist kon in angst und g'far,
ouch böss und guot's erfaren thuost,
zuo dem sur's, süess versuochen muost:
so lass dich trösten dise sachen,
frölich guoter dingen machen,
das ein'r uss der dryfaltigkeit
erfaren wirt din trurigkeit,
din kummer lyden, guot's und böss,
angst, not mit schmertzen, sur's und süess,
darmit din'r sünd verzyhung b'schehe
und man die einig mir verjehe:
du und all dine nachkommen,
ja, was wirt g'born von di'm somen,
wirt die verzyhung by mir finden
einig umb din schuld und din sünden.
darumb so mach dich uff die ban,
dann du wirst hie kein blyben han;
und hab mit kummer, angst und not
din läbtag lyden biss in tod.
kein frölich zyt, glych wo du bist,
wirst du nit han; sy wirt vermischt
mit angst und not syn, argem läben.
das wird ich dir zur straaff hie geben.
drumb, Gabriël, mich recht verstand!
damit der mensch nit streck sin hand,
brech d' frucht vom boum, äss selb im 's läben:
so wil ich dir das bott angäben:
mit dinem schwärdt solt sy vertryben,[49]
und nit mer hie sy lassen blyben.
das erdterych mit übelzyt
lass sy erbuwen ferr und wyt,
darvon sy kommen sind, erschaffen,
bewar den garten mit di'm waaffen,
mit Cherubim und mit dem fhür
z'rings umb und umb, das sag ich dir,
damit zum boum des läbens här
kein straass nit werde niemermer.
GABRIËL schlecht sy zum garten uss und spricht.
Nun farend hin! dann gottes g'richt
hat üch vertriben und verschickt,
der d' sünd nit lyd't, noch dulden mag.
ir sönd han kummer nacht und tag,
das erdtrych buwen ferr und wyt,
mit frost und hitz der übelzyt.
das urteil, das üch gott hat gäben:
drinn werdend ir uff erden läben.
Adam und Heva, als sy uss dem Paradyss vertriben sind von dem engel, spricht er zuo Heva, sinem wyb.
Das' gott erbarm, min liebe Heva!
wie jämerlichen stond wir da!
wir hand erzürnt unsern herr gott,
in dem das wir sin g'heiss und bott
fand überträtten uss yngäben
des tüfels list, dadurch wir's läben
verloren hand nach 's herren wort.
uff erd sind wir in alle ort
verwisen und also vertriben,
das wir uff erden hand kein blyben,
kein blyblich ort, wir müessend wandlen,
von ei'm ans ander, trurig handlen,
mit sorg und angst der übelzyt,
uff aller erden ferr und wyt.
die raach gotts ligt uff uns mit schmertzen.
das gat mir warlich ernstlich z' hertzen,
kein ruow noch rast ich nienen han,[50]
und ligt mir unser kummer an,
das ich kein hilff, trost nienen suoch;
dann hert wir stond in gottes fluoch.
min hoffnung einig uff gott stat,
uns z' helffen krafft und gnad er hat.
dem wend wir d' sach befolhen han;
ob gott wil, uns nit wirt verlan.
HEVA gibt im antwort und spricht.
Ach gott! min Adam, lieber mann!
dich bitt ich, mich nit wellest lan,
und by mir ston in minem jomer.
mir ist ouch leid din grosser komber,
dich wil ich trösten; thuo mir 's best,
und stand mir zuo uff's aller best!
dir won ich by nach di'm gefallen;
für alle g'sehöpfft liebst mir, ob allen,
was gott mit uns erschaffen hat.
uff gott und dich min hoffnung stat;
was dine g'lüst, din hertz begärt,
das solt du von mir werden g'wärt,
es sye, wenn's well, tags und nacht.
zuo minem lyb hast krafft und macht,
ich b'gär mit dir in fröuden z' läben,
gott well sin gnad uns darzuo gäben!
ADAM gibt antwort und spricht.
Das wil ich, Heva, dich gewären,
du solt mir aber kindle bären;
dann yetz das wirt syn unser staat,
darzuo uns gott verordnet hat.
sin gnad darzuo kan er uns gäben
dem wil ich truwen, wil ich läben,
uff das darzuo wir suochen wend
gelägenheit und han ellend
uff diser erden, nach innhalt
wie es gott g'liebt und im gefalt.
Adam beschlaafft sin wyb; die gebirt ein sun und ein tochter.
Musica.
[51]
ADAM gottlobet Hevam, sin wyb, die im zwey kind gebracht hat, Kain und Calmanam, und spricht.
Gott sey gelobt in sinem rych,
der dich erfröuwt hat, darzuo mich,
uss luter gnad, barmhertzigkeit!
HEVA.
Im sye lob in d' ewigkeit!
dann gott mit aller sin'r herrschafft
hat hüt erzeigt in mir sin krafft,
min lieber Adam, und sin gnad.
dann zwey kind er uns gäben hat,
ein knäblein und ein töchterlin,
nach si'm fürseen, dem willen sin.
erboren hab ich die mit schmertzen.
min not lass dir ouch gon zuo hertzen.
mir glych lass dir die kind gefallen,
das du sy liebest so ob allen
nach gott als unser fleisch und bluot;
die hilff mir ziehen, han in huot
mit sorgen und der übelzyt,
wie unser art, d' natur selb gyt;
dann du (wie d' weist, ouch allein ist)
der kinder rechter vatter bist.
die hab ich nach mi'm verlangen
vom herren g'nommen und empfangen.
ADAM.
So fallt mir, Heva, das in sinn:
min erster sun ist g'heissen Kain,
der wirt erbuwen 's väld und d' erden.
die tochter sol sin eewyb werden,
Calmana sol ouch syn ir namm,
darumb das sy vom herren kam.
die beide kind wend wir, wil 's gott,
erziehen in des herren bott,
in frommkeit und gerechtem läben.
der kan uns mer der kinder gäben,
damit wir d' wält so mögind meren
zuo gottes lob, ouch in vereeren[52]
mit höchstem flyss der danckbarkeit
der sey gelobt in d' ewigkeit!
HEVA gibt antwort.
Dir danck ich, diner fründtligkeit,
dasst' mir, den kinden bist bereit,
zuo denen gern nach gottes willen
gotts bott ich gern wil ouch erfüllen;
dir g'fölgig syn nach gottes wort.
ADAM.
Din kummer stell yetz uff ein ort,
versorg die kind, und leg die nider,
so wil ich wandlen, bald kon wider,
die narung unser aller trachten,
zuo'r not mich flyssen in den sachen,
das ich uns spyss wil suochen, finden,
nit mer! dann hab du sorg zuo'n kinden,
so wil ich gern nach gottes g'heiss
vereeren darumb minen schweiss.
HEVA.
So gang, bring uns der früchten har
wie s' gott hat b'schaffen, und nimm war,
wo dich das väld, min lieber mann,
am besten dunckt; mir zeig's ouch an:
so wil ich dir nach gotts vertruwen
das selbig helffen trüwlich buwen,
damit wir uns mit hilff des herren
mit eeren wellend wol erneeren.
ADAM.
So wil ich gon nach di'm begären
in allen trüwen dich gewären,
not, angst gern han mit allem flyss,
ouch zuohär ordnen unser spyss.
uff das, wie bald da unsre kind,
die zuo der arbeit boren sind,
ufg'wachsen ouch mit allen eeren:
arbeiten, wercken wend wir s' leeren,
damit s' uns helfsind d' välder rüten,
wie 's gott hat g'heissen, z' allen zyten.[53]
nach dem, wie bald es abend wirt,
wir schlaaffen wend, wie sich gebüert,
in gottes nammen, der ist herr,
damit wir machind kinder mer.
HEVA.
Alde! so gang und far dahin!
der ewig gott well mit dir syn!
ich truw ouch im, ee morn werd kommen,
andere kind wir überkommen.
Adam gat ins väld, Eva versorgt die kind und legt sy nieder.
Musica.
Adam kumpt heim zuo Heva, bringt ir frucht und
spyss; legend sich zuosammen, und Heva bringt ein sun und ein tochter.
ADAM spricht.
Gott sey gelobt, min liebe Heva,
das du erfröwt bist aber da
von gott also uss luter gnad,
der uns die kinder geben hat!
Abel der ander sun uff erden
sol g'heyssen syn, ein schäffer werden;
Delbora aber die tochter min;
die wirt Habels eeg'mahel syn.
in gott die wend wir uferziehen,
sy leeren alle sünden fliehen,
frommkeit müend sy ob allen dingen
lieben, dem herren opffer bringen,
drumb, liebe frow, biss wol getröst,
gott hat dich aber wol erlösst.
HEVA.
Gott, dem herren, danck ich sag,
der mich erlösst hat von dem last
zum anderen mal. min lieber mann!
min grosse fröud dir zöug ich an.
dio kind, ob gott wil, wend wir leeren
ein andern lieben, gott vereeren,
ouch sine bott trüwlichen halten,
vor ougen han uns beide alten.
dem wend wir dancken umb sin güet',
das er uns vor dem bösen b'hüet.[54]
uff das wil ich dich bätten han,
du wellist Kain mit dir lon,
in leeren hacken, rüten d' erden,
diewyl er muoss ein buwrsman werden.
ADAM.
Das wil ich thuon; on sorg du bist!
diewyl er gross ufg'wachsen ist,
so muoss er mir helffen die erden
erbuwen und ein werckman werden,
nit mer! der kinder solt du sorgen
und, ee es wirt viermalen morgen,
der kinder wellend wir gnuog haben,
es sygend töchteren oder knaben.
Zuo Kain.
Uff das, min sun, so gang mit mir
ins väld; da wil ich zeigen dir,
was din ampt syn wirt hie uff erden:
mir glych zum werckman muost du werden.
KAIN gibt si'm vatter Adam antwort und spricht.
Min lieber vatter! das sol syn!
z' g'horsamen dir ich willig bin.
ein lust ich hab, im väld zebuwen,
es sey mit schuflen ald mit howen;
womit es sey: alls gilt's mir glych.
nit mer! die arbeit leer du mich!
ADAM.
Min sun! hab sorg! thuo umb dich schowen!
hüpsch est solt zuo ein'r hütten houwen,
damit wir tag, darzuo die nacht
vor rägen habind tach und g'mach.
im väld wil ich gon hin und für,
ob ich ein schaaff ald sunst ein thier
find uns zuo'r spyss, ouch fäl zuo'n röcken,
damit wir kündind uns bedecken,
ouch andre frücht mit underscheid
zur notturfft, unsrer getzligkeit.
wie bald ich das überkommen,
grad zuo dir wil ich wider kommen.[55]
KAIN.
Min lieber vatter! yetz wil ich
dir g'horsamen, ergeben mich,
die est und studen wil ich finden
zuo'r hütten dir und allen kinden.
nit mer! on sorg gar solt du syn,
zuo'r arbeit ich guotwillig bin.
ADAM gat hinwäg, suocht schaaff und thier zur spyss, ouch das er uss den fälen bekleidung mache, sampt den früchten. in dem redt er mit im selbs allein.
Ach, gott im himmel! biss mir gnädig,
barmhertzig allzyt, darzuo güetig!
mir ist von grund mins hertzen leid
min grosse sünd, ungrechtigkeit,
die ich und Heva hand verbracht,
durch welche wir in d' straaff und raach,
in dines urteil g'fallen sind
billich, von wägen unser sünd.
aber biss uns so gnedig, milt,
o gott und herr, uns nit vergilt
nach unserm b'schulden hie im zyt!
din gnad uns mitteil verr und wyt!
dann du uns, herr gott, hast versprochen,
der schlangen werd der kopff zerbrochen,
einen somen wellest du erwecken,
der werd sich für d' sünd selb darstrecken,
der schlangen nemmen iren g'walt.
o herr und gott! den schick uns bald!
donn ich min krefft all hoffnung min
wird setzen in den heyland din,
den du in d' wält wirst senden, gäben,
der wirt uns wider gen das läben
uss luter diner barmhertzigkeit,
nach dim fürseen von ewigkeit.
o herr und gott! mich, mine kind,
min frow ouch, b'hüet uns vor der sünd,
damit wir kommind nit in d' schmach
durch dines urteil und in d' raach,
ouch nit erlangind din unhuld![56]
vergib uns, o herr, unser schuld,
und sich hie an min grossen rüwen!
in hoffnung thuon ich dir vertrüwen.
ADAM nimpt ein schaaff uff sinen rucken, bricht ouch ein estle öpffel und ein estle biren, kumpt zuo sinem sun Kain und spricht.
Min sun! gott wil uns nit verlon,
bat mir schon da die b'scheerung thon,
d' narung verordnet uns mit flyss;
dem wend wir geben allen pryss,
ouch dancken sin'r fürsichtigkeit,
uss welcher gott die ding bereit.
drumb sun, fyrabend solt du han,
mit dir ich wil grad heim yetz gon,
din'r muoter schaaff, die früchten bringen,
dadurch s' erfröwt wirt, guoter dingen,
der nesten züch ettlich mit dir,
wie wyt du magst, und gang mit mir.
Adam, Kain gond mit einanderen heim. in dem gat Heva für gott, bättet und spricht.
O herr und gott! dich wil ich bätten,
verzych uns, das wir überträtten
hand din gebott, thon wider dich.
darumb, herr gott, begnad du mich,
verlych uns allen dinen geist,
der unser not und kummer weisst,
mitteil din gnad allzyt uns armen,
unser herr, gott! thuo dich erbarmen,
blyb unser herr, ouch unser gott,
gib gnad uns, z' halten din gebott,
behüet min mann in holtz und väld;
diewyl wir läbend in der wält,
ouch mich und d' kind vor allen sünden!
also, herr gott, tbuo zuo uns fründen,
das wir in trüw und liebe läben,
dir nit in argem widersträben,
belybind in der fründtligkeit!
du syest g'lobt in d' ewigkeit!
[57] In dem kumpt Adam und Kain heim.
ADAM spricht zuo Heva.
Ein guoten abend, liebe frow!
ein schaaff ich bring; dasselbig b'schouw,
oucb frücht und spyss zuo unserm läben,
das wil ich dir zuo handen gäben.
alls wend wir's niessen mit den kinden,
der spysen gnuogsam wend wir finden:
die väld all louffend vol der thier
zuo unser notturfft hin und für.
drumb biss nur frölich z' aller zyt!
gott, der herr, die ding alle gyt,
dem wend wir dancken umb sin gaben.
HEVA.
Adam! fyrabend solt du haben.
wie bald wir gässen, wend wir ruowen,
und morn am morgen d' hütten gruoben,
denn ordnen, machen die uns allen
für rägen, wind, nach unserm g'fallen.
diewyl dann wol all unsere kind
gross und uferwachsen sind:
morn wend wir s' eelich z'ammen gäben,
damit s' im wort gotts mügind läben,
wie wir's von gott han gnon, dem herren,
das s' lernind ouch das erdtrych meren.
ADAM.
Diewyl man gotts eer fürdren sol,
so g'falt mir din radt warlich wol;
dann es ist nacht und darzuo spat.
nach unserm bruch wend wir in d' stat,
ruowen aber und dem herren
sin eer und lob gross machen, meren.
Gond alle nider und schlaaffend.
Musica.
ADAM gibt sinen ersten sun Kain, ouch Calmana, sin erste tochter, zuosammen und spricht.
Üch beide wil ich z'ammen gäben;
eelich sond ir im herren läben
in gottsforcht und in reinigkeit,[58]
fromklich vor gott, nach billigkeit.
dem herren gott sond ir vertruwen
und üwer läbtag 's erdtrych buwen.
mit andacht darvon und mit züchten
sond ir dem herren gen der früchten,
opffer bringen zuo aller zyt.
der d' sünden straafft, ouch die verzyt
nach sinem ewigen fürseen,
kan b'halten d' schuld und die vergen.
drumb, Kain, gib mir här din hand!
du, tochter, ouch! das ist das band,
darmit üch gott verstrickt, verbind,
das biss in tod ir blybind fründ.
und sol üch niemand teilen, scheiden!
keins sol dem anderen nit erleiden!
merend üch im nammen 's herren!
der thüeye üwern somen meren
zuo sinem lob in d' ewigkeit,
wie er's versprochen, zuo hat g'seit!
KAIN.
Min'r schwöster, vatter, da Calman
versprich ich z' syn ir eelich mann;
in liebe wyl ich by ir läben,
dem herren gern die opffer gäben.
CALMANA.
Ich gib üch gern min willen dryn,
diewyl und er min mann sol syn.
HEVA.
Gott gab üch glück und sinen sägen
von siuer lutren gnaden wägen!
der b'stät üch ouch in s'im gebott!
unser herr gott sey allwäg g'lobt!
ADAM rüefft sinem anderen sun, Habel, und der anderen tochter, Delbora, und spricht.
Kumm här, Habel und Delbora!
üch z'ammen wil ich geben da.
Habel und Delbora knüwend nider.
ADAM spricht.
Es ist nit guot, sprach gottes mund,[59]
das weder tag, zyt noch kein stund
der mensch alleinig blybe nit.
drumb gib ich üch zuosammen hüt.
gott well üch sinen sägen gäben!
eelich sond ir im herren läben!
Wyter, wie oben in Kains zuosammengäbung.
Musica.
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