Schluß

[312] Das Buch des Rosengartens ist vollendet, und Gott hat dazu seinen Beistand gespendet! Und ich habe nicht in diesem Werke, wie es bei den Schriftstellern Brauch ist, erborgte Verse meiner Vorgänger zusammengenäht.


Besser ist's den eignen Kittel flicken,

Als sich mit geborgtem Rocke schmücken.


Sadis Reden erregen meist freudig das Herz und sind gewürzt mit leichtem Scherz. Kurzsichtige Leute aber strecken aus diesem Grunde die Zunge der Lästerung aus und sagen: das Mark des Gehirnes nutzlos abmühn und den Rauch der Lampe zwecklos einziehn, ist nicht eines Verständigen Sache. Allein dem hellen Verstande der Leute von Einsicht, gegen die der Rede Angesicht gerichtet ist, kann es nicht verborgen sein, daß die heilsame Perle der guten Lehre angereiht ist an den Faden des schönen Ausdrucks, und die bittere Arznei des guten Rates vermischt mit dem Honig des feinen Redeschmucks, damit der Geist des Lesers nicht unlustig, und das Buch des Glückes der günstigen Aufnahme nicht verlustig werde.


Wir haben nach Gebühr den Rat zu geben

Verwendet manchen Tag von unserm Leben;

Sollt' er nicht zu geneigten Ohren dringen:

»Des Boten Pflicht ist Botschaft nur zu bringen.«[313]

Quelle:
Sa'dî, Musliheddîn: Der Rosengarten. München 1923, S. 312-314.
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