|
1494
5. November: Hans Sachs wird in Nürnberg als Sohn eines Schneidermeisters geboren.
Sachs besucht vom siebten bis fünfzehnten Lebensjahr eine Nürnberger Lateinschule.
1509
Sachs ist Schuhmacherlehrling.
1511
Er tritt die für einen Gesellen übliche Wanderung an, die ihn durch Bayern und Franken bis an den Rhein führt. Bereits zu dieser Zeit dichtet er seine ersten Meisterlieder. Von dem Weber Lienhard Nunnenbeck in München wird er im Meistersang unterrichtet. Zeitweilig ist Sachs Jagdgehilfe am Hof Kaiser Maximilians I. in Innsbruck.
1516
Rückkehr über Leipzig und Erfurt nach Nürnberg. Dort läßt er sich als Schuhmachermeister und Krämer nieder. Nach seiner Wanderzeit verläßt er Nürnberg kaum noch. Die Freie Reichsstadt Nürnberg ist zu dieser Zeit eines der wichtigsten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentren des Reichs und spielt auch in den Auseinandersetzungen um die Reformation eine führende Rolle. Dieser Umstand ist für Sachs' Dichtung, die die Lebensverhältnisse und -probleme des Jahrhunderts und des Stadtlebens widerspiegelt, von zentraler Bedeutung.
1517
»Das hofgesind Veneris«, (Fastnachtsspiel).
1519
Sachs heiratet Kunigunde Kreutzer († 1560) aus Wendelstein.
1523
Hans Sachs beschäftigt sich stark mit der neuen Lehre der Reformation. Nach einer seit 1520 dreijährigen Pause in seiner literarischen Produktion (bis dahin zwei Fastnachtspiele und eine Reihe geistlicher und weltlicher Meisterlieder), meldet er sich als Dichter wieder mit der »Wittenbergisch Nachtigall« zu Wort (erst als Meisterlied konzipiert, dann als Spruchgedicht in Nürnberg gedruckt). Darin feiert er in allegorischer Einkleidung Luthers Sieg über die Feinde des Evangeliums. Der Titel wird bald zum geflügelten Wort und die Dichtung gehört noch heute zu Sachs' bekanntesten Dichtungen.
1524
Ein Jahr später folgen, zum Teil ebenfalls mehrfach nachgedruckt, vier Prosadialoge:
»Disputation zwischen einem Chorherren und Schuhmacher«.
»Ein gesprech von den Scheinwercken der Gaystlichen«.
»Ein Dialogus ein argument der Römischen wider das Christlich heüflein; den Geytz betreffend«.
»Ain gesprech eins Ewangelischen christen mit einem Lutherischen. Darinn der ergerlich wandel etzlicher, die sich Lutherisch nennen, angezaigt wirdt«.
Die Dialoge dokumentieren anschaulich, was die bürgerliche Mittelschicht an Luthers Lehre vor allem anzieht und worin sie sich durch ihn in ihren Anschauungen und Interessen bestätigt fühlt.
1525
Auch in den kommenden Jahren stellt Sachs seine literarische Tätigkeit ganz in den Dienst der Reformation. Acht Kirchenlieder erscheinen.
1526
Eine Bearbeitung von 13 Psalmen erscheint, und Sachs beginnt bald auch damit, Abschnitte des Alten Testaments und des Neuen Testaments zu Meisterliedern und Spruchtexten umzudichten. Bis zum Ende seines Lebens bringt er auf diese Weise fast die gesamte Bibel in deutsche Verse.
1527
Der Rat der Stadt erteilt ihm Druckverbot, weil er sich nach dessen Auffassung in seiner Kritik an der römischen Kirche zu weit vorgewagt hat.
Mit seiner dramatischen Produktion betritt Sachs teilweise literarisches Neuland. Er verfaßt eigene Tragödien und Komödien in deutscher Sprache und bemüht sich um die Erneuerung des antiken Dramas. Lange Zeit ist er der einzige, der in größerem Umfang weltliche Themen dramatisiert.
1530
»Schlauraffenland«.
Der »Lobspruch der Stadt Nürnberg« soll unter anderem das Wohlwollen der Stadtväter zurückgewinnen.
1534
»Das Narrenschneiden« (Fastnachtsspiel).
1536
Sachs selbst versteht seine Kunst als Berufung und will seinen Mitmenschen durch sie Belehrung, Rat, Trost und praktische Handlungsanweisungen in allen Lebenslagen spenden. Darin stimmt er mit seinen dichtenden Zeitgenossen überein, die er aber durch die Fülle des Materials weit übertrifft. Er findet Echo weit über die sozialen Kreise hinaus, für die er als Handwerkerdichter schreibt. Seit den 1520er Jahren finden zahlreiche seiner Texte, zum Teil in Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern, als Einzeldrucke Verbreitung.
1537
»Der hürnen Seufrid«, (1537).
1540
Sachs macht sich auch um die Organisation des Nürnberger Meistersangs verdient. Unter seiner Mitwirkung entsteht der sogenannte Nürnberger »Schulzettel«, eine Sammlung von Vorschriften, die in den Singschulen zu beachten sind.
1544
»Der Schwanger Pauer«, (Fastnachtsspiel).
1545
»Der Teufel mit dem alten Weib«, (Fastnachtsspiel).
1546
»Ein Epitaphium oder Klagred ob der Leych M. Luthers«.
1550
»Die Enthauptung Johannis«.
»Der farend Schüler im Paradeiß«, (Fastnachtsspiel).
1551
»Das Kelberbrüten«, (Fastnachtsspiel).
1552
Nachdem Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach die Stadt überfallen hat, verfaßt Sachs das scharf satirische »Gesprech von der himelfart margraff Albrechz«. Dieses läßt der Rat aus Gründen politischer Vorsicht nach Sachs' Tod aus dessen Nachlaß entfernen.
»Der wüterich Herodes«.
1553
»Der Fortunatus mit dem Wunschhütlein«.
»Die vngleichen Kinder Evä«.
»Tristrant mit Isalde«.
1555
»Sachs Peter mit der geiß«.
1556
»Sanct Peter mit den landsknechten im himel«.
1555–1561
Sachs übt die Funktion eines Merkers aus, der die Einhaltung des von ihm eingeführten »Schulzettels« zu überwachen hat. Seine Protokolle aus dieser Zeit sind in dem Gemerkbüchlein überliefert.
1558
»Tragedia von Alexander Magno«.
In Nürnberg erscheint eine fünfbändige Folioausgabe seiner Werke, deren erste drei Bände bis zum Ende des Jahrhunderts drei Auflagen erleben.
1560
Sachs führt über seine Produktion sorgfältig Buch, indem er die Texte mit genauer Datumsangabe fortlaufend in Sammelbände einträgt und ein nach Gattungen geordnetes Generalregister anlegt. Er betreibt das Dichten mit der Regelmäßigkeit eines Handwerks und verwendet Stoffe unterschiedlichster Provenienz.
1561
Nach dem Tod seiner Frau geht er eine zweite Ehe mit Barbara Harscher ein. Wachsender Wohlstand ermöglicht ihm in späteren Jahren, das Handwerk aufzugeben und sich ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen.
1563
»Die verkert Tischzucht Grobiani«.
1567
Sachs schreibt eine »Summa all meiner gedicht«, in der er voller Stolz alles bisher Geleistete aufzählt.
1576
19. Januar: Sachs stirbt in Nürnberg.
Buchempfehlung
»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
162 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro