Der Wacholder

[135] Meine Heide – ein Erdenstück, das sich wälzt durch Licht und Finsternis. –

Meine über sie hinbrausenden Stürme – nichts denn Wellen eines Meers, mitgerissen im lichtüberschütteten, finsternisdurchschauerten Planetenlauf. –

Meine schwarzen Wacholder hier, Jahrhunderte alt – was sonst, als eine Folge von Tag und Nacht, Sommer und Winter, vom unbeschreiblich schnellen Erdenlauf –

Und ich unter ihnen, ihrem Rauschen und Raunen lauschend, eintagsalt – geworden in der Zeit aus der Algenkugel, die dort grüngolden im Wasser rollt, schaffend die Welt in mir durch die Zeit – kommend und seiend, rollend und fest und dennoch rollend – es ist, um toll zu werden! –

Da wurden die Wacholder auseinander gebogen, und Loo trat zu ihm.[136]

Vergib, ich mußte dir nach. –

Gewiß. Aber komm, es graust mich hier unter dem Gerausch und Geträtsch der buckligen Wacholdergreise und dem verrückten Gelispel der Birke, die da in dem algengrünen Wasser ihre Haut bespiegelt – Komm, wir wollen in die Heiden und Winde gehen. –

Da verließen sie das Kieferngebüsch, das in seinem kleinen Kessel diese Gesellschaft barg, und traten in die Heide, die in langen Hügelwellen nach allen Winden hinwogte. Auf dem höchsten Sattel einer solchen setzten sie sich nieder und blickten mit traurigen Augen ins Weite.

Der Regen hatte aufgehört; nur ab und zu versuchte eine schnelle, niedrig hängende Wolke ihre Eimer auszugießen – doch der Wind blies sie fort und setzte in unruhigen Stößen von Hügel zu Hügel und warf sich mürrisch rauschend in den fernen Wald.

Braunrote Flachsseide hatte die junge Heide zu Boden gedrückt und würgte sie tot, und die rotblättrigen Ampfer- und dunkelgrünen Bärlapprasen zogen sich hügelauf, hügelab und beneideten nicht die beiden, die, die Knie hochgezogen und Wange an Wange gelehnt, dasaßen, als gehörten sie nicht in diese Welt.[137]

Siehst du den Findlingsblock? Der liegt da schon viele Jahrtausende – und dahinter den Muschelhügel? Auster über Auster –: Was mögen sie alles gesehn und erlebt haben? – Nichts haben sie gesehn, nichts haben sie erlebt! Nur wenn der Blick stiller Heidewanderer und sturmverwehter Liebenden auf ihnen ruhte, bildeten sie den Teil einer Welt. – Und jetzt leben sie, jetzt kauere ich hier, und sie küssen dich – und spielen mit deinem Haar –. Was mag nach Jahrtausenden hier vorgehen? Nichts, nichts! Die Jahrtausende sind nur in uns, wir sind nicht mehr, und die Welt ist tot. – – Wie der Wind braust und die Wolken eilen – o Loo, ich habe dich unsäglich lieb. –

Er nahm ihren Kopf in beide Hände und sie preßten ihren Mund aufeinander, als wollte eins sich in das andere flüchten vor sich und der Welt. – –

Du, weshalb lachen wir eigentlich nie? –

Lachen? Lachen? Ja, es ist auch zum Lachen. Hör zu:

Wenn die winterlichen Südweststürme der nordatlantischen Zyklonen kreisen, dann werfen sie die grauen Wogen auch in die Risse und[138] Fjorde Islands. Und dahin ging unsere Fahrt. Ein zerfetztes braunes Oval, wie es auf dem tiefblauen Meer der Karte liegt, mit Basalten und Trachyten bedeckt und über ihm mit Vulkanauswürfen und berghohem Eis, inmitten brausender Stürme und in halbarktischer Nacht – dahin ging unsere Fahrt.

Gemächlich geigten wir den alten Seglerweg entlang, ließen die Capverdischen Inseln und Azoren im Osten liegen und trieben in einer Novembernacht auf Island zu. – In Sturm und Regen lenkten wir in den Faxa-Fjördr und schlugen am nächsten Morgen vor Reykjavik die Ankerpauke. Nun lagen wir da – unser Schiff war gesund und Marga stark und liebesfroh, aber Zwiespalt und bitteren Streit trugen wir mit.

Beim Verlassen des Amazonas hatten wir uns versprochen, die wissenschaftliche Seite unserer Arbeit – die Erklärung Musarions – als beendet anzusehen und uns mit nichts Anderem als dem Versuch der Unterordnung jener Erklärung unter unsere philosophische Formel zu beschäftigen. Da trieb uns auf der Höhe von St. Vinzent der Kanarienstrom einen Tamarindenzweig zu, und sogleich begann Howald[139] die »Klangfähigkeit« des Pollenschlauchplasmas der rotgelben Tamarindenblüten experimentell zu vergleichen mit der der Amöben, die er im Schiffswasser fand.

Nun kann ich alles, was ich mir wünsche, mir auch als ausführbar beweisen, noch mehr, es ist in dem Augenblick des Wunsches schon als bewiesen da und ich genieße es. Aber ich darf dann nicht gestört werden durch eines Andern anzweifelnde Methode, die sich eitel-dumm die exakte nennt.

Und nun kommt mir, der ich auf der langen Seefahrt schon oftmals die erwünschte Unterordnung vollzogen sah, dieser Plumpe und höhnt: Mein Freund, sieh hier den abermaligen Beweis eines Werdens, einer über allen Zweifel erhabenen Tatsächlichkeit der Entwicklung. – Da fährt der Zorn in mich und ich kündige meinem alten Kameraden mit bittern Worten die Freundschaft; und zugleich werden unsere gemeinsamen Freunde uneins, schwanken und ergreifen Partei, der Streit wird »sachlich«, vertieft und verbeißt sich – und so setzen wir unsere Fahrt mit zwiespältigem Gemüte fort.

Und Marga, die sich inzwischen aus Langerweile verliebte, gab sich, ich weiß nicht mit wem[140] – mit einem Gärtnerjungen ab. Aber da der ein Tölpel war und sie erkannte, daß sie in ihm nur eine Laune, meinthalb einen Wunsch ihres Geliebten umarmte, sehnte sie sich in die Arme des Lebendigen zurück. Da aber ein in wissenschaftlichen Zank verbissener Liebhaber niemals bei der Sache sei und eine nur persönliche Versöhnung zwischen mir und Howald zwecklos, eine solche aber von Philosophie und Wissenschaft, wie wir sie hier plötzlich verträten, unmöglich sei, machte sie den Vorschlag, die Angelegenheit als Ehrenhandel zu betrachten und den auf Island auszutragen.

Und damit einverstanden, beschleunigten wir die Fahrt, bis sich im Angesicht Islands die Frage erhob, mit welchen Waffen unser Handel auszufechten sei. Nach einer zerdisputierten Woche vor Reykjavik hatten wir keinen anderen Ausweg mehr als den, die ganze Frage wissenschaftlich anzufassen, d.h. erstens, darzutun und zu begründen, weshalb dieser Streit zwischen exakter Wissenschaft und reiner Philosophie als Ehrenhandel aufgefaßt und ausgetragen werden müsse – und zweitens, aus der Begründung dieser Tatsache zu folgern, welche Waffen zu gebrauchen seien.[141]

Ich gebe das Extrakt unserer Verhandlungen:

Unser, mithin Doktor Erichs und Howalds Wesen und dadurch das ihres Faches charakterisiert ein Ton. –

Wie legen zwei Dinge ihr strittiges Verhältnis zu einander bei, d.h. wie unterwirft entweder eines das andere, oder wie grenzen sie ihre Gebiete gegenseitig ab, oder schließlich, wie heben sie sich beide auf eine höhere Stufe, auf der ihre feindlichen Seiten sich nicht widersprechen? – Durch ein klares und umfassendes Zutagelegen ihrer Eigenschaften.

Und da die im feindlichen Verhältnis zu einander stehenden Dinge im vorliegenden Falle letzten Grundes Töne sind, wie legen sie ihre Eigenschaften am umfassendsten zu Tage? – Durch Erklingen.

Wie nennt man es nun, wenn zwei Dinge zugleich hervortreten, in der Absicht, durch vollständiges Entfalten ihrer Eigenschaften ihr strittiges Verhältnis irgendwie beizulegen? – Kampf.

Präziser und exakter? – Zweikampf.

Wie also beseitigen sie ihre strittige Stellung zu einander? – Durch Zweikampf.[142]

Und was zwang sie überhaupt, ihr unklares Verhältnis zu klären? – Das Gefühl, sich, d.h. ihrer Macht nicht genug zu tun, wenn es bei dem schwächlichen Unklaren bliebe.

Wie nennst du dieses Gefühl? – Ehre.

Was ist also der Zweikampf? – Ein Ehrenhandel.

So legen mithin zwei Dinge ihr strittiges Verhältnis durch einen Ehrenhandel bei. –

Und welche Waffen handhaben sie in diesem? ...

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Welche Waffe benutzt der Stein im Kampf mit dem Wasser? – Die Schwere.

Der Hund? – Den Zahn.

Der Engländer? – Die Pistole.

Also? – Die ihnen charakteristischen.

Und was ist uns, und somit unserem Fach charakteristisch? – Sich in einem Ton zu konzentrieren.

Benutzt werden deswegen was für Waffen? – Töne.

D.h.? – Instrumente.

Was für Instrumente? – Die jedem Ton eigenen.

Was vertritt der Ton? – Ihr Wesen.

Und? – Ihr Fach.[143]

Welche Instrumente sind also zu wählen? – Die jedem Fach eigenen.

Also? – Erich den Dudelsack, Howald die Alarmtrompete.

In ähnlicher, schwierigerer Weise stellten sie den Paukkomment auf, den mir mein Sekundant am Abend nach der exakten Disputation mitteilte.

Folgendes war ausgemacht: Was in der Theorie vonnöten, ist in der Praxis oft Wurst. Dieser Satz gilt auch umgekehrt. – Unparteiische sind Geysir und Oräfa; sie geben das Kommando durch einen kilometerhohen, in der Mittagssonne gleißenden Wasserstrahl und ein unterirdisches Grollen. Sodann dudelt Erich ein Liebeslied, nach ihm Howald das seine. Das Urteil sprechen wieder die beiden Naturburschen: ein höhnisch-unterirdisches Grollen bedeutet Unterordnug des Evolutionisten, eine blaue Dampfwolke Auswischung des Philosophen. Sekundant Howalds ist Merker mit der Bumbumtrommel, meiner ein verkorxter Pfaff mit der Posaune. – Es ist ein Kinderspiel und kommt alle Tage vor –

Dann verließ mich mein Sekundant, und ich legte mich schlafen. Und der Sturm brauste um[144] unser Schiff, und der Wogengott, der tranige, wogentatzige Kerl, saugt ihn ein und speit ihn prustend wieder aus, Eddagepolter auf seinen Lippen und Seemannslachen in seiner verbrannten Kehle. Hoiho! Sturm und böiger Wind. Von Nord und West fährt er her, mein Lieb, und stößt nun über uns hin, ruhelos – was ist Leben, was ist Liebe? Hoiho! Wind und Regen und böiger Sturm! –

Die Nacht ging hin, der Morgen kam, und die Mensur begann. Howald war an Land gegangen, ich blieb auf dem Schiff und sah vor mir die welligen Schneetücher der südlichen Höhn, die Weiden und Birken, die unter der niedrig zwischen gelben Schneewolken herablugenden Sonne dahockten wie phantastische Gnomen und eingepelzte Riesenkinder. Die Unparteiischen gaben das Kommando und ich spielte mein Lied und erzählte vom trüben Winter, von grauen Wolken, die über die dämmrige Erde Flocken streuen, und vom Jüngling, der in diese Flocken, die tanzenden, leisen, blickt und der Liebsten denkt – und sie dann plötzlich dahin fahren sieht, in Pelze gehüllt, die Schellen klingen, die Rosse dampfen, und mit lachenden Augen blickt sie in die stöbernde Weite –[145]

Marga lachte, die Gefährten lächelten, und die verschneiten Weiden und Birken kicherten ihre Schneekapuzen herab: weshalb springt er nicht auf den Schlitten und nimmt sie sich? Der bange, der dumme, der spezifische Träger der Lächerlichkeit – der Mensch! –

Da paukte Merker, und Howald setzte sein Horn an den Mund. –

Und vor mir sehe ich einen sonnenlosen Julitag, der auf einem Exerzierplatz die Zeit verdöst; aber unter den sieben verkrüppelten Akazienbäumen üben sie unentwegt, rühren sie unentwegt ihre Trommel und blasen im gräßlichen Durcheinander ihr ewig gleiches, ewig falsches Signal sich in die Ohren; in den unwirklichsten Dissonanzen, in den quäkendsten, schreiendsten Wehmuttönen schlingen und knäueln sich ein Dutzend hoffnungslose Versuche zusammen zu einer jämmerlichen Apotheose biderbsten Fleißes und ewigen Nicht-Gelingens – das ewig gleiche falsche Signal: oh wie liebe ich dich, scientia, mechanica, mathematica, oh wie liebe ich euch, die ihr mir die sieben Welträtsel knacktet, mir dem Zerschmetterer Kants und dem unendlichen Schwätzer und Enträtseler der Welt – es ist, um in die Wolken zu gehen.[146]

Aber Marga lachte, die Gefährten lächelten, und die verschneiten Birken und Weiden kicherten: warum ißt er nicht? warum trinkt er nicht? warum treibt er nicht Unzucht und schläft? Warum bläst er denn? Aber immerhin: ein pläsierlicher Mensch, ein sapienter Mensch – der lustigste Witz der Welt! –

Da stieg die blaue Dampfwolke hoch und wischte mich weg. –

Das sind mir abstruse Tölpel! Das sind mir Unparteiische! Wie kann man das lieben, mit dem man kämpfen muß Stunde für Stunde, das man unterkriegen muß und kann es nicht, das unser Leben zur Hölle macht, mehr als Hunger und Qual zum jammervollsten Inferno macht! Das mir jeden Tag vergällt, mich kein Ding ansehn und genießen läßt, ohne daß ich fragen muß: was seh ich da? – wie seh ich es? – was steckt dahinter? – weshalb frage ich darnach? – was ist das, wenn ich mich frage? – – Das lieben? Vermaledeite Tölpel!

Als Howald an Land zurück gerudert war, machte er einen Versöhnungs- und Wiederanbiederungsversuch: Philosophie und Wissenschaft gehören nun ein mal zusammen; und bedenke –[147]

Bedenke! Erst wischst du mich nach berühmten Mustern aus und zimmerst dann mit deinen dürftigen Experimenten und Begriffsbrocken eine Welt zusammen und rufst mich zurück, meinen Segen zu diesem Gebäu zu geben? –

Nicht so, Lieber. Bedenke, sind wir nicht nach Island gefahren, um das Ergebnis unserer exakten Forschung unserer Formel unterzuordnen? Das Probieren, Konstatieren, Registrieren dem reinen Denken? –

Denken? Denken? Ich habe das Denken satt! Ich gehe in die Wüste, auf den Vatna Jökull – Denken? –

Dann steckte ich eine Rolle unbeschriebenen Papiers und ein Paket Zündhölzer zu mir, machte mich auf und ging gen Osten in die Wüste; erreichte nach einigen Tagen den Thorsa, von dessen Ufer aus ich den Hekla seine Rauchwolken in den Himmel blasen und die blauen Gletscher des fernen Oräfa herüberspiegeln sah und langte um die Zeit der Sonnenwende im Lande meiner Sehnsucht an –: auf den Gletschern und Eisfeldern des Vatna Jökull wanderte ich.

Und die Menschen, die mir auf meiner Pilgerstraße oder im Lande meiner Sehnsucht begegneten,[148] verscheuchte ich, indem ich einen Bogen des übrig bleibenden Papieres in Brand setzte und ihn schweigend unter ihrer Nase verbrennen ließ.

Mein Trank war geschmolzener Schnee und meine Speise süßgefrorene Ebereschenfrüchte, Moose und Cetraria islandica – mein Lager aber war der Schnee, meine Decke der Himmel mit seinen Stürmen und Sternen, und noch manchen Bogen Papieres trug ich: so war ich gegen die schmutzige Not des Lebens zwiefach geschützt und begann nun ernstlich, die Hydraköpfe meines Denkens totzuschlagen.

O hätte ich einen Gesellen gehabt, der mir bei jedem aufsteigenden und aufquellenden Gedanken eine Kopfnuß oder einen Schlag vors Maul gegeben hätte! – Ich hatte Marga gebeten, mir solchen Liebesdienst zu tun:

Nicht denken – ei ja; deswegen brauche ich aber nicht erst in die Einsamkeit zu gehen –

So suchte ich mir einen anderen Gehilfen: das Denken ist ein Verbrennungsprozeß, und darum muß er gelöscht werden, wie der Heilige von Padua seine Liebesglut löschte. Merkte ich also, daß etwas wie ein Gedanke aufflackern wollte, dann –[149]

Haha! das will wieder ein Gedanke werden – warf ich mich kopfüber in den Schnee und kugelte mich in der stäubenden Wolke. Und sagte ich mir dann:

Jetzt wird der Gedankenembryo erstickt sein – Haha! Da ist der Schnee! –

Und nach langen Wochen war ich soweit gekommen, daß ich nicht mehr dachte! O Loo, nicht mehr denken!

Das letzte Sich-Aufbäumen jenes rätselhaften, grausigen Tiers, das ihr Gedanke nennt, klammerte sich an Marga und ließ sich erst nach schwerem Kampf, tagelangem Hinaufkriechen und Hinunterwälzen auf dem scharfen Gletschereis endgültig niederzwingen.

Warum hast du Marga gepriesen und nicht deine scientia? Aus Wahrheitsdrang, so prahltest du, und hast doch gelogen. Warum nur hast du gelogen?

Warum gerietest du mit Howald in Streit? Warum wurde deine Formel so schwach gegen seinen Zweifel, daß du zanktest?

Und warum unterlagst du? Warum zerplatzte deine Formel und wurde deine Welt zerstört, daß du das Denken fliehst? Weil du Marga liebst? –[150]

So weit mußte ich das Höllentier beißen lassen, da packte ich es und rang mit ihm, da begann ich einsam in mondbeschienenen Nächten und an kurzen Mittagen am vergletscherten Nordhang des Oräfa hinaufzukriechen und hinunterzukugeln, immerfort – durch die Spalten und Risse, über den Schutt und die scharfen Blöcke weg – die Sterne lachten dazu, und der Schnee knirschte vor Vergnügen. Da zwang ich das Tier, da zerriß ich es Glied für Glied unten im Eiswasser und Moränenschutt – –

Drei fahle Blitze – jetzt liegt es unter dir – jetzt bist du soweit – jetzt hast du dein Glück – lautlos, unfaßbar, bläulich fern – dann wurde es Nacht, tiefste Stille, tiefstes süßestes Dunkel – nicht mehr denken – –

Wie lange das währte? Eine Sekunde, ein Jahr – hat das Nicht-Denken, das Glück eine Zeit? – – –

Oh Loo, der Wind stößt grimmig über die Heide und aus dem Osten klettert grau und unwirtlich die Nacht – laß uns gehen. –

Aber sie warf sich über ihn und hielt ihn so lange fest, bis die Nacht über ihnen war und sie im Regen nach Hause stolperten.

Quelle:
Gustav Sack: Ein verbummelter Student. Berlin 21-221929, S. 135-151.
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