Den Manen Goethe's.

Du, der das herrliche Gefäß mir bot,

Um den Gestaltungsinhalt aufzunehmen,

Den ich gesammelt und der mir gedroht,

In Düfte zu verfliegen gleich den Schemen:

Du thatest viel an mir: mein Leitestern

Warst du am weiten Himmel der Ideen,

Der schwanken Fantasie der feste Kern

In ihrem Hin- und Widerwehen.


Ich danke dir, der du von Jugend auf

Bewegt mir der Empfindung Spiele,

Der du gefördert ihren Lauf,

Bis sie gelangten zu dem Ziele:

Gestalten zu erschaffen, die durchdringt

Des reichen Lebens wechselvolles Loos.

Der Geist allein, der furchtlos ringt,

Ist auch in dem Entbehren groß.


So lächle denn, Olympier, herab

Auf deiner Schöpfung Widerspieg'lung!

Was ich mit Lust dir abgelauschet hab',

Bedarf nicht erst von dir Besieg'lung.

Auch eig'nen Geistes Ranken streben auf

Zu deinem himmlisch hohen Sitze;

Und langen sie auch nicht zu dir hinauf,

Erreichst du sie mit deinem Blitze.
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Quelle:
Schäfer, Wilhelm: Faustine, der weibliche Faust. Tragödie in sechs Aufzügen nebst einem Vorspiel und Prolog, Zürich 1898, S. 7-9.
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