7.

[118] Zu Kloster-Zeiten zeigte sich einmal ein Affe im Garten des Norbertinerklosters zu Speinshart; der Gärtner hinterbrachte es und erhielt den Auftrag, das Loch, durch das er käme, zu suchen, und wenn der Affe sich wieder zeige, es sogleich zu verstopfen. So hatte der Gärtner dem fremden Gaste den Ausgang verrammelt und 29 Väter kamen ganz freudig herab, Jagd auf ihn zu machen. Der Affe aber mich immer aus und so ihm ein Mönch nahe kam, drohte er mit dem Finger. Da wußten sie, wie es um den Affen stände und holten ihre Bücher und wollten den bösen Geist verlesen. Der aber lachte sie nur aus und höhnte sie: denn nicht Einer von ihnen Allen hatte einen sauberen Brustfleck. Die Herren schickten nun um einen frommen Mann in der Nachbarschaft, den Pfarrer von Schlammersdorf, einen ehemaligen Jesuiten, der weithin berühmt war durch seine Gewalt über die Geister. Der las den Affen zusammen, und zwang ihn zur Rede. Es war ein Mönch des Klosters, dem alle Sünden vergeben waren bis auf Eine: er hatte nämlich Meßgelder für sich verwendet, ohne die hl. Messen für die Ruhe der Armen Seelen zu lesen. Darum sey er verdammt. Schließlich bat er, ihn nur nicht in's Wasser zu setzen. So kam er als Rabe an einen Bach bey Zettlas, wo er sich alle Mittage baden muß. Die Leute kennen ihn, und kein Thier naht sich der Stelle.

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Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 118.
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