20.

[227] In einem Hause zu Eslarn stand ein Bette; wer darin schlief, über den kam Nachts die Drud.

Einer wollte dieß nicht glauben und legte sich hinein, lehnte aber ehevor das geladene Gewehr vor sich hin. Zwey Bekannte wachten bey ihm.

Auf einmal fing er zu ächzen an und zu stöhnen und wurde ganz blau im Gesichte; aus Furcht, er möchte ersticken, riefen ihn die anderen bey Namen, worauf er sogleich aufsprang und das Gewehr durchs Fenster abschoß.

Er erzählte nun, er sey plötzlich wach geworden und habe gesehen, wie ein altes Weib mit grauen Haaren durch das Fenster auf ihn zukam und sich ihm auf die Brust setzte, so daß sie ihm den Athem benahm; er wäre sicher erstickt, wenn man ihm nicht gerufen hätte. Da sey die Alte zum Fenster hinausgewischt und er habe ihr nachgeschossen.

Nun stellte man die Füße der Bettlade auf Ziegelsteine, diese aber in ein Gefäß mit Wasser, und von nun an war Ruhe.[227]

Der Ungläubige aber läugnete fortan nicht mehr, daß es Druden gebe.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 227-228.
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