1.

[369] Zu Weiding, unweit Neukirchen B., war ein Schneider auf der Stehr und schlief Nachts auf dem Stroh in der Stube; da erwachte er und sah, wie die Bäuerin ausrührte. Sie stand ganz nackt da und holte aus einem Papierchen hinter dem Rousbaum eine Salbe, womit sie den Rührstecken schmierte. Wie nun der Schneider merkte, daß sie so viel Butter gewann, nahm er des andern Tages, es war ein Samstag, von der Salbe und ging zeitig heim.

Zu Hause hatte sein Weib schon ausgerührt, und nur mehr die leere Milch. Diese ließ er sich geben, schmierte seinen Rührstecken, rührte und bekam eine große Menge Butter. Weib und Kinder fingen aber zu weinen an, daß der Vater mit unrechten Dingen umgehe,[369] und halfen nicht mit, und wollten auch von diesem Butter nichts nehmen.

Am Sonntagmorgen gingen seine Leute zur Kirche, und er blieb allein zu Hause. Er machte nun das Fenster auf, stellte auf den Tisch einen brennenden geweichten Wachsstock, setzte sich daran und las in einem Gebetbuche. Das heilige Amt war aber kaum zur Hälfte gediehen, so hörte er an der Thüre klopfen. Doch rief er nicht herein, und so klopfte es dreymal. Das drittemal aber kam der Grüne mit dem Gaisfusse, ein Buch unter dem Arme und eine Feder in der Hand, und befahl dem Schneider, sich zu unterschreiben, weil er seine Salbe gebraucht habe.

Der Schneider war aber klug; er nahm seine Feder, schnitt sich mit dem Federmesser in den Finger, tauchte die Feder in sein Blut und schrieb den Namen Jesus in das Buch. Nun konnte der Böse das Buch nicht mehr heben, er fiel auf den Boden und wälzte sich und bellte in Einem fort. Derweile stieg der Schneider rückwärts zum offenen Fenster hinaus und wartete, bis die Leute aus der Kirche kamen. Da ward großer Lärm. So viele Priester der Umgegend auch kamen, keiner vermochte den Teufel aus dem Hause zu bringen.

Da schickten sie nach Amberg zu einem Jesuwiter, der die Weihe, die große, hatte, und den Teufel vertrieb; doch blieb ein solcher Gestank, daß man in dem Häuschen nicht mehr wohnen konnte. Das Buch aber nahm der Jesuwiter mit; es enthielt eine Menge Namen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 369-370.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aus der Oberpfalz
Aus der Oberpfalz: Sitten und Sagen
Das Schönwerth-Lesebuch. Volkskundliches aus der Oberpfalz im 19. Jahrhundert
Sagen und Märchen aus der Oberpfalz
Sitten und Sagen aus der Oberpfalz: Aus dem Volksleben