5.

[392] Da es beym Feste um Opfer und Mahl sich handelt, so finde ich darin die Erklärung, warum die Hexe den Nutzen vom Milchvieh nimmt; es ist die Priesterin, welche die Opfergabe von den Gläubigen erhält, den Kleinzehent vom Vieh einsammelt. Daher werden sie von den Christen an solchen Zeiten, die in jene Feste fallen, ausgetrieben oder gar nicht in das Dorf gelassen. In dieser Beziehung ist die Hexe der Drud gegenüber viel harmloser, denn diese begnügt sich nur mit dem ganzen Thiere, dem Blutzehent, jene nur mit dem Nutzen vom Thier. – Wie erwünscht wäre es, einmal einen heidnischen Festkalender zusammenstellen zu können.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 392.
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