2.

[243] Ist es ein Mann, so wird ihm Hemd, Hose, Strümpfe angezogen, den Kopf deckt die Zipfelhaube, um den Hals kommt ein schwarz seidenes Tuch; ist es ein Weib, so erhält es Hemd, das Brauthemd, Rock, Schurz, weiß oder blau, Leibel oder Korsett, weisses[243] Halstuch, und auf den Kopf ein weisses Tuch oder die weisse Sterbhaube mit schwarzem Bande. Schuhe bekommen nur Priester und Wöchnerinen.

Den Männern wird der Bart abgenommen, den Weibern das Haar von der Stirne nach germanischer Weise zurückgestrichen; jungen Mädchen läßt man die Haare fliegen, weil die heilige Magdalena auch fliegende Haare hatte, oder bindet sie in Zöpfe und setzt einen Rosmarinkranz darauf.

Ueberhaupt wird auf das Haar des Toden große Sorgfalt verwendet.

Hat die Leiche die Augen offen, werden sie zugedrückt; die Nägel an Fingern und Zehen werden abgeschnitten und ins Feuer geworfen; sie helfen gegen Zahnweh in einem rothlündischen Fleckchen auf dem Rücken getragen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 243-244.
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