319. Das Nonnenthal bei Neustadt a.d. Haardt.

[316] J.G.Lehmann Geschichtl. Gemälde aus der Pfalz I., 84.


Das Nonnenthal bei Neustadt führt seinen Namen von dem Nonnenkloster, welches vor Zeiten daselbst bestanden haben soll. Hier geht die Vorsteherin dieses Klosters um, weil sie ihre Untergebenen über die Maßen hart behandelte. Alle sieben Jahre auf denselben Tag, an welchem das Gotteshaus zerstört wurde, steht es wieder ganz da, jedoch nur den Sonntagskindern sichtbar. Da war einmal ein Schäfer in der Gegend, auch ein Sonntagskind, der hat des Nachts Kloster und Kirche hell erleuchtet gesehen, auch den Chorgesang der Nonnen gehört. Er ging auch darauf zu, in der Absicht, die Nonnen zu erlösen und den daselbst verborgenen Schatz zu heben; allein, wie er in die Kirche kam und die vielen Todtengesichter sammt der Vorsteherin am Altare erblickte, ist ihm der Angstschweiß über das Gesicht geronnen und der Stoßseufzer entschlüpft: Gelobt sei Jesus Christus! In demselben Augenblick verschwand Kloster und Kirche, und der Schäfer hörte nur noch den schmerzlichen Ruf: Ach! jetzt muß ich wieder sieben Jahre warten!

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 316.
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