353. Der Teufelstisch.

[355] Von L. Schandein. – Westricher Mundart. – Sage vom Kaltenbacherhof bei Münchweiler.


Der Deuwel hot sich mol verkledt,

Dem word's zu schmurig heß un schwul,

Do fart er aus seim Höllepul,

Sei' Aussiehs war e' wahri Fred.


De' Schwanz den hot er ei'gedan,

Die Hörner hübsch enei'frisirt,

Sei' Hesehölzer auswattirt,

E' Hut uf un e' Mantel an.


Sei' Gäulsfüs in die Stiwel steckt,

Daß alles jo sesammeklappt:

E' Schnorres an die Nas gebappt,

War was verziert un was verleckt.


Sei' Grosmotter die hot geholf,

Ihn rausgebutzt un ufgestutzt,

War selwer üwig's Werk verdutzt –

Er haus so fei' un drei' e' Wolf.


War 's Lewe lärig in der Höll,

Uf emol halt er's nimi aus,

Krieht Ei'fäll wie en altes Haus –

Un uf un fort glei uf der Stell.


Do geht er richt in unser Palz,

Macht Hüpps un Männcher mit seim Roß,

Sucht 's Wertshaus uf un 's Herreschloß,

Un hängt e' Gitarr an sei' Hals.


Sei' Singes hot was gut gefall,

Er hot sich druf ah Guts gedan,

Es greift die Leut so artlich an,

Am Dahner Schloßberg werd gehall.


Ziehn Ritter an der Bach verbei,

Un sporestrechs er runnerrennt

Un macht sei' diefes Kumpelment,

Vorab de' Weibsleut um die Reih.


Un fingt un macht Gedings doher:

»Na' wollner mich net bei euch han

For Zeitvertreib als Leiermann?«

De' Weibsleut word es leicht un schwer.


Die Mannsleut awer han gekrisch:

»'s werd ohgehall, nau' mol gewiß,

Mer wolle sieh' was an ihm is,

Kann spiele – mer han Mittahstisch!«
[355]

Das kröppt en was, er hot gekrisch,

Erumballjascht, war ganz verdutzt:

»Ehr ham mer 's Maul hübsch abgebutzt –

Na' wart, ich deck euch ah de' Tisch!«


Un hot net lang noch rumgefrot:

»De' Spies eraus un vor die Frunn,

Jetz werd gefecht, ehr Lumpehunn,

Ehr werre am meim Spies gebrot!«


Han die die helle Läch gedan:

»Der Spatzerich hängt selbscht am Spies!«

Do haut er nei', macht lang net Müh's –

Die Flappe fliehn wie vun der Gahn.


Reißt 's Herz en' aus un hot's gebrot

Ganz hemelich un hot's geback,

Ke' Unnerschied war im Geschmack,

Ke' Küchemeschter hätt's geroth.


Reißt Felse zwe am Berg eraus,

Un traht se nuf un druf e' Platt,

Do hot er mol e' Tisch gehatt,

Noh ladt die Weibsleut er zum Schmaus.


Obs wohr is awer faule Fisch,

Zwe Rieseste', druf ener quer,

Das kummt vun Menschehänn nit her:

Drum hest es heut der Deuwelstisch!

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 355-356.
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