90. Die Lichtenegger.

[90] Ruine Lichtenegg bei Rimbach nächst Kötzting im Bayerwald. B. Grueber u. A. Müller der bayer. Wald. S. 262.


Das Volk erzählt, die Ritter von Lichtenegg und vom Hohenbogen seien lange Jahre gegen einander in Fehde gewesen. Endlich stellte sich der Lichtenegger an, als sei er des Haders müde, und wußte durch gleißnerische Botschaften seinen Gegner und dessen Söhne dahin zu bringen,[90] daß sie zu einem Sühnversuche auf seinem Schlosse einritten. Hier bewirthete er sie auf's köstlichste, aber während sie, keines Argen sich versehend, dem Weine ihres falschen Gastwirthes wacker zusprachen, ließ dieser verrätherischer Weise durch seine Leute die ihrer besten Vertheidiger beraubte Burg Hohenbogen ersteigen und in Brand stecken. Als die Flammen thurmhoch aufloderten, führte er seine Gäste schadenfroh an's Fenster und warf dann die hinterlistig Getäuschten in das Burgverlies.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 90-91.
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