898. Das Lichtlein unter dem Apfelbaume.

[432] Mündlich.


Unterhalb dem Dorfe Kaufring stand an einer Bergleiten ein schöner Apfelbaum, welcher eine Frucht trug, die ein röthliches Fleisch hatte und sonst gut zu essen war. Die Knaben des Dorfes wurden natürlich durch diese Frucht angereizt, den Baum zu besteigen, aber sie getrauten sich nicht allemal; denn man sah vor Zeiten unter diesem Baume zur Nachtszeit ein Lichtlein wandeln, das offenbar die Anwesenheit eines Geistes bedeutete. Es ging die Sage, daß hier einmal ein altes Weiblein verhungert sei, und nun auf Erlösung aus dem Reinigungsorte harre, welche sie wahrscheinlich von einem Vorübergehenden zu erlangen hoffte. Man erzählt noch immer von diesem Lichtlein, obschon der Baum nicht mehr steht, aber das Lichtlein selbst wird auch nicht mehr gesehen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 432-433.
Lizenz:
Kategorien: