1.

[118] In einem Dorfe wurde von der Gemeinde eine Brücke gebaut. Während nun die Arbeiter mit dem Bau beschäftigt waren, kam ein kleines Männchen zu ihnen und sagte, was sie denn da gemacht hätten? er sei ein Schneider und da hätten sie einen Pfahl mitten durch seinen Arbeitstisch geschlagen, der ihn bei seiner Arbeit sehr hindere; sie möchten doch einen mitschicken, der den Pfahl weiter rücke. Lange Zeit wollte keiner mitgehn, bis sich endlich der Feldhüter durch das Versprechen einer ansehnlichen Summe dazu bewegen ließ. Der Zwerg führte nun den Feldhüter in einen nahe liegenden Berg. Hier kamen sie in eine reine, schöne Stube, und siehe, der Pfahl stand richtig mitten in dem Tische des Zwerges. Der Feldhüter faßte jetzt mit einer Hand zu und rückte den Pfahl in eine Ecke. Darauf führte ihn der Zwerg wieder hinaus; die Oeffnung des Berges schloß sich wieder und nirgend war eine Spur von einem Eingange zu sehen.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 118.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.