177. Der feurige Teufel.

[161] Zwei Wagen, welche Holz zur Stadt gefahren hatten, kehrten, als es schon dunkel geworden war, zu ihrem Dorfe zurück. Auf dem einen Wagen saß ein schon bejahrter Mann, auf dem andern seine Tochter mit einem andern Mädchen. Als sie schon ziemlich nahe bei dem Dorfe sind, bemerkt das eine Mädchen, etwa 2000 Schritte weit, eine glühende Gestalt; schnell macht es seine Gefährtin darauf aufmerksam und ruft aus: »der Teufel, der Teufel!« Ihre Gefährtin sieht auch sogleich die glühende Gestalt und ruft mit ihr »der Teufel!« Der Teufel kommt nun den beiden Mädchen immer näher. Die eine ruft ihren Vater an, er möge doch nur einmal hinsehen, da wäre ja der Teufel; allein dieser sieht nichts. Indem die beiden Mädchen nun immer rufen, läßt der Teufel ganz dicke glühende Kugeln fallen, welche aber verschwinden, so wie sie die Erde berühren. Er setzt sich darauf in eine nahe stehende Linde, erhellt diese ganz und speit noch immerfort seine glühenden Kugeln. Endlich macht er sich auf und entfernt sich, indem er immer kleiner wird und in nichts verschwindet. – Die beiden Mädchen aber lassen sich darauf todt schlagen, daß sie den Teufel gesehen haben, und werden nie die Angst vergessen, in die derselbe sie gebracht hat.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 161.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.