2.

[163] Einem alten Weibe brachte Stöpke, mit dem sie in Verbindung stand, immer verschiedenartige Sachen durch den Schornstein ins Haus, so daß sie herrlich leben konnte und auch andere Leute damit aufs beste tractierte. Einer von diesen wollte nun[163] einmal darüber Gewisheit haben, ob der Frau wirklich alles von Stöpke zugetragen würde: er machte sich also heimlich in ihre Küche, versteckte sich darin unter einem Fasse und guckte durch das Loch, worin der Zapfen sitzt. In der Nacht kam Stöpke auch wirklich mit einer großen Tracht durch den Schornstein in die Küche. Er merkte aber bald Unrath und sagte, es wären zwei Augen zu viel da. Die Frau, welche von nichts wuste und auch bei allem Umhersuchen in der Küche keinen Menschen finden konnte, versicherte dagegen, daß außer ihnen beiden niemand in der Küche wäre. Da gab er dann seine Sachen hin. In demselben Augenblick aber regte sich der Mann unter dem Fasse und wurde entdeckt. Da drehte Stöpke der Frau auf der Stelle den Hals um und fuhr dann durch den Schornstein wieder hinaus.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 163-164.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.