19. Die Entstehung des Dorfes Evershausen.

[15] An der Schwülme, einem Bache, der bei Lippoldsberge in[15] die Weser fließt, liegt auf der rechten Seite die sogenannte Alte Kirche, bei der früher ein Dorf Arflexen gestanden haben soll; auf dem linken Ufer befindet sich ein Thurm. In dieser Kirche hat ein Mönch aus Bursfelde Namens Evers in der Regel den Gottesdienst abgehalten. Auf dem Wege nach der Kirche kam er immer durch die Gegend, wo jetzt das Dorf Evershausen liegt, und baute sich deshalb, um ausruhen zu können, dort ein Häuschen. Allmählich sind noch andere Häuser hinzugekommen, und so ist das jetzige Dorf entstanden, welches nach dem Erbauer des ersten Häuschens den Namen Evershausen führt. Von der alten Kirche führt noch jetzt ein Weg in gerader Richtung nach dem Kloster Bursfelde, der Mönkestîg genannt. Von dem zerstörten Dorfe Dörenhagen führt gleichfalls ein Pfad zu der Kirche an der Schwülme, der Patersstîg geheißen.

In der alten Kirche an der Schwülme hat, als sie noch unversehrt stand, eine silberne Glocke gehangen. Als die Kirche zerstört wurde, ist sie in die Erde versunken und tönt noch in der Nacht auf den ersten Mai aus der Tiefe herauf. Zu verschiedenen Zeiten haben Menschen nach dieser Glocke gegraben, aber sie nicht gefunden.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 15-16.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.