6.

[204] Auf der Domäne Staufenburg wurde im Jahre 1852 ein Pfeiler, der von Alters her in der Küche stand, weil er nichts zu tragen hatte und nur im Wege war, abgebrochen. Allein es muste mit diesem Pfeiler eine eigene Bewandtnis haben; wahrscheinlich[204] war vor Alters ein Geist in ihn hineingebannt. Denn von der Zeit an ließ sich Morgens zwischen 6 und 7, Mittags zwischen 11 und 12, und Abends von 6 Uhr an ein grauer Mann (grîse kërel) ohne Kopf sehen. Zugleich hörte man ein Geschrei, wie Stimmen von Katzen, welches erst leise anhub und dann immer stärker und stärker wurde. Das Küchenmädchen und der Bediente haben es deshalb im Hause nicht mehr aushalten können und den Dienst gekündigt. Nachher hat der Spuk angeblich von selbst wieder aufgehört, aber man glaubt, daß die Herrschaft heimlich einen Pater habe kommen lassen, der den Geist wieder gebannt hat.

Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 204-205.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.