233. Beweine die Todten nicht zu sehr!

[220] Jede Thräne die um einen Begrabenen geweint wird, fällt in dessen Leichentuch und macht es naß. – Meiner Großmutter starb ein Kind, welches sie sehr beklagte und beweinte. Da erschien ihr das Kind des Nachts und sagte: »Mutter, höre doch auf über mich zu weinen! In meinem Leichentuche ist nur eine Stelle, wie ein Thaler groß, noch trocken; wenn auch diese naß ist, dann habe ich keine Ruhe im Grabe mehr.«

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Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 220.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.