2.

[248] Ein Bettler kam einst an einen einzeln stehenden Ackerhof, und bat um Aufnahme für die Nacht. Diese wurde ihm zwar verweigert, er wuste sich aber doch auf den Heuboden zu schleichen und legte sich dort schlafen. Um Mitternacht erwachte[248] er von einem Geräusche. Er stand auf und sah von dem Bodenfenster aus, wie der Herr des Hofes eine große Menge Gold aus dem Hause auf die Scheune brachte. Dort sagte er zu dem Teufel, welchen er am Tage vorher citirt hatte, er wolle das Geld, das er unrechtmäßig erworben habe, in der Scheune vergraben, und es solle nicht eher gehoben werden können, als bis zwei ganz schwarze Ziegenböcke, welche von einer Ziege geboren wären, sich auf der Stelle, wo es läge, zu Tode stießen. – Am andern Morgen machte sich der Bettler in der Stille davon. Nach vielen Jahren kam er wieder auf den Hof und fand dort alles verfallen. Der Bauer war gestorben und die Frau lebte in großer Armut. Der Bettler sagte zu ihr, was sie ihm geben wollte, wenn er sie wieder so reich machte, wie früher. Die Frau versprach ihm viel Geld und machte sich auch anheischig ihn lebenslänglich auf dem Hofe umsonst zu behalten. Darauf erzählte ihr der Bettler, was er in jener Nacht gesehen und gehört hatte, und machte sich dann auf die Reise, um die zwei schwarzen Ziegenböcke zu bekommen. Nach langem Reisen fand er sie endlich, und als sie auf die Stelle geführt waren, wo der Schatz lag, fingen sie von selbst an sich zu stoßen, bis beide todt auf dem Platze blieben. Darauf wurde der Schatz gehoben.


Quelle:
Georg Schambach / Wilhelm Müller: Niedersächsische Sagen und Märchen. Göttingen 1855, S. 248-249.
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Niedersächsische Sagen und Märchen
Niedersächsische Sagen und Märchen : Aus dem Munde des Volkes gesammelt und mit Anmerkungen und Abhandlungen herausgegeben. Nachdruck 1979 d. Ausgabe Göttingen 1855.