[19] Die drey Damen, Vorige.
ERSTE DAME.
Die Königinn begnadigt dich!
Nimmt ihm das Schloß vom Munde.
Entläßt die Strafe dir durch mich.
PAPAGENO.
Nun plaudert Papageno wieder?
ZWEYTE DAME.
Ja plaudre! – Lüge nur nicht wieder.
PAPAGENO.
Ich lüge nimmermehr! Nein! Nein!
DIE DREY DAMEN MIT IHM.
Dieß Schloß soll meine / deine Warnung seyn.[19]
ALLE FÜNF.
Bekämen doch die Lügner alle,
Ein solches Schloß vor ihren Mund;
Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle,
Bestünde Lieb und Bruderbund.
ERSTE DAME sie gibt ihm eine goldene Flöte.
O Prinz, nimm dies Geschenk von mir!
Dies sendet unsre Fürstinn dir!
Die Zauberflöte wird dich schützen,
Im grösten Unglück unterstützen.
DIE DREY DAMEN.
Hiemit kannst du allmächtig handeln,
Der Menschen Leidenschaft verwandeln.
Der Traurige wird freudig seyn,
Den Hagestolz nimmt Liebe ein.
ALLE FÜNF.
O so eine Flöte ist mehr als Gold und Kronen werth,
Denn durch sie wird Menschenglück und Zufriedenheit vermehrt.
PAPAGENO.
Nun ihr schönen Frauenzimmer,
Darf ich – so empfehl ich mich.[20]
DIE DREY DAMEN.
Dich empfehlen kannst du immer,
Doch bestimmt die Fürstinn dich
Mit dem Prinzen ohn' Verweilen,
Nach Sarastros Burg zu eilen.
PAPAGENO.
Nein, dafür bedank ich mich!
Von euch selbst hörte ich,
Daß er wie ein Tiegerthier,
Sicher ließ ohn' alle Gnaden
Mich Sarastro rupfen, braten,
Setzte mich den Hunden für.
DIE DREY DAMEN.
Dich schützt der Prinz, trau ihm allein!
Dafür sollst du sein Diener seyn.
PAPAGENO für sich.
Daß doch der Prinz beym Teufel wäre,
Mein Leben ist mir lieb.
Am Ende schleicht bey meiner Ehre,
Er von mir wie ein Dieb.
ERSTE DAME.
Hier nimm dies Kleinod, es ist dein.
Giebt ihm eine Maschine wie ein hölzernes Gelächter.[21]
PAPAGENO.
Ey! Ey! was mag darinnen seyn?
DRITTE DAME.
Darinnen hörst du Glöckchen tönen.
PAPAGENO.
Werd ich sie auch wohl spielen können?
DIE DREY DAMEN.
O ganz gewiß! Ja, ja! gewiß.
ALLE FÜNF.
Silber – Glöckchen, Zauberflöten,
Sind zu eurem / unserm Schutz vonnöthen.
Lebet wohl! wir wollen gehen,
Lebet wohl! auf Wiedersehen.
Alle wollen gehen.
TAMINO UND PAPAGENO.
Doch schöne Damen saget an!
Wie man die Burg wohl finden kann.
DIE DREY DAMEN.
Drey Knäbchen, jung, schön, hold und weise,
Umschweben euch auf eurer Reise,
Sie werden ein Führer seyn,
Folgt ihrem Rathe ganz allein.[22]
TAMINO UND PAPAGENO.
Drey Knäbchen jung, schön, hold und weise,
Umschweben uns auf unsrer Reise.
ALLE FÜNF.
So lebet wohl! wir wollen gehen,
Lebt wohl! lebt wohl! auf Wiedersehen.
Alle ab.
Buchempfehlung
Als leichte Unterhaltung verhohlene Gesellschaftskritik
78 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro