Zehnter Auftritt.

[70] Vorige, Monostatos.


MONOSTATOS kommt schnell, heimlich, und sehr freudig. Sarastros Sonnenkreis hat also auch seine Wirkung? – Und diesen zu erhalten, soll das schöne Mädchen ihn morden? – Das ist Salz in meine Suppe!

PAMINA. Aber schwur sie nicht bey allen Göttern, mich zu verstossen, wenn ich den Dolch nicht gegen Sarastro kehre? – Götter! – Was soll ich nun?

MONOSTATOS. Dich mir anvertrauen! Nimmt ihr den Dolch.

PAMINA erschrickt und schreyt. Ha!

MONOSTATOS. Warum zitterst du? vor meiner schwarzen Farbe, oder vor dem ausgedachten Mord?

PAMINA schüchtern. Du weißt also? –

MONOSTATOS. Alles. – Ich weiß sogar, daß nicht nur dein, sondern auch deiner Mutter Leben in meiner Hand steht. – Ein einziges Wort sprech ich zu Sarastro, und deine Mutter wird in diesem Gewölbe in eben dem Wasser, das die Eingeweihten reinigen soll, wie man sagt, ersäufft. – Aus diesem Gewölbe kommt sie nun sicher nicht mehr[70] mit heiler Haut, wenn ich es will. – Du hast also nur einen Weg, dich und deine Mutter zu retten.

PAMINA. Der wäre?

MONOSTATOS. Mich zu lieben.

PAMINA zitternd für sich. Götter!

MONOSTATOS freudig. Das junge Bäumchen jagt der Sturm auf meine Seite. – Nun Mädchen! – Ja, oder nein!

PAMINA entschlossen. Nein!

MONOSTATOS voll Zorn. Nein? und warum? weil ich die Farbe eines schwarzen Gespensts trage? – Nicht? – Ha so stirb! Er ergreift sie bey der Hand.

PAMINA. Monostatos, sieh mich hier auf meinen Knien – schone meiner!

MONOSTATOS. Liebe oder Tod! – Sprich! dein Leben steht auf der Spitze.

PAMINA. Mein Herz hab ich dem Jüngling geopfert.

MONOSTATOS. Was kümmert mich dein Opfer. – Sprich! –

PAMINA entschlossen. Nie![71]


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 70-72.
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