Erster Auftritt


[702] Dunois und Du Chatel.


DUNOIS.

Nein, ich ertrag es länger nicht. Ich sage

Mich los von diesem König, der unrühmlich

Sich selbst verläßt. Mir blutet in der Brust

Das tapfre Herz und glühnde Tränen möcht ich weinen,

Daß Räuber in das königliche Frankreich

Sich teilen mit dem Schwert, die edeln Städte,

Die mit der Monarchie gealtert sind,

Dem Feind die rostgen Schlüssel überliefern,

Indes wir hier in tatenloser Ruh

Die köstlich edle Rettungszeit verschwenden.

– Ich höre Orleans bedroht, ich fliege

Herbei aus der entlegnen Normandie,

Den König denk ich kriegerisch gerüstet

An seines Heeres Spitze schon zu finden,

Und find ihn – hier! umringt von Gaukelspielern[702]

Und Troubadours, spitzfindge Rätsel lösend

Und der Sorel galante Feste gebend,

Als waltete im Reich der tiefste Friede!

– Der Connetable geht, er kann den Greul

Nicht länger ansehn. – Ich verlaß ihn auch,

Und übergeb ihn seinem bösen Schicksal.

DU CHATEL.

Da kommt der König!


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 702-703.
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