Siebenter Auftritt

[603] Mortimer. Paulet.


PAULET.

Was sagte dir die Königin?

MORTIMER.

Nichts, Sir.

Nichts – von Bedeutung.

PAULET fixiert ihn mit ernstem Blick.

Höre, Mortimer!

Es ist ein schlüpfrig glatter Grund, auf den

Du dich begeben. Lockend ist die Gunst

Der Könige, nach Ehre geizt die Jugend.

– Laß dich den Ehrgeiz nicht verführen!

MORTIMER.

Wart Ihrs nicht selbst, der an den Hof mich brachte?

PAULET.

Ich wünschte, daß ichs nicht getan. Am Hofe

Ward unsers Hauses Ehre nicht gesammelt.

Steh fest, mein Neffe. Kaufe nicht zu teuer!

Verletze dein Gewissen nicht!

MORTIMER.

Was fällt Euch ein? Was für Besorgnisse!

PAULET.

Wie groß dich auch die Königin zu machen

Verspricht – Trau ihrer Schmeichelrede nicht.

Verleugnen wird sie dich, wenn du gehorcht,

Und ihren eignen Namen reinzuwaschen,

Die Bluttat rächen, die sie selbst befahl.

MORTIMER.

Die Bluttat sagt Ihr –

PAULET.

Weg mit der Verstellung!

Ich weiß, was dir die Königin angesonnen,

Sie hofft, daß deine ruhmbegierge Jugend

Willfährger sein wird als mein starres Alter.

Hast du ihr zugesagt? Hast du?

MORTIMER.

Mein Oheim!

PAULET.

Wenn dus getan hast, so verfluch ich dich,

Und dich verwerfe –

LEICESTER kommt.

Werter Sir, erlaubt

Ein Wort mit Eurem Neffen. Die Monarchin

Ist gnadenvoll gesinnt für ihn, sie will,

Daß man ihm die Person der Lady Stuart[603]

Uneingeschränkt vertraue – Sie verläßt sich

Auf seine Redlichkeit –

PAULET.

Verläßt sich – Gut!

LEICESTER.

Was sagt Ihr, Sir?

PAULET.

Die Königin verläßt sich

Auf ihn, und ich, Mylord, verlasse mich

Auf mich und meine beiden offnen Augen.


Er geht ab.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 603-604.
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