Erster Auftritt


[315] Illo mit Buttler und Isolani.


ILLO.

Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt! Der weite Weg,

Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.

ISOLANI.

Wir kommen auch mit leeren Händen nicht!

Es ward uns angesagt bei Donauwerth,

Ein schwedischer Transport sei unterwegs

Mit Proviant, an die sechshundert Wagen. –

Den griffen die Kroaten mir noch auf,

Wir bringen ihn.

ILLO.

Er kommt uns grad zu paß,

Die stattliche Versammlung hier zu speisen.

BUTTLER.

Es ist schon lebhaft hier, ich sehs.

ISOLANI.

Ja, ja,

Die Kirchen selber liegen voll Soldaten,


Sich umschauend.


Auch auf dem Rathaus, seh ich, habt ihr euch

Schon ziemlich eingerichtet – Nun! nun! der Soldat

Behilft und schickt sich, wie er kann!

ILLO.

Von dreißig Regimentern haben sich

Die Obersten zusammen schon gefunden,

Den Terzky trefft Ihr hier, den Tiefenbach,

Colalto, Götz, Maradas, Hinnersam,

Auch Sohn und Vater Piccolomini, –

Ihr werdet manchen alten Freund begrüßen.

Nur Gallas fehlt uns noch und Altringer.

BUTTLER.

Auf Gallas wartet nicht.

ILLO stutzt.

Wieso? Wißt Ihr –

ISOLANI unterbricht ihn.

Max Piccolomini hier? O! führt mich zu ihm.

Ich seh ihn noch – es sind jetzt zehen Jahr –[315]

Als wir bei Dessau mit dem Mansfeld schlugen,

Den Rappen sprengen von der Brücke herab,

Und zu dem Vater, der in Nöten war,

Sich durch der Elbe reißend Wasser schlagen.

Da sproßt' ihm kaum der erste Flaum ums Kinn,

Jetzt, hör ich, soll der Kriegsheld fertig sein.

ILLO.

Ihr sollt ihn heut noch sehn. Er führt aus Kärnten

Die Fürstin Friedland her und die Prinzessin,

Sie treffen diesen Vormittag noch ein.

BUTTLER.

Auch Frau und Tochter ruft der Fürst hieher?

Er ruft hier viel zusammen.

ISOLANI.

Desto besser.

Erwartet ich doch schon von nichts als Märschen

Und Batterien zu hören und Attacken;

Und siehe da! der Herzog sorgt dafür,

Daß auch was Holdes uns das Aug ergötze.

ILLO der nachdenkend gestanden, zu Buttlern, den er ein wenig auf die Seite führt.

Wie wißt Ihr, daß Graf Gallas außenbleibt?

BUTTLER mit Bedeutung.

Weil er auch mich gesucht zurückzuhalten.

ILLO warm.

Und Ihr seid festgeblieben?


Drückt ihm die Hand.


Wackrer Buttler!

BUTTLER.

Nach der Verbindlichkeit, die mir der Fürst

Noch kürzlich aufgelegt –

ILLO.

Ja, Generalmajor! Ich gratuliere!

ISOLANI.

Zum Regiment, nicht wahr, das ihm der Fürst

Geschenkt? Und noch dazu dasselbe, hör ich,

Wo er vom Reiter hat heraufgedient?

Nun, das ist wahr! dem ganzen Korps gereichts

Zum Sporn, zum Beispiel, macht einmal ein alter

Verdienter Kriegsmann seinen Weg.

BUTTLER.

Ich bin verlegen,

Ob ich den Glückwunsch schon empfangen darf,

– Noch fehlt vom Kaiser die Bestätigung.

ISOLANI.

Greif zu! greif zu! Die Hand, die Ihn dahin

Gestellt, ist stark genug Ihn zu erhalten,

Trotz Kaiser und Ministern.[316]

ILLO.

Wenn wir alle

So gar bedenklich wollten sein!

Der Kaiser gibt uns nichts – vom Herzog

Kommt alles, was wir hoffen, was wir haben.

ISOLANI zu Illo.

Herr Bruder! Hab ichs schon erzählt? Der Fürst

Will meine Kreditoren kontentieren,

Will selber mein Kassier sein künftighin,

Zu einem ordentlichen Mann mich machen.

Und das ist nun das dritte Mal, bedenk Er!

Daß mich der Königlichgesinnte vom

Verderben rettet, und zu Ehren bringt.

ILLO.

Könnt er nur immer, wie er gerne wollte!

Er schenkte Land und Leut an die Soldaten.

Doch wie verkürzen sie in Wien ihm nicht den Arm,

Beschneiden, wo sie können, ihm die Flügel! –

Da! diese neuen, saubern Foderungen,

Die dieser Questenberger bringt!

BUTTLER.

Ich habe mir

Von diesen kaiserlichen Foderungen auch

Erzählen lassen – doch ich hoffe,

Der Herzog wird in keinem Stücke weichen.

ILLO.

Von seinem Recht gewißlich nicht, wenn nur nicht

– Vom Platze!

BUTTLER betroffen.

Wißt Ihr etwas? Ihr erschreckt mich.

ISOLANI zugleich.

Wir wären alle ruiniert!

ILLO.

Brecht ab!

Ich sehe unsern Mann dort eben kommen

Mit Genralleutnant Piccolomini.

BUTTLER den Kopf bedenklich schüttelnd.

Ich fürchte,

Wir gehn nicht von hier, wie wir kamen.[317]


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 315-318.
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