Neunter Auftritt


[377] Thekla allein.


Dank dir für deinen Wink! Er macht

Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit.

So ists denn wahr? Wir haben keinen Freund

Und keine treue Seele hier – wir haben

Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe.

Du, Liebe, gib uns Kraft, du göttliche!

O! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sinds,

Die diesem Bündnis unsrer Herzen leuchten.

Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt,

Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier,

Und selbst die Liebe, wie in Stahl gerüstet,

Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf.

Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus,

Und schleunig will das Schicksal mit uns enden.

Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus,

Ein holder Zauber muß die Seele blenden.

Es lockt mich durch die himmlische Gestalt,

Ich seh sie nah und seh sie näher schweben,

Es zieht mich fort, mit göttlicher Gewalt,

Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben.


Man hört von ferne die Tafelmusik.


O! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn,

Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen,

Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn,

Aus unterirdschen Schlünden fahren Flammen,

Blindwütend schleudert selbst der Gott der Freude

Den Pechkranz in das brennende Gebäude!


Sie geht ab.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 377.
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