Dritter Auftritt


[411] Vorige. Illo kommt.


ILLO zu Terzky.

Weiß ers?

TERZKY.

Er weiß es.

ILLO zu Wallenstein.

Denkst du deinen Frieden

Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein

Vertraun zurückzurufen? wär es auch,

Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,

Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,

Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.

TERZKY.

Sie haben Dokumente gegen uns

In Händen, die unwidersprechlich zeugen –

WALLENSTEIN.

Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.

ILLO.

So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein

Schwager,

In deinem Namen unterhandelt hat,

Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?

Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,

Und deinen Wiener Feinden nicht!

TERZKY.

Du gabst nichts Schriftliches – Besinn dich aber,

Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.

Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem

Geheimnis retten kann, wird ers bewahren?

ILLO.

Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun

Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,

Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du[411]

Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung

Bist du verloren, wenn dus niederlegst.

WALLENSTEIN.

Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer

Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,

Die Macht ist mein, sie müssens niederschlucken,

– Und stell ich Kaution für meine Treu,

So müssen sie sich ganz zufriedengeben.

ILLO.

Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick

Ists dein; doch zittre vor der langsamen,

Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer

Gewalt beschützt dich heute noch und morgen

Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,

Sie werden unvermerkt die gute Meinung,

Worauf du jetzo fußest, untergraben,

Dir einen um den andern listig stehlen –

Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,

Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.

WALLENSTEIN.

Es ist ein böser Zufall!

ILLO.

O! einen glücklichen will ich ihn nennen,

Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,

Treibt dich zu schneller Tat – Der schwedsche Oberst –

WALLENSTEIN.

Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?

ILLO.

Er will nur dir allein sich anvertraun.

WALLENSTEIN.

Ein böser, böser Zufall – Freilich! Freilich!

Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.

TERZKY.

Er ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,

Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten

Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?

Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,

Wird er, der Weichling, Stärke gnug besitzen? –

WALLENSTEIN in Nachsinnen verloren.

Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.

Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde

Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben.

Und kehr ich noch so ehrlich auch zurück

Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen –[412]

ILLO.

Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu,

Der Ohnmacht nur wirds zugeschrieben werden.

WALLENSTEIN in heftiger Bewegung auf und ab gehend.

Wie? Sollt ichs nun in Ernst erfüllen müssen,

Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?

Verflucht, wer mit dem Teufel spielt! –

ILLO.

Wenns nur dein Spiel gewesen, glaube mir,

Du wirsts in schwerem Ernste büßen müssen.

WALLENSTEIN.

Und müßt ichs in Erfüllung bringen, jetzt,

Jetzt, da die Macht noch mein ist, müßts geschehn –

ILLO.

Wo möglich, eh sie von dem Schlage sich

In Wien besinnen und zuvor dir kommen –

WALLENSTEIN die Unterschriften betrachtend.

Das Wort der Generale hab ich schriftlich –

Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?

TERZKY.

Es war – er meinte –

ILLO.

Bloßer Eigendünkel!

Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.

WALLENSTEIN.

Es braucht das nicht, er hat ganz recht –

Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,

Sie haben eine Schrift mir übersandt,

Und widersetzen laut sich dem Befehl.

Der erste Schritt zum Aufruhr ist geschehn.

ILLO.

Glaub mir, du wirst sie leichter zu dem Feind,

Als zu dem Spanier hinüberführen.

WALLENSTEIN.

Ich will doch hören, was der Schwede mir

Zu sagen hat.

ILLO pressiert.

Wollt Ihr ihn rufen, Terzky?

Er steht schon draußen.

WALLENSTEIN.

Warte noch ein wenig.

Er hat mich überrascht – Es kam zu schnell

– Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall

Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.

ILLO.

Hör ihn fürs erste nur. Erwägs nachher.


Sie gehen.[413]


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 411-414.
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