Dreizehnter Auftritt

[471] WALLENSTEIN im Harnisch.

Du hasts erreicht, Octavio – Fast bin ich

Jetzt so verlassen wieder, als ich einst

Vom Regenspurger Fürstentage ging.

Da hatt ich nichts mehr als mich selbst – doch was

Ein Mann kann wert sein, habt ihr schon erfahren.

Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen,

Da steh ich, ein entlaubter Stamm! Doch innen

Im Marke lebt die schaffende Gewalt,

Die sprossend eine Welt aus sich geboren.

Schon einmal galt ich euch statt eines Heers,

Ich einzelner. Dahingeschmolzen vor

Der schwedschen Stärke waren eure Heere,

Am Lech sank Tilly, euer letzter Hort,[471]

Ins Bayerland, wie ein geschwollner Strom,

Ergoß sich dieser Gustav, und zu Wien

In seiner Hofburg zitterte der Kaiser.

Soldaten waren teuer, denn die Menge

Geht nach dem Glück – Da wandte man die Augen

Auf mich, den Helfer in der Not, es beugte sich

Der Stolz des Kaisers vor dem Schwergekränkten,

Ich sollte aufstehn mit dem Schöpfungswort

Und in die hohlen Läger Menschen sammeln.

Ich tats. Die Trommel ward gerührt. Mein Name

Ging wie ein Kriegsgott durch die Welt. Der Pflug,

Die Werkstatt wird verlassen, alles wimmelt

Der altbekannten Hoffnungsfahne zu –

– Noch fühl ich mich denselben, der ich war!

Es ist der Geist, der sich den Körper baut,

Und Friedland wird sein Lager um sich füllen.

Führt eure Tausende mir kühn entgegen,

Gewohnt wohl sind sie, unter mir zu siegen,

Nicht gegen mich – Wenn Haupt und Glieder sich trennen,

Da wird sich zeigen, wo die Seele wohnte.


Illo und Terzky treten ein.


Mut, Freunde, Mut! Wir sind noch nicht zu Boden.

Fünf Regimenter Terzky sind noch unser,

Und Buttlers wackre Scharen – Morgen stößt

Ein Heer zu uns von sechzehntausend Schweden.

Nicht mächtger war ich, als ich vor neun Jahren

Auszog, dem Kaiser Deutschland zu erobern.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 471-472.
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