Neunter Auftritt


[466] Gräfin. Vorige.


GRÄFIN.

Ich kann die Angst – ich kanns nicht länger tragen,

Um Gotteswillen, sagt mir, was es ist.

ILLO.

Die Regimenter fallen von uns ab.

Graf Piccolomini ist ein Verräter.

GRÄFIN.

O meine Ahnung!


Stürzt aus dem Zimmer.


TERZKY.

Hätt man mir geglaubt!

Da siehst dus, wie die Sterne dir gelogen!

WALLENSTEIN richtet sich auf.

Die Sterne lügen nicht, das aber ist

Geschehen wider Sternenlauf und Schicksal.

Die Kunst ist redlich, doch dies falsche Herz

Bringt Lug und Trug in den wahrhaftgen Himmel.[466]

Nur auf der Wahrheit ruht die Wahrsagung,

Wo die Natur aus ihren Grenzen wanket,

Da irret alle Wissenschaft. War es

Ein Aberglaube, menschliche Gestalt

Durch keinen solchen Argwohn zu entehren,

O nimmer schäm ich dieser Schwachheit mich!

Religion ist in der Tiere Trieb,

Es trinkt der Wilde selbst nicht mit dem Opfer,

Dem er das Schwert will in den Busen stoßen.

Das war kein Heldenstück, Octavio!

Nicht deine Klugheit siegte über meine,

Dein schlechtes Herz hat über mein gerades

Den schändlichen Triumph davongetragen.

Kein Schild fing deinen Mordstreich auf, du führtest

Ihn ruchlos auf die unbeschützte Brust,

Ein Kind nur bin ich gegen solche Waffen.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 466-467.
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